BLKÖ:Wimpffen, Franz Emil Lorenz Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 56 (1888), ab Seite: 247. (Quelle) | |||
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[248] geb. in Prag am 2. April 1797, gest. zu Görz am 26. November 1870), vom Franzens-Zweige des jüngeren (Johann Dietrich’schen) Astes, und zwar von der gräflichen Linie ältester Sohn Franz Karl Eduards, ersten Grafen von Wimpffen, aus dessen erster Ehe mit Victorie geborenen Prinzessin von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, verwitweten Erbprinzessin von Hessen-Philippsthal. Von der in der Familie vorherrschenden Neigung zum Waffendienste getrieben, noch mehr aber von der Begeisterung, welche damals die deutsche Jugend durchloderte, als es galt, die Tyrannei des gewaltigen Zwingherrn des Jahrhunderts zu brechen, trat er, siebzehn Jahre alt, als Unterlieutenant in das k. k. 5. Jäger-Bataillon, aus welchem er bald zum Oberlieutenant bei Lusignan-Infanterie Nr. 16 vorrückte. In diesem Regimente machte er die Feldzüge 1813 und 1814 in Deutschland mit. Dieser Kriegsschule in der Hauptarmee der Verbündeten folgte seine Theilnahme an den Operationen des Generals Frimont in Italien 1815. Nun wurde er in ziemlich rascher Weise befördert, 1822 zum Hauptmann, 1828 zum Major, 1830 zum Oberstlieutenant, 1833 bereits zum Obersten und Commandanten des Infanterie-Regimentes Großherzog von Baden Nr. 59 und Ende 1839 zum Generalmajor und Brigadier in Triest, welches später der Schauplatz seiner energischen Thätigkeit und ausgezeichneten Verwendbarkeit werden sollte. Im November 1846 zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär ernannt, focht er in dieser Eigenschaft im italienischen Feldzuge 1848 im zweiten Armeecorps unter Feldmarschall-Lieutenant d’Aspre. Vicenza, Madonna del Monte, Sona, Somma Campagna, Custozza und Volta sind die Namen, mit denen der des Generals in ruhmvollster Weise bleibend verknüpft ist. Am denkwürdigen Tage der Einnahme von Vicenza (10. Juni 1848), wo dem zweiten Armeecorps der Auftrag ward, gegen die Vorstadt von Porta Padova, dann gegen die Vorstadt San Vito und die Porta Santa Lucia vorzurücken, hatte Wimpffen an den Erfolgen des Tages so ruhmvollen Antheil, daß Feldmarschall Radetzky in seiner Relation des tapferen Generals in auszeichnendster Weise gedachte. Bei den Vorbereitungen zum Schlage von Custozza fiel Wimpffen die Aufgabe zu, die Höhe von Madonna del Monte zu nehmen, das von dem Feinde wieder besetzte Somma Campagna diesem zu entreißen und endlich, nachdem er diese schwierigen Aufgaben mit siegreichem Erfolge gelöst, in das für die Fortsetzung des Feldzuges so wichtige Custozza mit stürmender Hand einzudringen. Die Division des Generals, ihn an der Spitze, hatte mit heldenmütiger Kühnheit gekämpft, mit unerschütterlicher Ausdauer hatte der General bis zum Abend den Kampf unterhalten und so auch für den siegreichen Ausgang desselben den Ausschlag gegeben. Und in gleich glänzender Weise wie am Schlachttage bei Custozza griff er bei Volta ein, als er den hartnäckigen Versuchen Karl Alberts, die verlorenen Stellungen am Mincio wieder einzunehmen, entschiedenen und erfolgreichen Widerstand entgegensetzte und den geschlagenen König zu raschem Rückzuge zwang. Bei Volta, zu dessen Einnahme der Feind, in Erkenntniß der strategischen Wichtigkeit dieses Platzes, von Goito aus alle seine Kräfte aufgeboten hatte, war es die heldenmüthige Haltung des Grafen Wimpffen und des Brigadiers Friedrich [249] Fürsten Liechtenstein, welche die angestrengten Bemühungen des Feindes siegreich vereitelte. Der Corpscommandant General d’Aspre erklärte in seiner Relation, daß nur durch die Schnelligkeit der Bewegung, die Entschlossenheit und den Muth, die Ausdauer und die besonnenen Dispositionen dieser beiden Führer, insbesondere aber durch die freiwillige Wahl der zweckentsprechendsten und entscheidenden Mittel – während ein Rückzug unter den damaligen schweren Umständen keiner Verantwortung unterworfen worden wäre – dieses große Resultat herbeigeführt worden sei. In gerechter Würdigung dieser Waffenthaten wurde Wimpffen in der 151. Promotion vom 27. November 1848 mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Nachdem er kurze Zeit als Gouverneur von Mailand thätig gewesen, pflückte er sich neue Lorbern im Feldzuge 1849. In diesem kurzen, aber umso ruhmvolleren März-Feldzuge – der eigentlich nur ein ununterbrochener Siegeszug gewesen – hatte er die Aufgabe, den Poübergang bei Casale festzuhalten. Wieder bewährte der tapfere General