BLKÖ:Schirndinger von Schirnding, die Grafen und Freiherren, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 38. (Quelle) | |||
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Rudolph II., Ferdinand III. u. A. mehrere Freiheiten und Privilegien erhalten, als andere adelige Familien in Deutschland. Die Herren von Schirnding erscheinen als Vasallen der kaiserlichen Hochdomstifte. Christoph von Schirnding erhielt nach Salver 1512 die Canonical-Präbende an der Domkirche zu Regensburg. 1518 besaß er eine Domherrn-Präbende in Würzburg, war Propst zum Neuen Münster und bei dem Hochstifte Bamberg als Domherr aufgeschworen. Die reichsfreien Ritter von Schirnding waren unter dem Könige von Böhmen, als Oberlandes- und obersten Lehensherrn, gemeinschaftlich mit dem Churfürsten Maximilian, der Churfürstin Maria Anna in Bayern 1630 und mit 369 anderen Geschlechtern als Gau-Erben der Bergfestung Rothenberg sammt der Herrschaft des Städtchens Rothenberg bei Nürnberg und 67 Nebenbesitzungen, seit 1487 mit fürstlichen Regalien aufgeschworen. Unter den ausgezeichneten Mitgliedern dieses Geschlechtes, im 15. und 16. Jahrhunderte sind bemerkenswerth: Jobst von Schirnding, Hauptmann der Stadt Wunsiedel, der vor den Mauern dieser Stadt die Hussiten zurückschlug, ferner Nikolaus, Ritterhauptmann zu Hohenberg und Wunsiedel; Jobst Adam, Hauptmann auf Kuttenplan, war 1618 Commissarius bei der Belagerung der Stadt Pilsen in Böhmen an den Grafen Ernst von Mansfeld. Die Ausbreitung der Familie nach Böhmen, Sachsen, Bayern und Preußen wurde durch die Hussitenkriege und späteren Unruhen in Böhmen herbeigeführt; in diesen letzteren ward auch die alte Stammburg Schirnding zerstört. In Böhmen verbreitete sich die Familie in mehreren dort reich begüterten Linien, von denen eine die Grafenwürde erlangte. Auch in Sachsen, Preußen und Bayern blühen noch Linien dieses alten Geschlechtes. Als gemeinschaftlicher Stammvater aller dieser Linien betrachtet die Familie den Burgherrn Hanns von und zu Schirnding, der mit seiner Gemalin Maria von Zedtwitz, des Heinz von Zedtwitz auf Neuburg, Asch und Liebenstein im Eger’schen leibliche Schwester, im Jahre 1390 die Burg Schirnding im Besitz hatte. Das Geschlecht Schirnding zerfällt in zwei Hauptlinien, welche wieder in Aeste und Speciallinien getheilt sind. Die I. Hauptlinie theilt sich in die 1) ältere und 2) jüngere Speciallinie. Die ältere in den a) älteren Ast oder die Wasserknotener Linie, welche im Mannsstamme seit 1866 erloschen ist, und von der die drei letzten Generationen in österreichischen Militärdiensten gestanden haben; den b) jüngeren Ast oder die Röthenbacher Linie, und die c) jüngere Special- oder Gravenreuther Linie. Diese letzteren beiden sind in Bayern und Preußen ansässig, haben daher für Oesterreich kein weiteres Interesse, dagegen ist eigentlich österreichisch die sogenannte [39] II. Hauptlinie, welche seit Jahrhunderten in Böhmen begütert, sich in mehrere Nebenlinien theilte, von welchen eine den Grafenstand erlangte, die andere im Freiherrenstande fortblüht, während die übrigen erloschen sind. Durch seine Heirath mit Anna von Bünau erwarb Jobst von Schirnding 1507 die noch gegenwärtig im Besitze der Familie befindliche Herrschaft Schönwald im Pilsener Kreise Böhmens. Diese II. Hauptlinie beginnt ihre ältesten Ahnenproben mit Albert von Schirnding, der mit Anna Eva von Aufseß vermält, 1529 starb. Dessen Sohn war Sigmund von S., vermält mit Anna Katharina Laminger von Albenreuth, deren Urenkel Johann Joachim (II.) von S., Herr auf Schönwald und Neuzedlischt, diese letztere Herrschaft von seiner Mutter Anna Salome Kfelner von Sachsengrün ererbte. Die beiden Söhne desselben aus dessen Ehe mit Anna Maria Thoß von Erlbach sind Johann Friedrich, Stifter der gegenwärtigen böhmischen freiherrlichen, und Johann Leopold, Stifter der gräflichen Linie. Ueber die weitere Stammfolge dieser beiden Linien vergleiche die angeschlossene genealogische Tafel.
