BLKÖ:Popel-Lobkowitz, Zdenko Adalbert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 336. (Quelle)
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52. Zdenko Adalbert Popel-L., der erste Fürst (geb. 15. August 1568, gest. zu Wien 16. Juni 1628), der zweite Sohn Ladislaus (II.) aus dessen Ehe mit Johanna Berka von Dub und Lipa. Erhielt seine Ausbildung bei den Jesuiten in Prag und vollendete sie an der dortigen Hochschule. Im Jahre 1584 ging er auf Reisen, blieb bis 1588 in Italien, 1589 und 1590 in Spanien und Portugal. Nach seiner Rückkehr wurde er im Jahre 1591 Reichshofrath. Der Fürst zählte damals 23 Jahre. Von nun an wurde Zdenko Adalbert zu verschiedenen mehr und minder wichtigen Missionen verwendet, ging im Jahre 1592 zu den Administratoren Chursachsens und des Erzstiftes Magdeburg, dann zu dem Churfürsten von Brandenburg, um Hilfsvolk gegen die Türken zu erwirken. Zu ähnlichem Zwecke ging er um die Mitte des Jahres 1595 nach Madrid, andere Missionen vollführte er im Jahre 1597 nach Wien, später an einige deutsche Höfe, dann nach Parma und zum Dogen von Venedig. Als im Jahre 1599 Erzherzog Mathias von den Türken zurückgedrängt wurde, mußte Zdenko Adalbert nach Prag und Znaim reisen, um dort die Ausrüstung und das Vorrücken der Ersatztruppen zu betreiben. Im Jahre 1599 wurde Zdenko von Kaiser Rudolph II. zum Oberstkanzler von Böhmen ernannt. In dieser wichtigen Stellung war er vertrauter Rath der Kaiser Rudolph und Mathias, und indem er sich der utraquistischen Partei entgegengestellt, nahm er entscheidenden Einfluß auf die damaligen Ereignisse und stand treu zu seinem Kaiser. Er widerrieth nicht nur den bekannten Majestätsbrief, sondern auch, als er das am 10. Juli 1609 dem Kaiser abgedrungene Document als oberster Kanzler des Königreichs unterschreiben sollte, verweigerte er standhaft die Unterfertigung und es mußte somit an seiner Stelle der Oberstburggraf Adam von Sternberg mitfertigen. Auf dem Prager Landtage des Jahres 1617 schlug er den Erzherzog Ferdinand zum Thronfolger des Kaisers Mathias vor und setzte auch seine Wahl zum Könige durch. Wo er konnte, trat er zum Schutze der katholischen Kirche auf und im Streite der Braunauer mit ihrem Abte, wegen Erbauung einer protestantischen Kirche, nahm er sich energisch ihres Abtes an und gab den Braunauern im Namen des Kaisers den gemessenen Befehl, dem Abte die Schlüssel der Kirche auszufolgen und sich mit dem Vollzuge dieses Auftrages bei der böhmischen Hofkanzlei in Prag auszuweisen. Während der durch den berüchtigten Fenstersturz gekennzeichneten Ereignisse vom 23. Mai 1618 befand sich Zdenko in Wien an der Seite seines Monarchen und entging auf diese Art wohl dem Geschicke Slavata’s und Martinitz, deren beider sich seine energische Gattin Polyxena [S. 329, Nr. 45] angenommen, sie in ihrem Hause versteckt und ihnen Mittel zur Flucht verschafft, dafür aber selbst Unbilden von den aufrührerischen Baronen zu erdulden hatte. Auf dem Landtage des Jahres 1619 (18. bis 22. Mai) entsetzten die Stände ihn und noch mehrere Große des Reiches, die zum Könige hielten, ihrer Aemter und Würden, verwiesen ihn des Landes und confiscirten seine Güter. Während dieser Vorgänge im Vaterlande begleitete Zdenko Ferdinand II. zur Kaiserwahl nach Frankfurt und wurde dort zum Lohne seiner treuen und ersprießlichen Dienste mit Decret vom [337] 17. October 1623 und mit Diplom vom 17. August 1624 sammt seinen Nachkommen, beiderlei Geschlechts, in den Reichsfürstenstand erhoben. Früher schon, im Jahre 1621, war er von dem Könige von Spanien Philipp III. mit dem goldenen Vließ ausgezeichnet worden. Seinen frommen, der Kirche ergebenen Sinn bethätigte der Fürst durch den Bau neuer und die Wiederherstellung mehrerer in den Religionswirren jener Zeit verwüsteten Kirchen und Klöster. Der Fürst war mit Polyxena von Pernstein, verwitweten von Rosenberg, deren Lebensskizze schon [unter Nr. 45] mitgetheilt worden, vermält und hatte aus dieser Ehe den durch seine Schicksale denkwürdigen einzigen Sohn Wenzel Franz Euseb [s. d. S. 330, Nr. 50]. Die in der „Beschreibung böhmischer Privatmünzen und Medaillen“ auf Tafel XXVIII, Nr. 244, und der Tafel XXIX, Nr. 242 und 243 abgebildeten und auf S. 283 des Textes unter Nr. 11, 12 u. 13 beschriebenen Medaillen scheinen anläßlich der Erhebung Zdenko’s in den Fürstenstand geprägt worden zu sein.