Benutzer:A. Wagner/Kupferstich-Kabinett (Dresden) Galeriewerk Woermann Mappe 6
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ALTER MEISTER
ZU DRESDEN[1]
TAFEL I
[Bearbeiten]GIROLAMO GENGA Umbrische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Urbino 1476; gestorben daselbst den 11. Juli 1551. Schüler Luca Signorelli’s und Pietro Perugino’s.
188. BEIM BADEN ÜBERRASCHTE KRIEGER
[Bearbeiten]Dieses Blatt, welches sich nach Massgabe des Stempels T. L. (unten links) vormals im Besitze des Sir Thomas Lawrence in London befand, wurde bei seiner Erwerbung für die Dresdner Sammlung keinem Geringeren als Andrea Mantegna (1431–1506) zugeschrieben, in Dresden jedoch auf den Namen des Antonio del Pollajuolo (1429–1498) umgetauft. Offenbar aber gehört es dem fortgeschritteneren sechzehnten Jahrhundert an. Lermolieff-Morelli schrieb es in der zweiten Auflage seines bekannten Werkes über die deutschen Sammlungen (1891, S. 367) mit grösster Entschiedenheit dem Girolamo Genga zu. Wenn wir uns dieser Benennung angeschlossen haben, so gestehen wir doch, dass wir vorläufig Morelli die Verantwortung dafür überlassen müssen.
TAFEL II
[Bearbeiten]RAFFAELLO SANTI DA URBINO ODER GIULIO ROMANO Römische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Urbino den 7. April 1483; gestorben zu Rom den 6. April 1520, empfing Raphael den ersten Unterricht von seinem Vater Giovanni Santi in Urbino, war dann hauptsächlich Schüler Pietro Perugino’s in Perugia. Unter dem Einfluss von Meistern wie Lionardo da Vinci, Fra Bartolommeo und Michel-Angelo weiterentwickelt, gelangte er schliesslich zur höchsten künstlerischen Selbständigkeit und Freiheit. Bis 1508 arbeitete er hauptsächlich in Perugia und Florenz, nach dieser Zeit in Rom, wo er als der Führer der römischen Malerschule galt.
Sein Hauptschüler Giulio Pippi, genannt Giulio Romano, wurde 1492 in Rom geboren und starb am 1. November 1546 in Mantua, wohin er 1524 übergesiedelt war.
AMOR-STUDIEN FÜR DIE FRESKEN DER FARNESINA
[Bearbeiten]189. AMOR NACH LINKS GEWANDT. VORDERSEITE
[Bearbeiten]190. AMOR VOM RÜCKEN GESEHEN. RÜCKSEITE DESSELBEN BLATTES.
[Bearbeiten]Die Zeichnung der Rückseite, die genau so wichtig ist, wie diejenige der Vorderseite, ist bisher überhaupt nicht beachtet worden, obgleich die Vorderseite, die von 1860–1889 in Dresden öffentlich ausgestellt war, von Braun (76) und Oppenheim (25) photographirt worden. – Dass die Zeichnungen beider Seiten die Originalentwürfe zu den genannten Gestalten in Raphael’s berühmten Fresken der Villa Farnesina zu Rom sind, die der Meister durch seine Schüler zwischen 1516 und 1519 ausführen liess, erscheint uns zweifellos. Dagegen ist eine Meinungsverschiedenheit darüber möglich, ob Raphael, von dem sicher die Gesammtkomposition dieser Fresken herrührt, nicht schon die Vorbereitung der einzelnen Gestalten seinen Schülern überlassen habe. Unser Blatt ist so fein empfunden wie manche andere Rötelzeichnungen, die bisher auf Raphael selbst zurückgeführt wurden, von der neueren italienischen Forschung (besonders von Morelli) aber Giulio Romano zugeschrieben werden. Gehört doch selbst das Blatt mit den beiden aufrecht stehenden nackten Männern in der „Albertina“ zu Wien hierher, das Blatt, das Raphael unserem Dürer geschickt haben soll! Unser schönes Blatt wurde von