BLKÖ:Rouvroy, Johann Theodor Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 27 (1874), ab Seite: 175. (Quelle)
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Rouvroy, Johann Theodor Freiherr von (k. k. Feldzeugmeister und Commandeur des Maria Theresien-Ordens, geb. im Luxemburg’schen im Jahre 1727, gest. zu Semlin 30. September 1789). Entstammt einer altfranzösischen, in Sachsen ansässigen Familie, aus der mehrere Mitglieder sich als militärische Schriftsteller bekannt gemacht haben. Johann Theodor’s Vater diente als Artillerie-Oberlieutenant in der sächsischen Armee und auch Johann Theodor war in dieselbe getreten, ging aber im Jahre 1753, 26 Jahre alt, als Hauptmann in österreichische Dienste, u. z. zur Artillerie über. Daselbst beschäftigte er sich zunächst mit der Verbesserung seiner Waffe, und gab in den Gefechten bei Domstädtl und [176] Holitz die ersten Beweise von der Tüchtigkeit seiner Reformen. Für Domstädtl erhielt er auch in der 3. Promotion (vom 4. December 1758) das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Er wurde nun Major und zeichnete sich bei der Einschließung des Fouquet’schen Corps bei Landshut, am 23. Juni 1760, damals bereits Oberstlieutenant, so aus, daß Loudon den wesentlichsten Antheil des Sieges Rouvroy’s Bemühungen zuerkannte. In Folge dessen rückte R. zum Obersten vor. Neue Proben seiner Umsicht und geschickten Verwendung seiner Waffe gab R. bei der Einnahme von Glatz, wobei ihn der damalige Major und nachmalige Maria Theresien-Ritter Johann Freiherr v. Bechard [Bd. I, S. 205] wesentlich unterstützte; ferner bei der jedoch ohne den Erfolg der Uebergabe bewerkstelligten Einschließung von Breslau. Bei Liegnitz, am 15. August 1760, leistete R. mit seiner bei Linowitz aufgestellten Batterie, nachdem das Loudon’sche Corps sich bereits über die Katzbach zurückzuziehen begonnen, die ersprießlichsten Dienste; ebenso bei dem Sturm auf Schweidnitz am 10. October 1761, wo er durch die Aufstellung seines Geschützes wesentlich den Ueberfall der Festung erleichterte. So hatte R. mit seinem Geschütze bei allen bedeutenden Unternehmungen Loudon’s die besten Dienste geleistet und wurde in Anerkennung derselben, nachdem Kaiser Joseph II. im Jahre 1765 die Commandeur-Classe gestiftet, bei der ersten Verleihung derselben in der zehnten Promotion (vom 15. October 1765) mit noch acht anderen Waffengefährten zum Commandeur ernannt. Im J. 1761 wurde R. zum General-Major, im J. 1787 zum Feldzeugmeister befördert. Im darauffolgenden Türkenkriege erhielt er das Commando der Artillerie, erstürmte unter Joseph’s II. Augen Schabacz, zeichnete sich ganz besonders wieder bei Berbir, im Juni 1789 aus, wo er an der Brust verwundet wurde. Den Fall Belgrads sollte er nicht mehr erleben, schon von Beginn der Belagerungsarbeiten erkrankte er und starb bald darauf zu Semlin im Alter von 62 Jahren. Kaiser Joseph, der ihn für das Großkreuz des Maria Theresien-Ordens ausersehen hatte, ließ seiner Witwe die für diese Classe ausgeworfene Pension anweisen. Rouvroy wurde von Kaiser Joseph zum Inhaber des 2., im Jahre 1772 errichteten Artillerie-Regiments ernannt, und schon im Jahre 1761 den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß in den Freiherrnstand erhoben. R. zählt zu den ausgezeichneten Artillerie-Generalen der kaiserlichen Armee, der übrigens in allen Theilen des Kriegswesens wohl bewandert war und es eben verstand, die Waffe, deren Vervollkommnung und nützliche Verwendung er sich besonders angelegen sein ließ, jenen der anderen anzupassen und durch Zusammenwirkung aller die glänzenden Erfolge zu erzielen, deren er sich in seiner Kriegslaufbahn rühmen durfte.

Freiherrnstands-Diplom ddo. 22. August 1761. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, V. Degen, 8°.) Bd. II, S. 86. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 77, 207, 1728, 1731. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 426 [nach dieser geboren in Sachsen, was irrig]. – Während die von Johann Theodor von Rouvroy gestiftete österreichische Linie schon im Jahre 1761 in den Freiherrnstand erhoben wurde, erhielt die sächsische erst im Jahre 1827 den sächsischen einfachen Adelstand, indem die drei Brüder Friedrich [177] August, Oberst der k. sächs. Artillerie, Commandant und Director der k. Militär-Akademie, Georg Wilhelm Theodor, k. sächs. pens. Artillerie-Capitän, und Karl Heinrich, Artillerie-Major, im genannten Jahre geadelt wurden. Die österreichische Freiherrnlinie scheint erloschen zu sein, die sächsische Adelsfamilie blüht zur Stunde fort. – Freiherrliches Wappen. Ein von einem goldenen Balken quergetheilter Schild. Im oberen rothen Felde ein zur Linken gestreckter abgehauener geharnischter Arm, dessen Hand eine brennende Fackel hält; im unteren blauen Felde befindet sich ein steinerner, mit grauen Pfeilern gestützter Thurm. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher drei gekrönte Turnierhelme sich erheben. Aus der Krone des mittleren wallen zwei rothe Straußenfedern, denen ein goldener achteckiger Stern eingestellt ist; auf jener des rechten ruht der vorbeschriebene geharnischte Arm, auf jener des linken erhebt sich der Thurm des unteren Feldes. Die Helmdecken des rechten Helms und des mittleren zur Rechten sind roth mit Gold, jene des linken und des mittleren zur Linken sind blau mit Silber unterlegt.