BLKÖ:Stutterheim, Joseph Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 240. (Quelle)
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Stutterheim, Joseph Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Neustadt in Mähren im J. 1764, gest. zu Lemberg in Galizien 21. Juli 1831, als eines der ersten Opfer der Cholera). Ein Bruder des Franz von Stutterheim [s. d. S. 236). In verschiedenen, das Leben des Generals behandelnden Skizzen wird ausdrücklich bemerkt, daß er nicht zu den Adelsgeschlechtern seines Namens in der Lausitz und in Thüringen gehöre, sondern seine Erhebung in den Freiherrenstand nur sich selbst zu verdanken habe. Auch geschieht in seinem diesbezüglichen Diplome eines ihm etwa zustehenden älteren Adels keine Erwähnung. Es wird aber hier dieses Umstandes ganz besonders gedacht, weil das ihm und der Familie seines Bruders verliehene freiherrliche Wappen mit jenem der alten Freiherren von Stutterheim identisch ist, woraus man auf gleiche Abstammung zu schließen geneigt wäre. Uebrigens scheint das von Joseph und Franz Stutterheim begründete österreichische Geschlecht der Stutterheim bereits erloschen zu sein, denn weder in Militär-, noch in Civilstaatsdiensten Oesterreichs findet sich zur Stunde ein Freiherr von Stutterheim vor, und das genealogische Taschenbuch der freiherrlichen Häuser enthält diesen Namen überhaupt nicht. Als Officierssohn erhielt er Aufnahme in der Wiener-Neustädter Militärakademie, in die er am 21. Jänner 1772 eintrat und aus welcher er am 1. Februar 1783 als Fahnencadet zu Hildburghausen-Infanterie Nr. 8 ausgemustert wurde. Im Jänner 1789 rückte er zum Lieutenant, noch im December d. J. zum Oberlieutenant im Regimente und aus diesem am 29. April 1794 zum Hauptmann im General-Quartiermeisterstabe vor. Am 29. October 1799 wurde er Major, am 30. September 1805 Oberstlieutenant und 1809 Oberst. Als solcher an der Seite des Generalissimus Erzherzogs Karl, stieg er schon im August g. J. in Anerkennung seiner in der Schlacht bei Aspern erworbenen Verdienste zum Generalmajor auf. Im Mai 1815 zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, wurde er am 2. Jänner 1824 Hofkriegsrath, in welcher Eigenschaft er viel zur Organisirung der Armee und besonders ihrer instructiven Zweige beitrug. Bald darauf zum commandirenden General in Galizien ernannt, fiel er in Lemberg als eines der ersten Opfer der über Rußland nach Oesterreich eingeschleppten Choleraseuche. Aus dem Rahmen seine nahezu ein halbes Jahrhundert umfassenden Dienstzeit treten namentlich seine Thaten in der Zeit der französischen Kriege hervor. Hatte er schon als Lieutenant in dem Türkenkriege (1788 und 1789) durch seine Talente und Verwendbarkeit die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten dermaßen auf sich gelenkt, daß er 1794 aus der Linie in den Generalstab übersetzt wurde, so bot sich ihm in diesem bald Gelegenheit zu noch größerer Auszeichnung. Bei der Recognoscirung auf Deidesheim, am 23. September 1794, setzte er sich kaltblütig dem Feuer der feindlichen Kartätschen aus, wirkte tapfer bei der Zerstörung der feindlichen Schanze an der Oggersheimer Chaussée mit und that sich bald darauf bei Mundenheim rühmlich hervor. Im Feldzuge des Jahres 1799 in Italien zeichnete er sich als Generalstabsofficier in allen Schlachten aus, infolge deren die französische Armee aus der Lombardei gedrängt wurde. Seiner bei Aspern 1809 erworbenen [241] Verdienste geschah bereits Erwähnung. Die glänzendsten Beweise seines Muthes und Scharfblicks sollte er aber in den Befreiungskriegen 1813–1815 geben. Im Jahre 1813 befehligte er bei der Armee in Italien eine Grenadier-Brigade. Mit ihr vertheidigte er am 15. November g. J. die Brücke über den Alpon, und in der Schlacht am Mincio am 8. Februar 1814 zeigte er in Angriff und Vertheidigung eine so todesmuthige Entschlossenheit und eine Umsicht, daß der Commandirende, General Graf Bellegarde, ihm schon am 15. Februar das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannte, welches ihm auch mit kaiserlichem Handschreiben ddo. Chaumont, 8. März 1814 verliehen wurde. Am genannten Schlachttage behauptete sich Stutterheim mit seinen vier Grenadierbataillonen auf der weiten Ebene durch volle fünf Stunden gegen den größten Theil der französischen Armee des Vicekönigs von Italien so lange, bis unsere Verstärkungen ankamen, worauf durch gemeinsamen Angriff alle Entwürfe des Feindes vereitelt wurden. Im Jahre 1815 erhielt er, mittlerweile zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, das Commando einer Division im Reservecorps des Erzherzogs Ferdinand d’Este. Die Truppen der Festung Auxonne, welche die große Straße von Dijon sperrt, wollten, der eingegangenen Capitulation entgegen, nicht nach der Loire sich zurückziehen, sondern die Vertheidigung des Platzes fortsetzen, da erhielt er Befehl, Auxonne einzuschließen. In der Nacht vom 26. auf den 27. August ließ er auf der östlichen und westlichen Seite der Stadt vier Batterien erbauen, mit denen er am 28. das Feuer gegen dieselbe begann. Dieses Bombardement war von so großer Wirkung, daß schon nach 24 Stunden die bedingungsweise Unterwerfung zu Stande kam. 1815 wurde er zum zweiten Inhaber des Infanterie-Regiments Nr. 8, in welches er 32 Jahre früher als Fahnencadet eingetheilt worden und dessen erster Inhaber seit 1801 Erzherzog Ludwig war, ernannt und im Jahre 1819 zugleich mit den Kindern seines bereits[WS 1] 1814 verstorbenen Bruders Franz in den erbländischen Freiherrenstand erhoben. Nebst dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ist er auch mit dem Commandeurkreuze des Leopold-Ordens, und von Rußland, Sardinien und Sicilien mit Orden ausgezeichnet worden.

Freiherrenstands-Diplom ddo. 18. Juni 1819. – Leitner von Leitnertreu (Th. Ig.)[WS 2], Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1842, Theodor Steinhaußen, 8°.), S. 474. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1285 u. 1750.
Wappen. Ein blauer Schild, in dessen Mitte zwei große mit den Rücken gegen einander gekehrte goldene Monde. Auf dem Schilde ruht die freiherrliche Krone, auf welcher ein ins Visir gestellter goldgekrönter Turnierhelm sich erhebt. Aus der Krone steigt ein silbernes Pferd mit offenem Maul, rother Zunge und fliegender Mähne hervor. Die Helmdecken sind beiderseits blau mit Gold unterlegt. Als Schildhalter steht zu jeder Seite ein geharnischter Mann, jeder eine Lanze in der Hand, goldenen Degen an der Seite und auf dem Haupt eine Pickelhaube mit rother Feder.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bereis.
  2. Vorlage: Leitner von Leitnertreu (Th. Jos.).