Lermolieff (Morelli) in der ersten Auflage seines oft genannten Werkes auffallender Weise mit Stillschweigen übergangen. In der zweiten Auflage (1891, S. 366) aber sagt er, sie sei „doch wohl eher“ von Giulio Romano als von Raphael. Die Möglichkeit, dass sie von Raphael selbst herrühre, hat also auch der berühmte italienische Kenner nicht ausschliessen wollen. Hermann Dollmayr („Raphael’s Werkstätte“ im Jahrbuch der Sammlungen des A. H. Kaiserhauses XVI, 1895, S. 310–315) verteilt sämtliche Fresken der Villa Farnesina zwischen Giulio Romano und Giov. Fr. Penni. Die Fresken, zu denen unsere Zeichnungen herrühren, schreibt auch er dem Giulio Romano zu. Unser Blatt wird ihm nicht erinnerlich gewesen sein, wie die Rückseite ihm nicht bekannt gewesen sein kann. Er nennt es nicht, müsste es jedoch, da es den Kopien nach den Farnesinabildern nicht zugerechnet werden kann, nach seinen übrigen Ausführungen Giulio Romano zuschreiben.
TAFEL III
[Bearbeiten]PERINO DEL VAGA Römische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz den 28. Juni 1500; gestorben zu Rom den 19. Oktober 1547. Schüler des Ridolfo Ghirlandajo in Florenz, Gehülfe und Nachahmer des Raphael Santi von Urbino in Rom. Thätig hauptsächlich in Genua und in Rom.
191. VERZIERTER SCHÜSSELRAND
[Bearbeiten]Dieses Blatt wurde 1839 von J. D. Passavant (Rafael von Urbino I S. 189, II S. 436 und S. 530 N. 261) dem grossen Raphael zugeschrieben und vermutungsweise für eine der Zeichnungen erklärt, die dieser 1510 für Agostino Chigi als Entwürfe für zwei Bronzeschüsseln gefertigt, deren Ausführung dem Cesarino di Francesco Rosetti aus Perugia übertragen wurde. Lermolieff (Morelli) äusserte in der ersten Auflage seines Buches (1880, S. 260–261) noch keinen Zweifel an der Urheberschaft Raphael’s. Er nennt das Blatt „ein ganz homerisches Bild“ und „eine herrliche Zeichnung“. Indessen liess sich bei näherer Betrachtung und fortgesetztem Studium der Zeichnungen Raphael’s die „Echtheit“ unseres Blattes nicht aufrecht erhalten; und Morelli selbst gebührt das Verdienst, schliesslich die Hand Perino del Vaga’s in ihm erkannt zu haben. In der zweiten Auflage seines Buches (1891, S. 365) sagt er darüber: „Vor zehn Jahren erschien auch mir dieses Blatt als von der Hand des Urbinaten; nach meinen in der Zwischenzeit fortgesetzten Studien bin ich jedoch zur Einsicht gelangt, dass die Formen auf diesem interessanten Blatt denen Raffael’s durchaus nicht, wohl aber denen auf den Zeichnungen seines geistreichen Nachahmers, Perino del Vaga entsprechen. Denselben Rosstypus gewahren wir überdies ebenfalls auf der schön getuschten Zeichnung Perino’s in der Salle aux boites im Louvre „Moses, der durch das rote Meer zieht“, auch dort fälschlich Raffael zugetheilt (Braun 275), und noch deutlicher auf der andern ganz vorzüglichen Tuschzeichnung des Perino, ebenfalls einen Triumphzug Neptuns darstellend, in der Albertina zu Wien (Braun 21). Die Bewegung Neptuns und der Rossetypus sind auf beiden Zeichnungen dieselben. Ein anderes Blatt Perino del Vaga’s mit einer ähnlichen Komposition befindet sich in der Sammlung der Universität zu Oxford und führt im Robinson’schen Katalog die No. 83 und den Namen des Giulio Romano, während Passavant dieselbe wieder dem Raffael zuerkennt“. Wir schliessen uns diesen Ausführungen an.
