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Beschreibung des Oberamts Waldsee/Kapitel A 2

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II. Natürliche Beschaffenheit.


1. Gebirge und Berge.
Die Oberfläche des Bodens ist von derselben Beschaffenheit, wie man sie überall in Ober-Schwaben findet: wellenförmige und mannichfaltig unterbrochene Hochflächen, leicht| abdachende Rücken und häufig vorkommende Hügelreihen und Gruppen, welche vermuthlich nichts anders, als zerstückte und von Wasserfluthen durchwühlte Rücken sind, und wie in dem Oberamte Saulgau hauptsächlich häufig längs der Wasserscheide hin, gleichwohl nicht so häufig wie in den südlichen Oberämtern gegen den Bodensee hin vorkommen. Bedeutende Gebirge oder Berge gibt es so wenig, als bedeutende Ebenen; die Thäler sind in der Regel flach und unverhältnismäßig breit, die Thalgründe sumpfig.

Von bedeutendern Höhenzügen sind folgende zu bemerken:

1) Das Hochgelände, das im Norden des Bezirks bei Schweinhausen von dem Oberamte Biberach zwischen der Riß und Umlach hereinzieht, und sich an den Rücken von Heinrichsburg anschließt, der sich weiter südlich bis Hüffringen erstreckt.

2) Der Bellamonter Höhenzug. Er zieht östlich von dem vorigen, zwischen den Quellen der Umlach und denen der Aitrach oder dem Wurzacher Riede von Bellamont her bei Ober-Waldhaus in das Oberamt herein und in südwestlicher Richtung bis in die Nähe von Menisweiler.

3) Der Höhenzug Neuwaldsee. Dieser Waldrücken zieht Hügel an Hügel reihend längs des langen, von Buchau bis Wurzach hinauf sich erstreckenden Riedthals von Atzenberg herüber und von Winterstettenstadt bis Wolfegg hinauf, und theilt das Oberamt fast in zwei gleiche Hälften, eine östliche und eine westliche. Von einer ehemaligen Burg führt ein Theil desselben den Namen Neuwaldsee, womit wir hier zur Unterscheidung den ganzen Zug bezeichneten. Er bildet auf ungefähr 3 Stunden weit die Wasserscheide.

4) Der Atzenberger Zug, ein Rücken, worauf sich ebenfalls Hügel an Hügel reiht. Er zieht von der Höhe von Renhardsweiler, Ober-Amts Saulgau, und Atzenberg um Schussenried herum, und bildet die Wasserscheide.


2. Thäler.
Der Oberamtsbezirk ist, wie schon bemerkt worden,| zwischen dem Donau- und dem Rhein-Gebiete getheilt. Die bedeutendsten Thäler sind:
a. In dem Donau-Gebiete.

Das Rißthal, ein Hauptthal. Es beginnt bei Winterstettendorf, zieht in nordwestlicher Richtung über Winterstettenstadt und Steinenfurt hinab, und verläßt das Oberamt nach einem Laufe von 3 Stunden unterhalb Appendorf. Bis Steinenfurt, wo es unter der Staffel bei Unter-Essendorf in das unten bemerkte Riedthal einfällt, ist es sehr eng, von da an aber läuft es in beträchtlicher Breite weiter fort und geht in das Oberamt Biberach über, wo wir es im Ganzen näher kennen lernen werden.

Nebenthäler des Rißthals.

1) Das Umlachthal; es zieht in nördlicher Richtung von Mühlhausen über Eberhardszell hinab, und tritt bei Bofliz in das Oberamt Biberach ein, wo es bei Ummendorf in das Rißthal sich öffnet. Seine ganze Länge beträgt 3 Stunden, wovon 2 auf das Oberamt Waldsee kommen. Das Thal ist, besonders von Eberhardszell an, eng und tief eingeschnitten und hat steile Ränder. Es ist theils mit Äckern, größtentheils aber mit Wiesen angebaut. S. Umlach.

2) Das Federachthal, das im Nordwesten des Oberamts von dem Federseeriede herzieht, aber erst bei Steinhausen zu einem Thale sich verengt, von wo es über Muttensweiler, Oberamts Biberach, nach Ingoldingen zieht und dort in das Rißthal ausläuft. Das Thälchen ist im Ganzen kaum anderthalb Stunden lang, und hat Wiesen und Äcker.

Auf der östlichen Grenze berührt noch das Aitrachthal das Oberamt.

Noch haben wir eines merkwürdigen Trockenthals zu erwähnen, das wir das Riedthal nennen wollen, weil es die beiden großen Riede, das Federsee-Ried und das Wurzacher-Ried mit einander in Verbindung setzt. Es läuft von einem Ende des Oberamts bis an das andere hin und stellt sich auch auf der Karte sehr in die Augen fallend dar. Von dem Wurzacher Ried, wodurch es mit dem Aitrachthal zusammenhängt, zieht es in südwestlicher Richtung bis Menisweiler| herab, wendet sich hier, und läuft sodann nördlich längs des obenbemerkten Höhenzuges Neuwaldsee über Essendorf bis Ingoldingen fort, wo die Riß in dasselbe einfällt und das Thal sich in zwei Äste theilt, wovon der eine von der Riß bewässert wird, der andere aber sich links gegen das Federsee-Ried hin erstreckt. Es ist ziemlich breit, selten unter 1/2 Stunde. Bei Heisterkirch, zwischen Hittisweiler und Mühlhausen und zwischen Osterhofen und Hüffringen, und ebenso in dem Winkel bei Ingoldingen stellt es sich als eine bedeutende Ebene dar. Seine Länge von dem Wurzacher Ried, oder den Aitrach-Quellen bis Ingoldingen beträgt 7 bis 8 Stunden.

