Beim Wirth „Zur goldnen Sonne“

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Autor: Friedrich Hofmann
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Titel: Beim Wirth „Zur goldnen Sonne“
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 420–421, 436
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[420–421]

Beim Wirth „Zur goldnen Sonne.“
Nach dem Oelgemälde von J. F. Hennings.

[436] Beim Wirth „Zur goldnen Sonne“. (Mit Illustration S. 420 und 421.) Hier ist gut sein, hier laßt uns den Reisestab an die Wand lehnen und rasten! Ein lauschiger Waldwinkel und ein sonniger Tag, dazu ein Leben unter den alten Bäumen, wie es nur vor einem Wirthshaus möglich ist, das an der Heerstraße liegt und weit und breit im lockenden Rufe steht. Wir haben große Lust, uns unter die lustige Gesellschaft zu mischen, finden aber leider, sie näher betrachtend, daß von all den fröhlichen Menschen, die wir hier versammelt sehen, schon lange keinem ein Zahn mehr weh thut, daß wir so ein anderthalb hundert Jährchen zu spät gekommen sind, um uns noch mit diesen Herrschaften des Lebens zu freuen. Der Künstler des Bildes, Herr J. F. Hennings, verräth uns, daß es Liechtenstein-Kürassiere, natürlich Kaiserliche, gewesen, welche, ein halbes Dutzend, sich allda eingefunden und Rast gehalten.

Wir erkennen auf dem Bilde, daß schon damals zweierlei Tuch den Frauenzimmern ganz besonders wohlgefallen, ferner, daß dem Grünrock, der zur Pürsch ging, vom Erker aus ein Weidmannsheil zugewinkt wurde, und endlich, daß, wenn zwei vornehme Gäste am Kaffeetisch politisiren, der behäbige Wirth ein neutrales Publikum dazu vorstellt. Und über dies Alles sind schon hundert Jahre dahin gegangen! Freilich munkelt man, das Ganze wäre eitel Dichtung, die herrlichen Bäume und die stattlichen Gebäude hätten nirgends anders existirt, als im Kopfe unseres Malers. Wir glauben das nicht: eine solche Gelegenheit ist viel zu schön, zu reizend, um nicht irgendwo in Oesterreichs Wälderpracht vorhanden zu sein. Das Eine freilich wird auch dann zutreffen: unter den rauschenden Aesten und unter dem gastlichen Dache haben sich Tausende erfreut, von denen keine Spur mehr zeugt, und Wald und Haus stehen noch, und dazu ist’s ein wahres Sprüchlein:

„Wie viel hier Zecher mancherlei
Gejubelirt beim Schmause,
Das ist den Bäumen einerlei
Und auch dem alten Hause.“

Fr. Hfm.