seinen Muth und seine Umsicht durch die klugen strategischen Dispositionen, die er traf. Ebenso glänzende Proben seiner schon oft bewiesenen Tapferkeit gab er bei der Einnahme von Bologna und Ancona im Mai und Juni 1849, nachdem er mit dem Oberbefehl über die zur Intervention im Kirchenstaate bestimmten Truppen war betraut worden. Nach dem Falle der beiden genannten Städte wurde ihm die Oberleitung der unterworfenen Provinzen übertragen; im Spätherbste desselben Jahres erhielt er infolge der Reorganisation der Armee das Gouvernement von Triest mit der Statthalterschaft im Küstenlande, das Präsidium der neugeschaffenen Seebehörde und die Finanz-Landesdirection, sowie provisorisch das Marine-Obercommando. In dieser Stellung, in welcher es ihm gelang, sich einen hohen Grad Beliebtheit bei der Bevölkerung zu erwerben, gesellte er dazu die nicht geringen Verdienste um den Aufschwung der jungen österreichischen Kriegs- und Handelsmarine. Der Monarch anerkannte auch dieselben, indem er dem General, dem in der 157. Promotion vom 26. März 1850 zugleich mit Wohlgemuth, Heß und Schlik das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt worden war, das Großkreuz des Leopoldordens verlieh. Noch wurde der Graf durch Verleihung der geheimen Rathswürde und die Beförderung zum General-Feldzeugmeister geehrt, in welcher Eigenschaft er 1860 in Disponibilität trat. Als Feldzeugmeister erhielt er 1854 nach dem Heranwachsen des schon seit Jahren zum Obercommandanten der Kriegsmarine bestimmten Erzherzogs Ferdinand Max den Oberbefehl über die erste Armee in Wien als commandirender General in Nieder-, Ober- und Innerösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien, und zwar an Stelle des zum Gardehauptmann ernannten Feldmarschalls Grafen Wratislaw. 1859 finden wir ihn mit dem Commando der ersten Armee betraut, in welcher Stellung er in der Schlacht bei Solferino (24. Juni) die Operationen auf dem linken Flügel der österreichischen Aufstellung leitete. Bereits 1851 war er Inhaber des Infanterie-Regimentes Nr. 22, vormals Prinz Leopold beider Sicilien, geworden, auch war er Ehrenritter des Johanniterordens und Ehrenbürger der Stadt Triest. Am 5. October 1825 hatte er sich [250] zu Hietzing mit Maria Anna Cäcilie Henriette Freiin von Eskeles (geb. 2. März 1802, gest. 11. August 1862) vermält und lebte nach seiner Versetzung in Disponibilität auf seinen Gütern Kainberg und Reitenau in Steiermark und Battaglia in Italien. Aus dieser Ehe entstammen drei Söhne, Heinrich Emil, Alphons Franz [S. 232] und Victor [S. 260] und eine Tochter Maria Anna vermälte Freifrau von Gagern. Der Graf starb an den Folgen des Kummers, den der Verlust seines bei Skalitz gefallenen Sohnes Alphons ihm bereitet hatte.
Wimpffen, Franz Emil Lorenz Graf (k. k. General-Feldzeugmeister, Commandeur des Maria Theresien- und Großkreuz des Leopoldordens,- Oestereichische illustrirte Zeitung (Wien, Engel, Keck u. Pierer, 4°.) IV. Jahrgang, 5. Juni 1854, Nr. 176 und 8. Juni 1854, Nr. 177: „Franz Graf Wimpffen, k. k. Feldmarschall-Lieutenant“. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) Band XXXII, 18. Juni 1859, S. 397: „Franz Graf von Wimpffen“. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 1460, 1752 und 1753. – Strack (Jos). Die Generäle der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen (Wien, Koch und Sohn 1850, br. 12°.) S, 449–460. – Sarkady (István). Hajnal, d. i. Heimat (Wien) Blatt 67. – Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1860, Lorck, 4°.) erste Serie, Sp. 543 [nach diesem geb. am 1. April 1797].
- Porträts. 1) Unterschrift: „Franz, | Graf von Wimpffen“. Karl Mayer (sc.) Nr. 69, 32°. (befindet sich auch im „Genealogischen Taschenbuch der gräflichen Häuser“, 26. Jahrgang 1853). – 2) Unterschrift: „Gróf Wimpffen Ferencz, | Tábornagy“. Marastony 1867 (lith.) (Wien, Reiffenstein und Rösch, 4°.) – 3) In Generalsuniform. Kriehuber lith. (Fol.). – 4) In Marineuniform. Von demselben (Fol.) (beide Wien bei Neumann). – 5) Lithographie von Kriehuber, nach einem Oelgemälde von W. Richter (Wien, Paterno, Fol.). – 6) Holzschnitt nach einer Photographie in der „Illustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. J. Weber) Nr. 18. Juni 1859. – 7) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in der „Oesterreichischen illustrirten Zeitung“ 1854, Nr. 176. – 8) Unterschrift: „Franz Graf Wimpffen. | k. k. Feldmarschall-Lieutenant“. Prinzhofer 1846 [ohne Schnurrbart sehr selten!] (lith.). Gedruckt bei J. Rauh (Wien, L. J. Neumann, Fol.).