Das Thal enthält größtentheils Äcker, ist übrigens feucht und moorig; zu den Trockenthälern muß es aber gerechnet werden, weil weder ein Bach noch ein Fluß durch dasselbe geht. Nur ein kleines Bächlein, das zu Heisterkirch entspringt und dort eine Mühle treibt, fließt durch die Heisterkircher Ebene, verliert sich aber nach 1/2 Stunde wieder bei Osterhofen. Daß das Thal in ältern Zeiten der Rinnsal eines bedeutenden Wasserstroms war, ist nicht zu bezweifeln.

b. In dem Rhein- (oder Bodensee-) Gebiete.

Das Schussenthal, ein Hauptthal, das unmittelbar in das Rheingebiet ausläuft. Es beginnt mit einem ziemlich weiten und flachen Becken bei Schussenried, zieht von da in südlicher Richtung nach Aulendorf hinab, und dann über die Grenze des Oberamts durch einen Theil des Oberamts Saulgau nach dem Oberamte Ravensburg, wo es ausführlich beschrieben werden wird. Zu dem Oberamte Saulgau gehören, wie unsere Karte zeigt, auch noch einige Theile des Thals zwischen Schussenried und Aulendorf.

Nebenthäler des Schussenthals (auf der linken Seite).
1) Das Haslachthal, das von Haslanden bei Waldsee in nordwestlicher Richtung hinabläuft und bei Spiegler einmündet, übrigens unbedeutend ist.| 2) Das (Wolfegger) Achthal. Es zieht im Süden von dem Oberamte Wangen bei Ganszürnen herein, läuft von da über Röthenbach, und dann in nördlicher Richtung weiter unter Wolfegg und Altthann vorbei, wo es sich nach Westen wendet. In dem Altdorfer Walde geht es in das Oberamt Ravensburg über, in welchem es bei Bayenfurt ausmündet. Bei Altthann hat es den Namen Höllethal, und ist hier sehr eng, tief und wild. S. Wolfegger Ach.

3) Das Steinachthal. Es beginnt bei Engetsweiler, läuft ganz nördlich nach Waldsee, wendet sich dort nach Westen, zieht über Steinach, Möllenbronn und Thannweiler, und öffnet sich bei Stadel in das Schussenthal. Es ist schmal und flach, das untere Ende ausgenommen, das etwas stärkere Ränder hat. Bis Waldsee hat es den Namen „Urbacher Thälchen“ und ist sehr freundlich.


3. Ebenen.

1) Die Heidgauer Heide, an der südöstlichen Grenze des Oberamts. Sie hat eine Länge von anderthalb und eine Breite von 3/4 Stunden. Sie ist ganz eben, ihr Grund besteht aus Kies und Sand und ist ganz angebaut. An und auf derselben liegen die Orte Menisweiler, Zwings, Heidgau, Bulachs, Ziegelbach, Himbach, Krattenweiler, „die Höfe auf der Heide“ und der Rohrsee. Mit einigen Ungleichheiten zieht die Ebene südlich bis Einthürnen hin, nördlich aber steht sie im Zusammenhang mit dem folgenden Riede.

2) Das Wurzacher Ried. Seine Länge von Bulach bis Dietmanns beträgt 2 Stunden, seine Breite zwischen Eggmannsried und Wurzach 5/4 Stunden. Ein Drittheil des Rieds fällt in das Oberamt Leutkirch. Um das Ried her liegen diesseits Dietmanns, Willis etc., jenseits Albers, Wurzach u. a. Orte. Es ist ein wirkliches Ried, nur am Rande befinden sich einmähdige Wiesen, die sonstige Nutzung besteht in Riedhölzern. Die Riedebene ist ringsum mit steilerem Terrain begrenzt, mit Ausnahme der Seite, wo sie mit der Heide zusammenhängt. Es läßt sich vermuthen, daß, so lange das Wurzacher Ried noch See war, auch diese Heide unter Wasser stand, und der See bis gegen Einthürnen sich erstreckte.

3) Die obengenannte Heisterkircher Ebene in dem Riedthale.| 4) Das Steinacher Ried zwischen Waldsee und Möllenbrunn. Es ist 1 Stunde lang und 3/4 Stunden breit, und ganz Ried.

Zu den größern Riedebenen können auch noch das Gaishauser-, das Forster- und das Haslander-Ried gerechnet werden.


4. Gewässer.
A. Quellen.

Eine Menge von Quellen und Bächen, Seen und Weihern, nassen Thälern und Rieden gehören zu dem natürlichen Charakter des Oberamts, wie des größten Theils von Ober-Schwaben. Doch gibt es einzelne Orte, welche Mangel an Wasser leiden; namentlich ist dies der Fall bei Ober-Luizen, das sein Wasser 1/4 St. weit, zu Dietmanns, holen muß, diesem Mangel aber durch ein Wasserwerk und eine Deichelfahrt abzuhelfen sucht, ferner der Weiler Binzen, und bei trockener Witterung Molpertshaus und Steinenberg. Altthann und Wolfegg, sowie Heinrichsburg erhalten ihr Wasser nur durch künstliche Wasserwerke. Die Quellen und Bäche entspringen fast alle in den Rieden oder in flachen weiten Mulden, welche wieder naß und sumpfig sind.

Als stärkere Quellen sind anzuführen: der Ursprung der Schussen bei Kleinwinnenden, der Ursprung der Aitrach bei Dietmanns, sowie „der Ursprung“ bei Heidgau (s. Seen) und der Ursprung der Riß bei Winterstettendorf.

Bei Unter-Essendorf befindet sich eine Quelle an der Schloßhalde, die eine Zeit lang als Heilquelle stark besucht war. Auch eine Brunnquelle zu Ziegelbach, welche ein leichtes angenehmes Wasser enthält, wird Sommers kurweise getrunken.

Hungerbrunnen gibt es bei Waldsee, Heidgau, Unter-Schwarzach, Zuben, Ober-Essendorf und überhaupt an sehr vielen Orten.

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B. Flüsse und Bäche.
a. Im Donaugebiete.