TAFEL IV
[Bearbeiten]ANTONIO ALLEGRI DA CORREGGIO Schule von Parma
[Bearbeiten]Geboren zu Correggio um 1494; gestorben daselbst den 5. März 1534. Anfangs Schüler des Antonio Bartolotti in seiner kleinen Vaterstadt, scheint er später unter Francesco Bianchi in Modena weiter gebildet worden zu sein. War er also aus der ferraresisch-bolognesischen Schule hervorgegangen, so entwickelte er sich doch bald selbständig zu dem Haupte einer neuen Schule, der Schule von Parma, dem Hauptsitz seiner Thätigkeit.
192. ENTWURF ZUR MADONNA MIT DEM HEIL. GEORG
[Bearbeiten]Gerade die Abweichungen des Blattes von dem Gemälde lassen es, gegenüber der offenbaren Ähnlichkeit mit demselben, einerseits als Vorstufe zu ihm, eben deshalb aber anderseits auch sicher als eigenhändige Zeichnung des Meisters erscheinen. So auch Morelli-Lermolieff, erste Auflage, 1880, S. 260, zweite Auflage, 1891, S. 369. – Der Stempel T. L. unten links weist darauf hin, dass das Blatt vormals in der Sammlung des 1830 gestorbenen englischen Malers Sir Thomas Lawrence sich befand.
TAFEL V
[Bearbeiten]CESARE DA SESTO Mailändische Schule
[Bearbeiten]Geboren um 1480 in Sesto Calende am Lago Maggiore. Wann und wo er gestorben ist nicht bekannt. Er war Schüler Lionardo da Vinci’s, geriet aber später unter den Einfluss der römischen Schule. Er arbeitete teils in Mailand, teils in Rom.
193. HEILIGE FAMILIE
[Bearbeiten]Morelli-Lermolieff (Erste Auflage 1880, S. 264): „Diese gute Rötelzeichnung wird mit Recht dem Cesare da Sesto zugeschrieben, dessen Handzeichnungen nicht sehr häufig vorkommen“. Derselbe (Zweite Auflage 1891, S. 370): „Auch vom Mailänder Cesare da Sesto besitzt Dresden eine gute Rötelzeichnung.“ Zu beachten ist auf dem Originalblatt neben dem Kopf der Elisabeth ein verriebenes Pentimento zum Kopfe der Jungfrau.
MAILÄNDISCHE SCHULE Um 1520
[Bearbeiten]194. MAGDALENA, DEM HEILAND DIE FÜSSE SALBEND
[Bearbeiten]Bei seiner Erwerbung wurde dieses Blatt entweder dem Boltraffio oder dem Albertinelli (!) zugeschrieben. – In Gruner’s Katalog von 1862 der bis 1889 öffentlich ausgestellt gewesenen Zeichnungen gilt es als Arbeit Boltraffio’s, des Schülers Lionardo’s. – Wir können es nur im Allgemeinen der Mailändischen Schule zuschreiben.
TAFEL VI
[Bearbeiten]AURELIO LUINI Mailändische Schule
[Bearbeiten]Geboren um 1530 in der Lombardei; gestorben 1593 ebendaselbst. Sohn und Schüler des bekannten Nachfolgers Lionardo’s, Bernardino Luini’s. Doch gehörte er bereits zu den durch die römische Schule (Michelangelo) beeinflussten Manieristen.
195. STUDIENBLATT
[Bearbeiten]Die zum grössten Teil abgeschnittene, aber gleichwohl noch erkennbare Bezeichnung „Aurelio Luini“ unten in der Mitte rührt schwerlich vom Künstler selbst her, ist aber glaubwürdig. Auch Morelli bestätigt die Echtheit des Blattes: Lermolieff, zweite Auflage, 1891, S. 370.
