BLKÖ:Speidel, Ludwig
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 36 (1878), ab Seite: 133. (Quelle) | |||
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mir alle Nachrichten, obgleich ich nichts unversucht ließ, mir solche zu verschaffen. Zu Anfang der Fünfziger-Jahre befand er sich bereits in Wien, denn im dritten Bande der von Johannes Nordmann im Jahre 1853 begründeten Wochenschrift: „Der Salon“ erscheint er schon mit einigen lyrischen Gedichten: „Im Walde“, „Bitte“, „Ein freundlich Bild“, welchen im ersten Bande des Jahrganges 1854 weiter noch zwei: „Eine Legende“ und „Hoffnung“ folgten. Ziemlich um dieselbe Zeit tritt er in dem Wiener Blatte „Der Wanderer“ im Feuilleton mit einer Folge von Gedichten auf. Später aber verließ er das ihm weniger zusagende Feld der Lyrik und wurde [134] Feuilletonist. Nun befand er sich im richtigen Fahrwasser. Ein frisches, keckes, feines Talent, das zwischen eigener Productivität und Kritik mitten inne steht, erweckte er mit seinen ohne Rücksicht auf Personen, stets die Sache ins Auge fassenden, geistsprühenden Feuilletons die Aufmerksamkeit des Zeitungen lesenden Publikums. Herausgeber glaubt nicht zu irren, wenn er sagt, daß S. fast bei sämmtlichen größeren Wiener Journalen, und zwar bei beiden „Pressen“, im „Vaterland“, in der „Ostdeutschen Post“, im „Wanderer“, bald länger, bald kürzer als Feuilletonist thätig gewesen. Zur Zeit des Ministeriums Belcredi-Larisch (Juni 1865) wurde er von dem damaligen Chef der Präsidial-Kanzlei im Staatsministerium, Bernhard Ritter von Meyer [Bd. XVIII, S. 88, Nr. 18], für das Musikreferat der „Wiener (amtlichen) Zeitung“ gewonnen. Mit selbständigen Arbeiten ist S., so viel Herausgeber dieses Lexikons weiß, bisher nicht hervorgetreten, eine Sammlung selbst nur seiner bedeutendsten Feuilletons würde aber einen stattlichen Band füllen. S. bekundet in denselben eine ungewöhnlich starke Belesenheit, die er jedoch nicht plagiatorisch verwerthet, sondern geistig verarbeitet hie und da in seinen feuilletonistischen Essays – denn manche seiner Artikel tragen ganz den Geist und Charaktér dieser feinsten und gediegensten Art des Feuilletons – durchschimmern läßt. S. dürfte wohl im Augenblicke zu den hervorragendsten Feuilletonisten der Wiener Journalistik zählen, eine Stelle, welche ihm selbst Don Spavento, der ihn in seinem Pamphlet „Wiener Schriftsteller und Journalisten“ eben nicht mit Glacéhandschuhen erfaßt, streitig zu machen nicht versucht. Michael Klapp zeichnet Speidel’s Silhouette mit folgenden Worten: „Ein derber voller Schwabenkopf mit geistsprühendem Auge, und einem Munde, dem man es ansieht, daß Sarkasmen seine Wollust sind“. So viel uns bekannt ist, besitzt S. nicht gewöhnliche musikalische Kenntnisse, soll sich auch und nicht ohne Glück in der Composition versuchen, in Folge dessen er dann und wann mit seinem Bruder Wilhelm verwechselt wird, wie dieß bei einer Ouverture: „Die Siegesbotschaft“ im Jahre 1862 der Fall war, in welcher ihm die Composition derselben zugeschrieben wurde, welche er dann im Heine’schen „Fremden-Blatte“ (1862, Nr. 76) ablehnte, indem er ausdrücklich seinen Bruder Wilhelm als Compositeur derselben bezeichnete.
Speidel, Ludwig (Journalist, Geburtsort und Jahr unbekannt), Zeitgenoß. Ludwig Speidel ist ein Bruder des als Componist und Musik-Director rühmlich bekannten Wilhelm Speidel, zuletzt und wohl noch Lehrer an dem Musik-Institute in Stuttgart. Da dieser letztere zu Ulm im Jahre 1826 geboren, so wird wohl auch Ludwigs Geburtsort Ulm sein und die Zeit seiner Geburt um das Jahr 1830 fallen. Ueber seinen weiteren Bildungsgang fehlen- Klapp (Michael), Wiener Bilder und Büsten (Troppau 1867, H. Kolch, 8°.) S. 189, im Aufsatze „Der Carneval in Wien“. – Don Spavento, Wiener Schriftsteller und Journalisten. Typen und Silhouetten (Wien 1874, Spitzer und Holzwarth jun., 8°.) S. 27. – Magazin für die Literatur des Auslandes (Leipzig, 4°.) 1865, S. 156.