Die Riß. Sie entspringt bei Winterstettendorf aus einer nicht unbedeutenden Quelle, die gleich nach ihrem Erscheinen 2 Mühlen treibt. Unterhalb des Dorfs nimmt sie eine andere entferntere Quelle „die alte Riß“ auf, welche zu Michelwinnenden beginnt s. u. Nach der Vereinigung beider Quellen fließt die Riß um Winterstettenstadt herum nach Steinenfurt und sodann in nordöstlicher Richtung nach Degernau und Appendorf, von wo sie in das Oberamt Biberach übergeht. Sie treibt die obengenannten Mühlen und die Mühlen zu Winterstettenstadt, Steinenfurt und die Schickenmühle. Ihre Ufer sind, wie bei den übrigen Gewässern, ganz flach und unbewachsen. Eben deßwegen und weil sie einen geringen Fall hat, tritt sie auch bald aus, und richtet häufig Überschwemmungen an. Der Grund des Bettes besteht in Kies und Schlamm. Unterhalb Winterstettendorf führt eine hölzerne Brücke darüber, eben so bei Michelwinnenden und unterhalb Winterstettenstadt, bei Appendorf eine steinerne. S. Ober-Amt Biberach.

Nebenflüsse der Riß.
1) Die Umlach, auf der rechten Seite, Ursprung auf der nordöstlichen Grenze zwischen Hornstolz und Simmerz, Ausfluß bei Rißegg, Oberamts Biberach. In sehr unregelmäßigem Laufe geht die Umlach anfänglich von Nordost nach Südwest, bis sie sich bei der Mauchenmühle nach Norden wendet. Sie hat einen nicht unbedeutenden Fall und ihr Lauf ist bei höherem Wasserstande reißend. Ihre Länge beträgt nach der Thalbahn im Ganzen 6 Stunden. In ihrem obern Theile, bei Hummertsried, heißt sie Hummelbach, der Name Umlach wird ihr erst unterhalb Eberhardszell gegeben. Auf ihrem Laufe berührt sie die Orte Klingelrain, wo sie eine Mahlmühle treibt, Ergatweiler, Hummertsried, wo sie wieder 1 Mühle treibt, Ampfelbronn, dann die Mauchenmühle, Menisrain, Mühlhausen, Bachen, Eberhardszell, wo sie 1 Mahl- und 1 Papier-Mühle treibt, Awengen und endlich außerhalb des Oberamts Fischbach und Ummendorf. Bei Mühlhausen, Bachen, Kappel, Eberhardszell und Awengen, sodann zu Fischbach und Ummendorf und wieder zwischen diesen| beiden Orten, führen hölzerne Brücken über das Flüßchen. Auf ihrem Laufe wird die Umlach durch mehrere kleine Zuflüsse verstärkt, wovon einer bei Eggmannsried die Stelzenmühle, ein anderer die Osterhofer Ach, auch „die Fischenz“ genannt, bei Eberhardszell eine Sägemühle treibt. Letztere schwellt öfters sehr stark an. Die Umlach kann als der eigentliche Ursprung der Riß betrachtet werden, deren jetziger Anfang vermuthlich neuer, und erst durch den Durchbruch bei Winterstettenstadt entstanden ist s. u.

2) Die Federach oder Federbach, auf der linken Seite. Ursprung bei Aichbühl und Schienenhof an dem Federseeried, Lauf über Steinhausen und Ingoldingen (dazwischen über Muttensweiler, Oberamts Biberach), Einfluß bei der Schickenmühle. Von Muttensweiler fließt sie in einem engen Einschnitte dahin. Die ganze Länge beträgt nach den Thalkrümmungen nur 2 Stunden. In einer Beschreibung der Grenzen der alten Grafschaft Friedberg vom J. 1317 (s. Beschr. des Oberamts Saulgau, S. 10) heißt es: „da dannen (laufen die Grenzen) gen Otterschwang in die Mus und dann in der Schussen Ursprung und die Federach, die rinnt in Buchauer See.“ Nach dieser merkwürdigen Stelle hatte also die Federach ehemals den ganz umgekehrten Lauf gehabt, und sie hat ihren Lauf nach der Riß vermuthlich erst in späterer Zeit durch die Entstehung des Einschnittes von Muttensweiler bis Ingoldingen erhalten.

Die Aitrach, ein Nebenfluß der Iller. Sie entspringt aus 2 Quellen an dem Wurzacher Riede, welche auf der östlichen Grenze des Oberamts in dem Riede in einer Höhe von 2030 P. F. über dem Meere sich vereinigen. Die eine und stärkere Quelle liegt hinter dem Pfarrhause von Dietmanns, die andere ist der s. g. „Ursprung“ zwischen Ziegelbach und Heidgau, ein tiefer Kessel (s. Seen), die erstere treibt zu Dietmanns eine Mahlmühle. Nach der Vereinigung geht die Aitrach, die jedoch hier noch den allgemeinen Namen Ach führt, durch Wurzach und dann auf der Grenze zwischen den Oberämtern Waldsee und Leutkirch in südlicher Richtung weiter, bis sie bei Brugg in letzteres übergeht. Auf diesseitigem Gebiete treibt sie die Niedermühle und die beiden Mühlen zu Truschwende und Gensen.

b. Im Rheingebiete.
Die Schussen (Schussach). Sie entspringt auf dem Vertheilungsboden, 1/4 Stunde von Schussenried bei Klein-Winnenden.| Eine zweite Quelle kommt aus dem Olzreuter Weiher; sie liegt nur 1/2 St. östlich von der erstern, eine dritte in gleicher Entfernung östlich bildet den unten angeführten Krebsgraben. Die erste und eigentliche Quelle geht an Ruppertsweiler vorbei und durch den abgetrockneten Mangenweiher nach Schussenried; unterhalb Schussenried nimmt sie die Olzreuter Quelle auf, läuft dann durch den Schwaigfurter Weiher, wo sie den Krebsgraben aufnimmt und sofort in südlicher Richtung an Aulendorf vorüber, hierauf eine kurze Strecke durch das Oberamt Saulgau und dann weiter auf der Grenze zwischen jenem und dem Oberamt Waldsee und zwischen diesem und dem Oberamt Ravensburg, bis sie nach einem Laufe von 45/8 Stunden (nach der Thalbahn) von dem Ursprung an in dieses ganz übergeht, s. Ravensburg.