I. Zur Genealogie der Grafen und Freiherren Schirndinger von Schirnding. Die Schirndinger von Schirnding sind eines der ältesten Geschlechter des fränkischen Voigtlandes in Bayern, welches bereits 1160 im Egerer Kreise blühte. Sie erscheinen auch Schirnting, irrig sogar Schirnling geschrieben. Nach Urkunden besaßen sie daselbst ihre Stammburg Schirnding (dermalen ein Marktflecken und Grenzpaß gegen Böhmen) schon 1211 zur Zeit des Kaisers Otto IV. Der Burgherr Jobst der Schirndinger fertigte hier mit seinem Siegel 1496 den Heirathsbrief seines Schwagers Albert von Aufseß. Die Burg Schirnding, von befestigter Bauart, war der Seitenschutz der nahen größeren Bergfestung Hohenberg (einer Grenz-Citadelle) und das Wachthaus der Burg war von dieser Citadelle stets mit Kriegsmannschaft besetzt. Nach Salver’s kais. Adels-Urkunden (Würzburg 1775) zeichneten sich die Herren von Schirnding, wie sie sich kurzweg nannten, auf den Turnieren rühmlichst aus, und es wurden dieselben schon 1268 gleich bei der Entstehung des unmittelbar reichsfreien Rittercantons am Gebirge in Franken demselben einverleibt. Diese Reichsritterschaft in Franken, Schwaben und am Rheinstrom von altersher wegen ihrer vielen preiswürdigen Thaten „als des kaiserlichen Adlers rechter Flügel“ gerühmt, hatte von verschiedenen Kaisern, wie vonQuellen zur Genealogie. a) Handschriftliche. Freiherrn-Diplom für den erbländisch-böhmischen Freiherrnstand ddo. Wien am 13. December 1717 für Sigmund Schirndinger von Schirnding; – desgleichen ein zweites ddo. Wien 11. April 1737 für den k. k Hauptmann des Jörger’schen Dragoner Regiments Franz Joseph Schirndinger von Schirnding auf Schönwald, – ferner vom 8. Juni 1746 für Johann Anton Schirndinger von Schirnding sammt seiner Mutter Eleonora Katharina und seinen Schwestern Josepha und Renata; – endlich das Grafen-Diplom vom Jahre 1793 für Johann Anton Freiherrn von Schirnding. – Handschriftliche Mittheilungen des Herrn Grafen Andreas Thürheim. – b) Gedruckte. Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal -Lexikon (Halle und Leipzig, Johann Heinrich Zedler, kl. Fol.) Bd. XXXIV, Sp. 1670 u. 1671. – Kneschke (Ernst Heinrich Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1867, Fr. Voigt, 8°.) Bd. VIII, S. 178,179.– Derselbe, Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854, T. O. Weigel, 8°.) Bd. II, S. 373–375. – Historisch-heraldisches Handbuch zum genealogischen Taschenbuche der gräflichen Häuser (Gotha 1855, Justus Perthes, 32°.) S. 865. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Just. Perthes, 32°.) 1848, S. 324 bis 326; 1849, S. 372–374; 1865, S. 353 bis 861.