TAFEL VII
[Bearbeiten]BALDASSARE PERUZZI Römische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Accajano bei Siena den 7. März 1481; gestorben zu Rom den 6. Juni 1536. Berühmt als Baumeister und als Zeichner, weniger bedeutend als Maler. Er war der Erbauer der Villa Farnesina in Rom.
196. STUDIENBLATT MIT RUHENDEM HERCULES
[Bearbeiten]Auf seine Keule gestützt, steht Hercules in statuarischer Haltung, im Profil nach rechts gewandt, da. Die Keule ruht unter seiner rechten Achsel; der linke Fuss ist abgeschnitten. – Links unten daneben der Entwurf eines mit einer Satyrmaske, einer Fruchtschnur, einem Hahn und einer Gans in erhabener Arbeit geschmückten Steinsockels; links oben der Entwurf eines Kranzgesimses. – Die Bezeichnung links unten rührt nicht vom Künstler selbst her, ist aber glaubwürdig. – Die Rückseite dieses Blattes enthält eine Reihe von Profil-Entwürfen für Gesimse, Gebälke u. s. w.
Dieses hübsche Blatt ist stets als echtes Werk der mittleren Zeit Peruzzi’s anerkannt worden; so auch von Morelli: Lermolieff, erste Auflage (1880) S. 258; zweite Auflage (1891) S. 367–368.
SUOR PLAUTILLA NELLI Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz 1523; gestorben daselbst 1587. Als Dilettantin beginnend, schloss sie sich, da sie Nonne und später Priorin des Dominikanerinnenklosters der heiligen Katharina von Siena in Florenz war, hauptsächlich an Fra Bartolommeo, den grossen Dominikanermaler an, dessen Schülerin sie jedoch, da er schon 1517 starb, nicht mehr gewesen sein kann.
197. DIE VERSUCHUNG DES HEIL. ANTONIUS
[Bearbeiten]Nach der Inschrift, die in Betracht zu ziehen ist, obgleich sie nicht aus dem sechzehnten Jahrhundert stammt, wäre Plautilla Nelli die Urheberin dieses feinen Originalblattes. Gleichwohl wurde es in der Sammlung des Sir Thomas Lawrence dem Giovanni Bellini zugeschrieben und von L. Gruner in Dresden anfangs als „Umbrische Schule“ bezeichnet, später der Plautilla zurückgegeben. Morelli-Lermolieff schloss sich in der ersten Auflage seines Buches (1880, S. 263) dieser Ansicht an; mündlich meinte er 1889, die Zeichnung sei zu gut für Plautilla und könne „fast“ von Fra Bartolommeo selber herrühren. In der zweiten Auflage (1891) kam er nicht auf das Blatt zurück. Es fehlt uns an Vergleichsmaterial, um mit Sicherheit auf der Urheberschaft der Schwester Plautilla bestehen zu können; doch glauben wir, uns an die Inschrift halten zu dürfen.
TAFEL VIII
[Bearbeiten]ART DES FRA BARTOLOMMEO Florentinische Schule
[Bearbeiten]Bartolommeo di Paolo di Jacopo del Fattorino, genannt Baccio della Porta, später als Dominikanermönch (seit 1500) Fra Bartolommeo genannt, war 1475 zu Florenz geboren und starb daselbst den 6. Oktober 1517. Schüler des Cosimo Roselli. Selbständig zu einem der bahnbrechenden Meister des sechzehnten Jahrhunderts weiterentwickelt. #
198. STUDIENBLATT. MÄNNLICHER AKT
[Bearbeiten]Das Blatt galt von jeher für eine Originalzeichnung Fra Bartolommeo’s. Morelli schrieb noch 1880 (Lermolieff, Die Werke u. s. w. S. 264) in Bezug auf unsere Zeichnung: „Trefflich ist auch die Rötelzeichnung des Fra Bartolommeo“. In der zweiten Auflage seines Buches (1891) aber übergeht er sie mit Stillschweigen; und schon 1889 hatte er mündlich erklärt, er könne sie entschieden nur mehr für die Arbeit eines Schülers ansehen. Dies zu thun, scheint auch uns geratener zu sein.