Die Schussen macht viele Krümmungen, ihre Ufer sind, wie überall, flach und unbewachsen; der Grund moorig. Ihr Fall beträgt von dem Ursprung bis zur Einmündung der (Booser) Ach bei Zollenreute an der Oberamtsgrenze auf 25/8 St. Länge 152 W. F.[1] Dieser Fall ist aber sehr ungleich vertheilt. Er beträgt nach Duttenhofer

von der Quelle bis zur obern Schussenrieder Mühle 27,35′  
von da bis zur mittlern Mühle 12,20′
von da bis zur untern (Schloß-) Mühle 13,60′
von da bis zum Sägeweiher 15,10′
von da bis zur Sägemühle 11,48′
von da bis zum Eisenhammer 1,24′
von da bis zur Lohmühle 11,93′
von da zum Schwaigfurtweiher       20,35′
zusammen gerade 1 St. oder 13.000′     1131/5   W. F.
oder 99,8   P. F.
Von dem Schwaigfurtweiher bis Zollenreute 15/8 St. 383/4   W. F.
oder 34,2   P. F.

Also in der ersten Strecke auf 1 St. 1131/5 W. F., und in der zweiten Strecke 24 W. F.

| Die Schussen treibt in Schussenried 3 Mahlmühlen, sodann die Schwaigfurter Mühle, die Achmühle und die Beymühle südlich von Aulendorf.

Zu Schussenried und weiter abwärts gehen mehrere, jedoch unbedeutende Brücken über die Schussen. Siehe Oberamt Ravensburg.

Nebenflüsse der Schussen.
a) Von der rechten Seite.

1) Der Mühlbach, ein Wässerlein, das in dem trocken gelegten Ebersbacher Weiher entspringt, an dem Hofe Wannenberg vorbeigeht, in den Mahlweiher sich ergießt, und von da nach Aulendorf geht, wo es mitten im Orte den Gumpenweiher bildet, dann eine Mühle und ein Eisenhammerwerk treibt und unter Aulendorf in die Schussen fällt.

2) Die (Booser) Ach, die an der Grenze bei Zollenreute einfließt. S. Oberamt Saulgau. In dieselbe geht aus dem Oberamte der Musbach, ein kleines Bächlein, das zu Musbach eine Mühle treibt.

b) Von der linken Seite.

1) Der Krebsgraben. Ursprung östlich von Olzreute im Walde; Lauf: an Gensenweiler und Hervetsweiler vorbei, dann in einer großen Krümmung nach Kürnbach, wo eine hölzerne Brücke darüber geht, und von da in den Schwaigfurter Weiher zur Vereinigung mit der Schussen.

2) Der Haslachbach, auch Schlupferbach genannt, Ursprung bei Haslanden; Lauf: in nordwestlicher Richtung an Schlupfen und Elchenreute vorbei, in den Weiher bei Haslach, wo er eine Mühle treibt und unterhalb Schwaigfurt, bei Spiegler, in die Schussen.

3) Die Steinach. Von ihrem Ursprung bis Waldsee, Urbach, von da an gemeiniglich bloß Ach genannt. Sie entspringt in den Wiesen zwischen Engetsweiler und Gaishaus, fließt in nördlicher Richtung durch Roßberg, treibt sodann die Furtmühle und geht in den Stadtsee von Waldsee, nachdem sie vorher daselbst die Strohmühle und die Hammerschmiedte getrieben hat. Aus dem Stadtsee geht sie in den Schloßsee, und von da in westlicher Richtung nach Steinach, Ober- und Unter-Möllenbronn, Tannenweiler und Eisenfurt, und bei Stadel in die Schussen. Zu Steinach treibt sie eine Mahlmühle, dann die Riedmühle, zu Ober-Möllenbronn wieder 2 Mühlen und| zu Eisenfurt eine Hammerschmiedte. Zu Waldsee gehen mehrere hölzerne Brücken, ebenso eine zu Ober-Möllenbronn und eine zu Tannenweiler über den Bach. Die Länge seines Laufes beträgt im Ganzen 41/8 Stunden.

4) Die (Wolfegger) Ach. Sie kommt aus dem Weiher bei Immenried im Oberamte Leutkirch, über Kislegg, und tritt bei Ganszürnen in das diesseitige Oberamt ein, von da läuft sie durch Röthenbach und sofort nach Wassers unter Wolfegg, wendet sich sodann unter Altthann nach Westen, und geht unterhalb Bolanden in das Oberamt Ravensburg über, wo sie in der Nähe von Ettishofen fast so stark als die Schussen in diese fällt. Die ganze Länge ihres mannichfaltig sich krümmenden Laufes beträgt innerhalb des Oberamts 5 St. In ihrer zweiten Hälfte hat sie einen nicht unbedeutenden Fall, und fließt daher ziemlich rasch, bei größerem Wasserstande wild dahin. In dem diesseitigen Oberamte treibt sie die Schachenmühle, die Sägemühle zu Wassers, die Neumühle, eine Mahlmühle und andere Werke in Höll, die Steinsäge zu Weißenbrunn und das Hammerwerk zu Bolanden. Fast aller Orten führen hölzerne Brücken darüber. Sie führt Forellen und Krebse. Bei Brenden, Linden, Abetsweiler, Gwigg und Weißenbrunn etc. nimmt die Ach kleinere Bäche auf, welche zum Theil wieder Mühlen treiben.