[38a] [WS 1] | |||||||||||
Stammtafel der Grafen und Freiherren Schirndinger von Schirnding. (Oesterreichisch-böhmische Linie.) | |||||||||||
Schirnding Jobst 1507. Anna von Bünau. | |||||||||||
Albert † 1529. Anna Eva von Aufseß. | |||||||||||
Sigmund, Anna Katharina Laminger von Albenreuth. 2) N. N. | |||||||||||
Johann Joachim (I.). Anna Salome Kfelner von Sachsengrün, nachmals vermälte Johann Wilhelm Tucher von Schoberau. | |||||||||||
Johann Joachim (II.), Herr auf Schönwald und Neuzedlischt. 1) Anna Maria Thoß von Erlbach. 2) N. N. | |||||||||||
Freiherrlicher Zweig. | Gräflicher Zweig. | ||||||||||
Johann Friedrich † 1714. Maria Katharina Hora von Oczelowitz † 1738. |
Johann Leopold † 1724. Anna Ludmilla Wiedersperger von Wiedersperg. |
Joh. Franz von einem Räuber erschossen 19. Juli 1738. Katharina von Liebenberg. |
Joh. Joseph †. | Joh. Wolfgang †. | Joh. Anton †. | ||||||
Joachim geb. 1714, † 29. Juni 1749. Maria Elisabeth Freiin von Satzenhofen † 1786. |
Wenzel †. | Anton †. | Franz Joseph [5][1] 1734 Freiherr, † 1765. Josepha Gräfin Barbo Karl. Wenzel. |
Wenzel. | Anton. | ||||||
Elisabeth vm. Horov von Oczelowitz |
Franz Joachim (Posthumus) geb. 27. August 1749, † 21. September 1817. Franziska Gräfin Kolowrat- Krakowsky geb. 1762. †. | ||||||||||
Leopold Wenzel † 1734. Eleonore Katharina Freiin von Schirnding † 1749. | |||||||||||
Maria Josepha † 1788, vm. Franz Karl Wilhelm von Löwenstein-Wertheim † 1750. |
Renata vm. Graf Oppersdorf. |
Johann Anton [8] geb. um 1732, †. 1793 Graf, Maria Anna Freiin von Haugwitz. | |||||||||
Emanuel geb. 4. Sept. 1782, † 17. Juli 1833, Aloisia Zebo von Brachfeld † 1817Aloisia vm. Wenzel Peter Freih. Dobrzensky. |
Franziska geb. 9. März 1786, vm. Adalbert Freih. Mladota. |
Johann Nepomuk geb. 25. März 1790, † 10. Jänner 1870, Ludmilla Gräfin Pachta geb. 12. April 1798. Karl [9] geb. 24. Mai 1822. 1) Maria Freiin v. Dobrzensky geb. 1834, † 7. August 1866, 2) Bertha Wolfgang. |
Joseph Karl geb. 30. Juni 1792, †. |
Ignaz [S. 41] geb. 25. August 1794, † 26. November 1820. |
Alois Vincenz geb. 16. April 1798. |
Emerich [2] geb. 2. Mai 1801, † 9. November 1874. |
Ernestine geb. 21. December 1804, vm. Joseph Ernst Kolowrat-Krakowsky auf Tetnitzl † 1864. | ||||
Leopold Anton geb. 1763. †. |
Anton Joseph [1] geb. 10. März 1768, † 16. April 1848. Maria Antonia Gräfin Tige geb. 1782, † 21. Jänner 1835. | ||||||||||
Josephine geb. 2. Juni 1806, vm. Joseph Hoßner. |
Johann Anton geb. 6. September 1813. |
Ferdinand Leopold [S. 36] geb. 7. Juni 1808, † 22., n. A. 28. Juli 1845, Therese Wotipka geb. 2. März 1814. | |||||||||
Katharina geb. 6. Juni 1834. |
Anton geb. 4. Juli 1837. |
Victor geb. 30. December 1838. |
- ↑ Die in den Klammern [ ] befindlichen Zahlen weisen auf die kürzeren Biographien, welche sich auf S. 39–41 (Nr. 1–10) befinden, wenn aber ein S. voransteht, auf die Seitenzahl, auf welcher die ausführliche Lebensbeschreibung des Betreffenden steht.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ In der Vorlage ohne Seitenzahl.