TAFEL IX
[Bearbeiten]BACCIO BANDINELLI Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz den 7. Oktober 1488; begraben daselbst den 7. Februar 1559 (1560 nach unserer Rechnung). Bekannter Bildhauer. Sohn und Schüler seines Vaters, der Goldschmied war, später aber des Giovanni Francesco Rustici, des Schülers Lionardo’s.
199. MÄNNLICHE AKTE
[Bearbeiten]Die Inschrift ist schwerlich gleichzeitig, aber alt und verdient ihrem Inhalt nach kein Mistrauen.
TAFEL X
[Bearbeiten]JACOPO DA PUNTORMO Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren im Mai 1494 zu Puntormo bei Empoli; begraben zu Florenz den 2. Januar 1556 (1557 nach unserer Rechnung). Sein Familienname war Carucci. Schüler Lionardo da Vinci’s, Mariotto Albertinelli’s, Cosimo Roselli’s und schliesslich Andrea del Sarto’s, dessen Genosse und Gehilfe er seit 1512 war.
200. STUDIENBLATT. KNIEENDE GEWANDFIGUR
[Bearbeiten]Die Inschriften „J. Pontormo“ auf beiden Seiten des Blattes sind neueren Ursprungs, scheinen aber zutreffend zu sein.
TAFEL XI
[Bearbeiten]GAUDENZIO FERRARI Mailändische Schule
[Bearbeiten]Geboren um 1481 zu Valdeggio; gestorben zu Mailand den 31. Januar 1546. Aus der Schule von Vercelli hervorgegangen, entwickelte er sich unter dem Einflusse Lionardo da Vinci’s und Raphael Santi’s zu einem der angesehensten Cinquecentisten Oberitaliens.
201. NACKTE KNABEN IN EINEM PFLANZENORNAMENT
[Bearbeiten]Dieses hübsche Blatt war in Dresden seit 1862 offenbar irrtümlich unter Correggio’s Namen öffentlich ausgestellt. Morelli-Lermolieff erklärt es 1889 mündlich und 1891 in der zweiten Auflage seines Werkes (S. 369) für eine der geistvollen Federzeichnungen Gaudenzio Ferrari’s. Im Hinblick auf dieses Meisters Zeichnungen in den Uffizien (z. B. Braun 702 und 703) schliessen wir uns dieser Ansicht bis auf Weiteres an, obgleich Charles Loeser bereits ausgesprochen, dass sie nicht von Gaudenzio selbst, sondern von dessen Schüler Bernardino Lanino herrühre.
STEFANO DELLA BELLA Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz den 17. Mai 1610; begraben daselbst den 23. Juli 1664. Als Goldschmiedelehrling anfangs durch Kopieren nach Callot zum Zeichner entwickelt. Dann Schüler G. B. Vanni’s. Berühmt vor allen Dingen als Radierer. Man kennt über 1000 Platten seiner Hand.
202. SEEKÜSTE MIT SCHIFFEN
[Bearbeiten]Gutes Blatt der früheren Zeit des Meisters, noch unter dem Einflusse Callot’s.
TAFEL XII
[Bearbeiten]ANTONIO TEMPESTA Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz 1555; gestorben daselbst 1630. Schüler des Santi di Tito daselbst. Schlachten- und Landschaftsmaler. Hauptsächlich jedoch als Zeichner und Radierer bekannt.
203. LANDSCHAFT MIT JUDA UND THAMAR
[Bearbeiten]ANDREA BOSCOLI Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz 1553; gestorben daselbst um 1606. Schüler des Santi di Tito daselbst. Besonders als Zeichner bekannt.