Von allen diesen Gewässern ist keines von Bedeutung, merkwürdig aber sind sie wegen ihres Laufes und der Breite und Richtung der Thäler, durch die sie gehen. Die beiden Hauptflüßchen, die Riß und die Schussen, fließen von dem gemeinschaftlichen Vertheilungs-Boden in ganz umgekehrter Richtung ab, jene nach Norden, diese nach Süden. Durch die Breite der Thäler wird man zu dem Schlusse berechtigt, daß diese einst viel größeren Wasserströmungen zum Rinnsal gedient haben. Aus geognostischen Gründen will man sogar annehmen, daß die Wasserströmung, welche durch beide Thäler ging, die gleiche Richtung von Süden nach Norden gehabt habe und daß also das Rißthal nur eine Fortsetzung des Schussenthals gewesen wäre.[2] Diese Annahme findet jedoch| ihre wesentlichen Anstände in der Beschaffenheit des Terrains; viel wahrscheinlicher ist es, daß eine von Süden nach Norden in das Donau-Becken gehende Strömung ihren Lauf durch das oben erwähnte Trockenthal hatte, worin sich dann der Strom von Ingoldingen getheilt, und links gegen den Federsee, rechts aber in dem nunmehrigen Rißthal seinen Lauf genommen haben dürfte. Das Wurzacher Ried liegt über 200′ höher als das Federsee-Ried. Von einer erst in späterer Zeit erfolgten Veränderung in dem Laufe der Federach war oben schon die Rede.


C. Seen und Weiher.

Der Oberschwabe theilt, wie schon früher bemerkt worden, die stehenden Wassersammlungen in Weiher und Seen ein; Weiher nennt er jede Sammlung, wie groß sie auch seyn mag, wenn sie abgelassen werden kann; Seen dagegen jedes kleinere oder größere stehende Wasser, das nicht abgelassen werden kann. Die Zahl der stehenden Wasser in dem Oberamte ist groß, der größte Theil besteht jedoch in Weihern. Wir bemerken

a) Im Donaugebiete.

Der Lindenweiher, bei Linden, G. Unter-Essendorf. Er ist ungefähr 100 Morgen groß und sehr fischreich.

Der Rohr-See, bei Rohr, G. Einthürnen. Er ist 1863/4 Morgen groß, hat mehrere kleine Inseln. Vermuthlich| ist er nur ein Rest des obenerwähnten großen Wurzacher Sees. Ohne einen sichtbaren Abfluß erhält der See einen bedeutenden Zufluß. Man behauptet, daß er unterirdisch abfließe, unter der Ziegelbacher Heide weggehe und in der Ach- (Aitrach-) Quelle bei Heidgau wieder zum Vorschein komme. Diese Behauptung gewinnt durch die vielen Erdfälle, welche von dem See bis zu jener Quelle vorkommen, an Wahrscheinlichkeit.

Der Ursprung der oben genannten Quelle zwischen Ziegelbach und Heidgau am Wurzacher Ried, 333/8 M. groß.

Der Einthürnen Weiher, 203/4 M. groß.

Von geringerer Bedeutung sind: der Schwindelsee im Wurzacher Ried, ein ganz kleiner See, der aber sehr tief seyn soll.

Der Humberger Weiher bei Arnach, der Weiher bei Michelwinnenden, die Weiher am Federseeried – der Aiweiher, Dächenweiher und Fildenweiher bei Stafflangen, und der Weiher bei Sattenbeuren. Diese letztern Weiher sind ohne Zweifel Reste des Federsees, wie er in alten Zeiten war.

b. Im Rheingebiete.

Der Musbacher See, bei Musbach. Er erhält sein Wasser von der Booser Ach. Größe circa 61/2 Morgen. Tiefe: 15′.

Der Steeger See, bei Aulendorf. Er erhält sein Wasser durch unterirdische Quellen und fließt in die Schussen ab. Größe circa 26 Morgen. Tiefe: 18′. Die Ufer sind, wie gewöhnlich, flach, der Grund schlammig.

Der Zeller See, bei dem Zeller Hof, Größe ca. 14 M.

Der Nikolaussee, bei Lauhaus, ca. 13 Morgen groß.

Der Schwaigfurter Weiher. Er ist ungefähr 90 Morgen groß. In der Mitte erheben sich zwei kleine Inseln; auf der einen derselben steht ein zweistöckiges Sommerhaus und ein kleines Wohnhaus mit Anlagen. Der Weiher wurde 1488 von dem Abt Heinrich von Schussenried angelegt.| Sein Wasser erhält er durch die eine Stunde davon entspringende Schussen und den Krebsgraben. Er hat Weller, Hechte und Karpfen, und wird alle drei Jahre gefischt.

In der Nähe liegen: der Pfaffen-Weiher bei Olzreute, der Sägeweiher und der Klosterweiher zu Schussenried, sodann weiter südlich der Mahlweiher (7 M.), der Gumpenweiher in Aulendorf, der Haslachweiher bei Haslach u. a.

Die Waldseen bei Waldsee, und zwar a) der Stadtsee, b) der Schloßsee. Der Stadtsee ist 491/8 M. groß und faßt die Stadt zur Hälfte ein; siehe den Stadtplan auf der Karte. Nach der Untersuchung des Herrn Vermessungs-Commissärs v. Gasser ist er 431/2′ tief. Seine Ufer fallen ziemlich steil ab, und seine größte Tiefe befindet sich gerade in der Mitte. Der Schloßsee, der 187/8 M. groß ist, hat eine Tiefe von 24′. Sein Wasserspiegel liegt 1783 P. F. über der Meeresfläche, der Stadtsee liegt um etwa 60′ höher. Beide Seen sind durch die Ach (Steinach) miteinander verbunden. Von dieser und von unterirdischen Quellen erhalten sie auch ihr Wasser.

Kleinere Weiher in der Gegend sind: der Saalweiher zwischen Enzisreute und Gwigg, der Engetsweiler Weiher, die Weiher bei der Löffelmühle, beim Klösterlein und bei Forst.

