BLKÖ:Reuß-Plauen, Heinrich Fürst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 358. (Quelle)
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Reuß-Plauen, Heinrich Fürst (k. k. Feldmarschall, Ritter des Maria [359] Theresien-Ordens, geb. im Schlosse Greiz 22. Februar 1751, gest. ebenda 30. August 1825). In der Reihe der Heinriche seiner Linie Heinrich XV. [Vergl. über diese Eigenthümlichkeit des Reuß’schen Hauses das Nähere in den Qu. S. 360 u. f.] Im März 1766 trat er in das Infanterie-Regiment Hessen-Darmstadt Nr. 35. Als Kaiser Joseph II. im Türkenfeldzuge das Commando der Armee übernommen, wählte er den Fürsten zu seinem General-Adjutanten. In dieser Stellung that er sich bei Schabatz (1788) so hervor, daß ihn der Kaiser zum Obersten bei Wenzel Colloredo-Infanterie ernannte. Im folgenden Jahre zeichnete er sich bei Belgrad aus. Im Jahre 1793 stand er in den Niederlanden. Dort behauptete er am 30. April mit vier Compagnien und einer Abteilung Karaczay-Chevauxlegers den Ort Oudin gegen die Angriffe des Feindes mit unerschütterlicher Tapferkeit. Der Generalissimus Prinz Coburg berief den tapferen Fürsten in seine Nähe und ernannte ihn, nachdem er zum General-Major befördert worden. zu seinem General-Adjutanten. Im denkwürdigen Reitergefechte bei Avesnes le Sec, am 12. September 1793, theilte der Fürst den Ruhm des Tages mit dem General Bellegarde und dem Fürsten Johann Liechtenstein. Im Februar 1797 wurde der Fürst zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt und stand als Divisionär in der Armee des Erzherzogs Karl. Als solcher hatte er entscheidenden Antheil an dem Siege bei Stockach, am 25. März 1799, und an jenem von Winterthur und Zürch, am 4. Juni d. J., in letzterem befehligte der Fürst die fünfte Colonne – 10 Bataillone und 20 Schwadronen – und hielt in seiner Stellung auf der Höhe von Seebach gegen General Oudinot’s wiederholte Angriffe festen Stand. Im folgenden Feldzuge mit einem Armeecorps von 22.000 Mann zur Vertheidigung Tirols befehligt, löste er seine Aufgabe, ungeachtet der Mißerfolge unserer Armee in Italien und Deutschland, mit so viel Umsicht. daß ihm nach geschlossenem Waffenstillstande die tirolischen Stände die goldene Medaille verehrten. Im Feldzuge des Jahres 1805 wieder in der Armee des Erzherzogs Karl, pflückte er in der Schlacht bei Caldiero, wo er Beweise ebenso großer Tapferkeit als von Umsicht in seinen Anordnungen gab, neue Lorbeern. Im Feldzuge des Jahres 1809 bestand er bei Kirchdorf (20. April) ein glänzendes Gefecht; ein noch glänzenderes und entscheidenderes bei Neumarkt (24. April) wo er mit seiner ersten Colonne, ehe die zweite und dritte in’s Gefecht gerückt waren, die Bayern unter Wrede vollends zurückwarf; als dann die Bayern, von frischen Truppen unterstützt, den Kampf von Neuem begannen und unsere Truppen bereits zum Rückzuge schritten, eilte der Fürst den Weichenden zu Hilfe und warf die Bayern über Neumarkt bis Eklhofen zurück. Die Bayern verloren an diesem Tage an 900 Gefangene und 2000 Todte. Indem nun der Fürst den Rückzug von Ebelsberg über die Enns unter den ungünstigsten Verhältnissen mit großer Umsicht und geringem Verluste ausführte, vereinigte sich sein Corps auf dem Marchfelde mit der Hauptarmee. Als nach der Schlacht bei Wagram unsere Armee den Rückzug gegen Znaim antrat, leistete der Fürst an den Tagen des 10., 11. und 12. Juli die wesentlichsten Dienste, indem es galt, die Verbindung unserer Armee mit Böhmen zu erhalten, wozu der Fürst die trefflichsten Dispositionen getroffen hatte. [360] Der Fürst, mit seinem Corps die Arrièregarde bildend, hielt sich, wie er Befehl erhalten, bei Hollabrunn und Schöngrabern auf das Aeußerste. Indem er dann gegen Znaim vordrang, hielt er die Stadt, deren Brücke über die Thaya verrammelt war, dann die Höhen hinter Klosterbruck und dießseits Teschwitz besetzt, alle Angriffe abwehrend, bis gegen Abend durch den mittlerweile geschlossenen Waffenstillstand die weiteren Kämpfe eingestellt wurden. Im Juli 1809 erhielt der Fürst in Würdigung seiner in den vorangegangenen Kämpfen erworbenen Verdienste das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Nach geschlossenem Frieden kehrte der Fürst in seine Heimat Greiz zurück, als aber die Kämpfe im Jahre 1813 neuerdings begannen, trat derselbe wieder in die Reihen der österreichischen Armee ein, in welcher er das Commando des gegen Bayern aufgestellten Beobachtungscorps – 2 Infanterie- und 1 Cavallerie-Division – erhielt. Daselbst schloß er am 8. October g. J. mit dem bayerischen General Grafen Wrede zu Ried jene bekannte Uebereinkunft ab, durch welche Bayern dem Rheinbunde entsagte und sich zur Vereinigung seiner Armee mit jener der verbündeten Mächte verpflichtete. Für diesen durch des Fürsten Umsicht gewonnenen, wenngleich unblutigen, aber in der Folge wichtigen Sieg wurde ihm von Kaiser Franz das Großkreuz des Leopold-Ordens verliehen. Als am 20. April 1814 Venedig durch Capitulation in den Besitz Oesterreichs gelangte, wurde der Fürst zum General-Gouverneur von Venedig ernannt. Nachdem er auf diesem Posten die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, legte er denselben nieder und kehrte, mit dem goldenen Civil-Ehrenkreuze und dem Orden der eisernen Krone 1. Classe ausgezeichnet, in seine Heimat zurück. Als General Hiller, Commandirender in Galizien, im Jahre 1819 starb, wurde Fürst Reuß an dessen Stelle berufen, und wirkte auf derselben, namentlich zur Zeit der Erhebung der Donaufürstenthümer mit Umsicht und Energie. Im October 1824 zog sich der Fürst ganz in’s Privatleben zurück, bei welcher Gelegenheit Kaiser Franz dem erprobten Feldherrn und Staatsmanne die Feldmarschallswürde verlieh. Nicht lange genoß der Fürst diese letztere Auszeichnung, denn schon im folgenden Jahre starb er im Alter von 74 Jahren. Seit 1801 war der Prinz Inhaber des 17. Infanterie-Regiments, nachmals Hohenlohe-Langenburg.

Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, k!. 4°.) S. 5, 1045 u. 1747. – Biographie des hommes vivants ou histoire par ordre alphabétique de la vie publique de tous les hommes qui se sont foit remarquer par leurs actions ou leurs écrits (Paris 1819, L. G. Michaud, 8°.) Tome V, p. 180.