204. SALMAKIS UND DER HERMAPHRODIT
[Bearbeiten]Wenn die Inschrift auch nicht gleichzeitig mit der Zeichnung entstanden ist, so kann sie doch von dem Künstler selbst darauf gesetzt sein. Jedenfalls ist sie glaubwürdig.
TAFEL XIII
[Bearbeiten]DOMENICO CAMPAGNOLA Venezianische Schule
[Bearbeiten]Geboren in Venedig, erzogen von Giulio Campagnola, nachgewiesen von 1511 bis 1543. Gehilfe Tizian’s bei der Ausführung seiner Gemälde im Carmine und im Santo zu Padua. Als Landschaftsmaler und Federzeichner (auch für den Holzschnitt), sowie als Radierer bekannt.
205. DIE STADT AM WASSER
[Bearbeiten]Dieses interessante Blatt galt in den Sammlungen Lawrence und Woodburn, sowie in den bisherigen Dresdner Verzeichnissen, als Originalzeichnung Tizian’s. Als solche war sie auch 1860–1889 in Dresden öffentlich ausgestellt und auch von Crowe und Cavalcaselle (Leben Tizian’s, Deutsch von Max Jordan, S. 548) anerkannt. Erst Giovanni Morelli (Lermolieff, Die Werke u. s. w., erste Auflage 1880, S. 254, zweite Auflage 1891, S. 371–372) wies unseres Erachtens überzeugend nach, dass auch dieses Blatt zu den vielen irrtümlich auf Tizian bezogenen Zeichnungen gehört, die dem Domenico Campagnola zurückzugeben sind. Als dessen Eigentum ist es inzwischen allgemein anerkannt worden.
TAFEL XIV
[Bearbeiten]GIROLAMO MUZIANO Venezianische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Brescia 1530; gestorben zu Rom den 27. April 1592. Anfänglich Schüler des Girolamo Romanino in Brescia, geriet er in Rom früh unter den Einfluss der dortigen Schule.
206. DER HEIL. ONUPHRIUS IN DER WÜSTE
[Bearbeiten]Die Echtheit des Blattes erkannte Giovanni Morelli in der ersten Auflage seines Werkes (Lermolieff, 1880, S. 255) ausdrücklich an. Der dargestellte Heilige wurde bisher als der heil. Hieronymus bezeichnet. Doch wird er, da ihm die Attribute des letzteren fehlen, eher als Onuphrius zu erklären sein.
DOMENICO CAMPAGNOLA Venezianische Schule
[Bearbeiten]Geboren in Venedig. Nachgewiesen von 1511–1543. Thätig in Padua. Näheres zur vorigen Tafel
207. DER DENKSTEIN
[Bearbeiten]Auch dieses Blatt galt bisher als Zeichnung Tizian’s. Man vergleiche daher jedoch alles zur vorigen Tafel Bemerkte. Es gilt auch von dieser Zeichnung.
TAFEL XV
[Bearbeiten]TINTORETTO Venezianische Schule
[Bearbeiten]Jacopo Robusti, genannt il Tintoretto. Geboren zu Venedig 1519; gestorben daselbst den 31. Mai 1594. Schüler Tizian’s. Weiterentwickelt unter Michelangelo’s Einfluss. Hauptsächlich in Venedig thätig, suchte er die Eigenart der römischen Schule mit derjenigen der venezianischen zu verschmelzen, blieb aber im Grunde seines künstlerischen Wesens doch Venezianer.
208. DAS ABENDMAHL
[Bearbeiten]Die Echtheit dieses schönen Blattes ist bisher allgemein zugegeben worden, auch von Morelli (Lermolieff, Werke, erste Auflage 1880, S. 255). Es wird für den Originalentwurf zu einem der Gemälde Tintoretto’s in der Scuola di San Rocco zu Venedig gehalten.
TAFEL XVI
[Bearbeiten]PIETRO DELLA VECCHIA Venezianische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Venedig 1605; gestorben daselbst 1678. Schüler Varotari’s.