Der Metzisweiler Weiher, in dem Gemeindebezirk Einthürnen, 1203/8 M. groß.

Der Grünberger Weiher bei Wolfegg, 2173/4 M. groß. Er ist ein sogen. Altweiher, welcher alle 3 Jahre gefischt und aus den zur Nachzucht bestimmten „Jungweihern“ mit Fischen besetzt wird.

Von geringerem Umfang sind: der Stockweiher bei Neuhaus, 341/2 M. groß; der Brender Weiher, 15 M. groß; der Premer Weiher, 181/4 M. groß; der Boschersweiher 325/8 M. groß; der Eilfen Weiher 91/4 M. groß, der Mahlweiher, der Nonnenweiher.| Die Fische, welche in diesen Weihern vorkommen, sind: Hechte, Karpfen, Schlaien, Berschlinge und in einigen auch der Weller.

Außer einigen ganz kleinen, hier übergangenen Seen und Weihern befinden sich also im Donau-Gebiete 10, im Rheingebiete 27 Seen und Weiher.

Noch viel mehr und viel größere Seen und Weiher gab es ehemals; denn eine große Anzahl ist theils durch die Natur, theils künstlich trocken gelegt worden. So war offenbar das Schussenbecken, von dem Schwaigfurter Weiher bis Zollenreute hinab, in einer Länge von mehr als 2 Stunden einst mit einem See bedeckt, bis das stärkere Terrain zwischen Zollenreute und Mochenwang durchbrochen und auf die jetzige Tiefe eingefurcht war. Noch jetzt hat die Schussen in jener Strecke fast gar keinen Fall, und noch liegen einzelne kleine Seen darin. Auch die obengenannten Riede waren wohl ehemals nichts anders, als Seegründe, und ein sehr großer See bedeckte einst das Wurzacher Ried mit der anstoßenden Heide; siehe oben.

Trockengelegte Weiher, deren künstliche Trockenlegung man noch kennt, sind: der Winterstetter Weiher; der Trümmelweiher zwischen Schussenried und dem Zellerhof; der Seeschachenweiher zwischen Otterswang und Steegen; der Magnusweiher, Mangenweiher, zwischen Schussenried und Klein-Winnenden; 2 große Weiher bei Wannenberg u. a.

Der Flächenraum sämmtlicher Gewässer des Oberamts beträgt 17965/8 M.


5. Abdachung und Höhe.
Im Allgemeinen steigt der Oberamtsbezirk gegen Südost, also in der Richtung gegen die Tyroler Vorgebirge an, und senkt sich somit gegen Nordwest. Untergeordnete Abdachungen gibt es wie überall mancherlei; die zwei bedeutendsten sind die gegen die beiden Hauptthäler – das Rißthal und das Schussenthal, die merkwürdigste aber ist die dieser beiden Thäler| selbst, wovon das eine gegen Norden, das andere gegen Süden abfällt, jenes dem Donaugebiete, dieses dem Rheingebiete angehört. Die große europäische Wasserscheide zwischen der Donau und dem Rhein zieht fast mitten durch den Oberamtsbezirk und vertheilt denselben so ziemlich in zwei gleiche Hälften, eine nordöstliche, welche zu dem Donaugebiete gehört, und eine südwestliche, welche zu dem Rheingebiete gehört. Die Vertheilungslinie macht übrigens sehr große Krümmungen; sie tritt nämlich auf ihrem Zuge von Vorarlberg herüber auf der Grenze zwischen den Oberämtern Wangen und Leutkirch in das diesseitige Oberamt herein, zieht westlich an Arnach vorbei über Einthürnen, von da in einer Krümmung gegen Süden nach Gaishaus, und von hier aus in gerader Richtung nach Norden, auf dem oben S. 6. bezeichneten Höhenzuge hin, über Neuwaldsee, sofort zwischen Waldsee und Heisterkirch durch bis Ringershaus, dann mit einer östlichen Schwenkung nach Reichartshaus und an Mattenhaus vorüber nach Steinenberg, von Steinenberg wieder nördlich nach Lenatsweiler, östlich an Lippertsweiler und durch das Hagnaufurter Ried, westlich an Hagnaufurt vorüber zwischen Wattenweiler einerseits und Hervetsweiler und Gensenweiler andererseits hinauf bis zur nördlichen Oberamtsgrenze, von da mit der Wendung nach Westen zwischen Steinhausen und Dunzenhausen, Aichbühl und Klein-Winnenden durch und endlich mit einer Schwenkung nach Süden zwischen Hopfenbach und dem Zellerhof durch nach Fünfhäusern, wo sie das Oberamt verläßt, und in nordwestlicher Richtung in das Oberamt Saulgau nach Ober-Atzenberg übergeht. S. Saulgau.[3] Die Wasserscheide ist am tiefsten in dem Riede zwischen Hagnaufurt und Lippertsweiler etc., wo sie 50′ unter dem| Federsee oder 1762 P. F. über dem Meere liegt. Von da aus steigt sie südlich bis Einthürnen, wo sie eine Höhe von ungefähr 2300 P. F. erreicht, nördlich steigt sie auf den Thalsattel zwischen dem Federsee und den Schussenquellen hinauf, der 25′ über dem Federsee, oder 1836′ über dem Meere liegt. An dieser Wasserscheide liegen die Quellen der in die Donau gehenden Riß und Kanzach, von welchen letztere noch eine Quelle in dem diesseitigen Oberamtsbezirke bei Reichenbach hat, nur 1/2 bis 3/4 Stunden von einander. Die alte Riß und der Krebsgraben, eine Quelle der Schussen, nähern sich einander bei Hagnaufurt sogar auf 1/4 St. und gehen beide durch dasselbe Ried. Die Quellen der Kanzach und der Schussen liegen in gleicher Wage und der Federsee selbst nur erst seit seiner letzten Fällung um 4 bis 5′ tiefer. Die Rißquelle bei Winterstettendorf liegt 53 P. F. unter dem Federsee. Es verdient noch besonders bemerkt zu werden, daß die Wasserscheide von der nördlichen Grenze an bis an die Gegend von Waldsee nicht dem Höhenrücken folgt, welcher die natürliche Abscheidung zwischen dem Donau- und Rheingebiete macht, sondern daß sie westlich von diesem durch niedrigere Gegenden zieht, durch Gegenden, welche bis zu jenem Höhenzuge dem Schussengebiet angehören müßten, wenn nicht die Riß einen Ausweg durch diese Höhen gefunden hätte. Ohne Zweifel aber ist sie früher jenem Höhenzuge gefolgt, so daß Alles, was westlich davon lag, zum Schussengebiete gehörte; erst nachdem der Rücken bei Winterstettenstadt durchbrochen war, flossen die Quellen der Riß nach dem Donaugebiete ab; s. o. Riß und Rißthal. Im Ganzen gehört der Oberamtsbezirk zu den höchstgelegenen des Landes, seine mittlere Höhe darf man immerhin zu 1900 bis 2000 P. F., also fast gleich der mittlern Höhe der Alpfläche, annehmen. Am höchsten ist er gegen den östlichen und südöstlichen Rand hin, man fühlt hier schon das Ansteigen gegen die Tyroler Alpen. Die höchste Gegend ist die von O.-Schwarzach, die niedrigsten sind,| außer dem tief eingeschnittenen Wolfegger Achthal, das von Waldsee hinabgehende Steinachthal in seinem untern Theile von Möllenbronn abwärts, und das Schussenthal abwärts von Aulendorf. Das letztere liegt an der Grenze des Oberamts bei Stadel, noch ungefähr 1650 P. F. über der Meeresfläche, während das Rißthal an der Grenze noch ungefähr 1740′ hat. Die Stadt Waldsee liegt fast in gleicher Höhe mit Saulgau.

Die bis jetzt bestimmten Höhen des Oberamtes sind folgende:[4]

  W. F. P. F.  
Vertheilungsboden zwischen dem Federsee und den
    Schussenquellen bei Sattenbeuren und Klein-Winnenden D.
2082 – 1836.
Klein-Winnenden, Schussenquelle D. 2058 – 1815.
Winterstettendorf, Rißquelle D. 1993 – 1758.
Schussenried, obere Mühle D 2031 – 1791.
Schwaigfurt, Weiher D. 1945 – 1715.
Hagnaufurt, Höhe der Wasserscheide zwischen Hagnaufurt
    und Lippertsweiler D.
1998 – 1762.
Hohekreuz bei Atzenberg 2293 – 2022.
Aulendorf, an der Kirche R. 2028 – 1789.
    "         Schussen, beim Steg R. 1986 – 1752. [5]
Kreuzbühel bei Aulendorf R. 2362 – 2083.
Reute, Erdfläche an der Kirche R. 2112 – 1863.
Waldsee, Schloßsee R. 2021 – 1783.
    "         Erdfläche an der Post S. 2108 – 1859.
Höchste Höhe der Straße von Waldsee nach Heisterkirch,
    auf der Wasserscheide S.
2331 – 2056.
Heisterkirch 2211 – 1950.
Höhe zwischen Heisterkirch und Heidgau S. 2674 – 2358.
Wurzacher Ried, Aitrachquelle 2301 – 2030.
Wolfegg, Wette R. 2315 – 2042.
    "        auf dem Schießplatz S. und R. 2387 – 2106.
Loretto Capelle bei Wolfegg R. 2440 – 2152.
Wolfegger Berg, 1/4 Stunde westlich R. 2480 – 2187.
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6. Naturschönheiten und Merkwürdigkeiten.

Bei der obenbezeichneten Beschaffenheit der Oberfläche, der Einförmigkeit der wellenförmigen Hochflächen, der beständigen Abwechslung zwischen Fruchtflächen und Waldflächen oder bewaldeten Hügeln und bei den nassen und baumlosen Thalgründen darf man in der Regel weder besonders liebliche, noch malerische Landschaften in den oberschwäbischen Oberamtsbezirken suchen; dagegen wird man fast überall durch reiche und weitausgedehnte Aussichten erfreut, welche einen um so größern Genuß gewähren, als sie fast allerwärts mit dem erhebenden Anblick der beschneiten Hochgebirge von Tyrol und der Schweiz verbunden sind. Übrigens bieten die tiefer eingeschnittenen Thäler der Umlach, der Wolfegger Ach etc. theilweise auch im Kleinen sehr malerische Ansichten dar, jenes z. B. bei Eberhardszell und Heinrichsburg, dieses in der Höll, bei Altthann, Wolfegg etc. Unter den Punkten, welche sich vorzüglich durch Aussicht auszeichnen, bemerken wir: das hohe Kreutz bei Atzenberg auf der Wasserscheide, übrigens schon zu dem Oberamt Saulgau gehörig, den Hof Hochgeländ auf dem Hochgelände, die Loretto-Capelle bei Wolfegg, die Höhe hinter Ober-Schwarzach etc.

Natur-Merkwürdigkeiten gibt es keine von besonderer Art; die Höhlen fehlen bei der Gebirgsart ganz, dagegen gibt es hie und da Erdfälle, z. B. bei Ingoldingen, besonders aber auf dem Heidgau oder der Ziegelbacher Heide s. o.


7. Boden und Klima.
Der Boden ist im Allgemeinen in ganz Ober-Schwaben von gleicher und derselben Beschaffenheit, wie er schon bei| dem Oberamte Saulgau geschildert worden ist. Die Thäler und Niederungen haben meist einen nassen, sumpfigen und sauern Grund, Moor- und Torfboden, die Erhöhungen einen aus Thon, Sand und Kies bestehenden Boden. Einen felsigen Untergrund findet man nicht oder wenigstens sehr selten, der gewöhnliche Untergrund besteht in Gerölle, sehr häufig aber auch in Lettenlagern, welche kraft ihrer Wasserhaltigkeit in Niederungen und Plänen, die keinen merklichen Fall haben, die Ursache der Riede und Torfmoore sind.