209. MARIA MIT DEM JESUSKNABEN
[Bearbeiten]TAFEL XVII
[Bearbeiten]PAOLO FARINATI Veronesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Verona 1522; gestorben daselbst 1606. Schüler Nicolo Giolfino’s. Später unter dem Einflusse des jüngeren Paolo Caliari, des eigentlichen Paolo Veronese, mit dem er sich im Ganzen parallel entwickelte.
210. DAS MENSCHENOPFER
[Bearbeiten]Obgleich dieses Blatt früher allgemein dem grossen Paolo Caliari Veronese zugeschrieben wurde, auch noch von Giovanni Morelli in der ersten Auflage seines bekannten Buches (Lermolieff, Werke, 1880 S. 225), so glauben wir doch eher die Hand Paolo Farinati’s in ihm zu erkennen.
PIETRO DA CORTONA Römische Schule
[Bearbeiten]Pietro Berrettini da Cortona. Geboren zu Cortona den 1. November 1596; gestorben zu Rom den 16. Mai 1669. In Florenz unter Andrea Cornodi und Poccetti gebildet, gewann er als geschickter Wand- und Deckenmaler doch vor allen Dingen in der römischen Schule Einfluss.
211. CHRISTUS MIT DER SAMARITERIN AM BRUNNEN
[Bearbeiten]TAFEL XVIII
[Bearbeiten]LORENZO LIPPI Florentinische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Florenz um 1606; gestorben daselbst 1664. Schüler des Santi di Tito. Bekannt als Dichter und als Maler, sowie als Freund Salvator Rosa’s. Seine Hauptwerke schuf er in Florenz.
212. SINNENDER JÜNGLING
[Bearbeiten]TAFEL XIX
[Bearbeiten]GUIDO RENI Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Geboren den 4. November 1575 zu Bologna; gestorben daselbst den 18. August 1642. Er ging durch die Schulen Dionigio Calvaerts, des tüchtigen Manieristen, und Ludovico Carracci’s, des Erneuerers der italienischen Kunst, um schliesslich selbst das gefeierte Haupt der bolognesischen Schule des siebzehnten Jahrhunderts zu werden.
213. STUDIE ZUR KREUZIGUNG PETRI
[Bearbeiten]Das Blatt ist allgemein als eine Studie zu Guido Reni’s berühmtem Bilde der Kreuzigung Petri in der vatikanischen Galerie anerkannt. Auch Morelli bezeichnete es mündlich 1889 als echt und wertvoll.
TAFEL XX
[Bearbeiten]GIOVANNI LANFRANCO Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Parma 1580; gestorben zu Rom den 29. November 1647. Aus der Schule des Carracci hervorgegangen, entwickelte er sich in Rom und Neapel zu einem Breitmaler eigener Richtung.
214. DIE BARKE PETRI
[Bearbeiten]Das ausgeführte, durch Stiche von Audran, Dorigny und Aquila bekannte Gemälde befand sich in der Peterskirche zu Rom, ging jedoch schon im siebzehnten Jahrhundert durch Feuchtigkeit zu Grunde, worauf es durch eine Mosaik-Copie ersetzt wurde. – Dass unser Blatt Lanfranco’s Originalskizze zu dem Bilde sei, wird in der Regel nicht bestritten. Einige Abweichungen an dem Gemälde (von denen das Fehlen des himmlischen Engelreigens in erster Linie genannt zu werden verdient) scheinen in der That für diese Ansicht zu sprechen. Die Inschrift Lanfranco unten rechts aber rührt nicht vom Künstler her, und die Möglichkeit, dass die Skizze nach dem Bilde copiert sei, erscheint uns nicht ausgeschlossen.
TAFEL XXI
[Bearbeiten]GIOV. FRANCESCO BARBIERI, GENANNT IL GUERCINO Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Getauft zu Cento den 8. Februar 1591; gestorben zu Bologna den 22. Dezember 1666. – Er bildete sich im Anschluss an die Carracci in Rom und Bologna zu einem der kräftigsten und selbständigsten Meister der bolognesischen Schule aus.
215. STUDIENBLATT. WEIBLICHE HALBFIGUR
[Bearbeiten]BENEDETTO GENNARI D. J. Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Cento 1633; gestorben zu Bologna 1715. Schüler Guercino’s. Ausser in Bologna, war er auch eine zeitlang in Paris und London thätig.
216. STUDIENBLATT. MÄNNLICHE HALBFIGUR
[Bearbeiten]Die Bezeichnung „Gennari“ oben links ist von späterer Hand, scheint aber eine richtige Überlieferung wiederzuspiegeln.
TAFEL XXII
[Bearbeiten]GIOVANNI FRANCESCO GRIMALDI, GEN. IL BOLOGNESE Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Bologna 1606; gestorben wahrscheinlich zu Rom 1680. Er ist der eigentliche Landschafter der bolognesischen Schule des siebzehnten Jahrhunderts. Von seinen Lebensumständen ist nur bekannt, dass er 1648 in Paris arbeitete, vorher und nachher aber in Rom lebte. Er hat auch als Radierer einen Namen.
217. DORFLANDSCHAFT
[Bearbeiten]Die Bezeichnung „Bolognese“ unten rechts ist zweifelhaften Ursprungs, scheint aber jedenfalls auf guter Überlieferung zu beruhen. Dass Grimaldi diesseits der Alpen gereist, ist bekannt.
TAFEL XXIII
[Bearbeiten]JUSEPE DE RIBERA, GEN. LO SPAGNOLETTO Spanische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Játiva in Spanien den 12. Januar 1588; gestorben zu Neapel 1656. Aus der Schule von Valencia hervorgegangen, entwickelte er sich, nicht unbeeinflusst durch den Naturalismus Caravaggio’s, zu einem Hauptmeister der realistischen Richtung des siebzehnten Jahrhunderts. Er wirkte als angesehenes Schulhaupt in Neapel.
218. DER HEIL. HIERONYMUS
[Bearbeiten]Das Blatt wurde bisher allgemein für echt angesehen.
DOMENICO ZAMPIERI, GENANNT IL DOMENICHINO Bolognesische Schule
[Bearbeiten]Geboren den 21. Oktober 1581 zu Bologna; gestorben den 15. April 1641 zu Neapel. Er ging, wie Guido Reni, aus der Schule des Dionigio Calvaert in diejenige des Carracci über und wurde einer der bedeutendsten Meister dieser Schule.
219. BERGLANDSCHAFT
[Bearbeiten]Das Blatt wird Domenichino wahrscheinlich mit Recht zugeschrieben.
TAFEL XXIV
[Bearbeiten]LUCA CAMBIASO Genuesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Genua den 18. Oktober 1527; gestorben zu Madrid um 1585. Als Schüler seines Vaters entwickelte er sich zu dem ersten genuesischen Meister von Weltruf. Ausser in seiner Vaterstadt, arbeitete er besonders in Madrid.
220. MARIA IN WOLKEN
[Bearbeiten]Charakteristisches Blatt.
TAFEL XXV
[Bearbeiten]GIOVANNI BENEDETTO CASTIGLIONE Genuesische Schule
[Bearbeiten]Geboren zu Genua 1616; gestorben zu Mantua 1670. – Aus der Schule G. B. Paggi’s und G. A. Deferrari’s zu Genua hervorgewachsen, wandte er sich selbständig der Tiermalerei zu, die er geeigneten geschichtlichen Stoffen unterzuschieben liebte.
221. EIN HIRTENZUG
[Bearbeiten]Charakteristisches Blatt des Meisters.
- ↑ Quelle: UB Heidelberg
- ↑ siehe: https://archive.org/details/gri_33125008924876/page/n1