Die Riede, welche wir schon in den Oberämtern Saulgau, Riedlingen und Ehingen kennen gelernt haben, kommen hier noch viel häufiger vor, und nehmen einen beträchtlichen Theil des Oberamts ein. Zu den bereits S. 5 genannten Rieden – Ziegelbacher, Steinacher Ried – kommen noch die Riede bei O.-Schwarzach, Wolfartsweiler, Waldsee, Hagnaufurt, Essendorf, Schussenried, Sattenbeuren u. a.

Das Klima ist gleichfalls von derselben Art, wie es schon bei dem Oberamte Saulgau, mit dem der Bezirk auch großentheils gleiche Höhe hat, beschrieben worden ist: auf den Höhen ziemlich rauh und scharf, in den Thälern und Niederungen feucht und nebelig, wie sich dies bei der hohen Lage und dem freien und ungehinderten Spiel der Winde, so wie bei der Beschaffenheit des Bodens, den vielen Seen und Weihern, den langsam abfließenden Gewässern und dem stärkern atmosphärischen Niederschlage (es regnet und schneit mehr) nicht anders erwarten läßt. Im Ganzen ist die mittlere Temperatur nur wenig von jener auf der Alp verschieden, daher auch, mit einer geringen Ausnahme, kein Weinbau und nur wenig Obstzucht. Das mildere Klima haben die Umgegenden von Aulendorf, Waldsee, sodann die tiefer gelegenen nördlichen Bezirke Mühlhausen, Essendorf etc.; die rauhern Gegenden sind die östlichen von Heidgau, Ziegelbach, Arnach, Ober-Schwarzach, Einthürnen, sowie die von Wolfegg; die Ernte tritt hier in der Regel um 8 Tage später ein, als in den| andern Gegenden des Oberamts, und in diesen um 8 Tage später, als am Bodensee.

Gewitter und Gewitterschaden sind selten, desto häufiger Reifen und Fröste. Von Gewittern werden am meisten heimgesucht: Eberhardszell mit Dietenwengen und Hedelberg.

In Beziehung auf Fruchtbarkeit steht der Bezirk in der Mitte der Oberämter.


8. Gebirgsarten, Versteinerungen und Mineralien.
A. Gebirgs-Formationen.

Wie der Boden, so sind auch die Gebirgs-Arten und Bildungen in ganz Ober-Schwaben, mit Ausnahme einzelner Erscheinungen, sich gleich. Bekanntlich sind es die der Formation der Auf- und Anschwemmungen angehörigen Gebirgsarten – Lehm, Gerölle und Sand, und der tertiäre Sandstein, Molasse genannt, dann Torf und etwas Kalktuff, welche überall, und so auch in dem diesseitigen Oberamtsbezirke, mehr oder weniger vorkommen.

Die Gerölle, welche aus den verschiedensten Gebirgsarten bestehen, verbreiten sich in größern und kleinern Massen auf der Oberfläche unter der Dammerde bis auf die höchsten Höhen, und sind gemeiniglich von außerordentlicher Mächtigkeit, so daß sie öfters in eine Tiefe von mehreren hundert Fuß gehen. Auf dem Gerölle liegen die häufig vorkommenden Lehmlager unter der Dammerde auf. Wo sie und die Gerölle fehlen, da ist es der Sand, der zu Tage liegt, in dem diesseitigen Oberamte jedoch nicht in den ausgedehnten Strecken vorkommt, wie in dem Oberamte Saulgau. Auf den Sand folgt dann der feste Sandstein, die Molasse, die wir schon bei andern Oberämtern kennen gelernt haben. In dem diesseitigen Oberamte, wo weniger Sand, als in andern, zu Tag ausgeht, findet man sie an den Rändern des tief eingeschnittenen Achthals, von Wolfegg an abwärts, wo sie in Platten bricht, sodann auch in dem Umlachthale und in dem Schussenthale bei Aulendorf. Kalktuff kommt ebenfalls in dem| ganzen Achthale von Wolfegg an, besonders aber in dessen Seitenthälchen Weissenbronnen, wo ein bedeutender Bruch ist, ferner in dem Walde zwischen Humberg und Wurzach vor.

Torflager finden sich fast in allen den obengenannten Rieden, die bedeutendsten bei Sattenbeuren, Schweinhausen, Appendorf, Hochdorf, Ingoldingen, Essendorf, Schussenried, Aulendorf, Hagnaufurt, Winterstettendorf, Wolfartsweiler, Schwarzach, Steinach, Haslanden, Wolfegg, Waldsee. Häufig sind die Torfmoore nur 3′ bis 4′, häufig aber auch bis 16′ und darüber tief, beides ist der Fall in dem großen Wurzacher Ried. Merkwürdig ist, daß man in dem dortigen Lager öfters auf aufrecht stehende Baumstämme stoßt, welche ganz schwarz und äußerst hart sind. Über ihre Benutzung s. u.

B. Versteinerungen

kommen hier und da, jedoch nicht häufig vor, sie bestehen sowohl in Meer- als Fluß-Conchylien, und in Zähnen und Wirbeln von Hayfischen, welche in der Molasse eingewachsen sind.

C. Mineralien.

Erze findet man nicht, die Steine, welche vorkommen, sind die oben bemerkten Gerölle und Tuffsteine, sodann der erwähnte Sandstein.

An Bausteinen ist Mangel, gemeiniglich werden die Gerölle und, so weit es die Verhältnisse erlauben, die Tuffsteine dazu benutzt. Die erstern dienen auch zum Straßenbau, und die Kalksteingerölle werden auch zum Kalkbrennen gesammelt. Von Erden kommen bloß die verschiedenen Arten von Thon und der Mergel vor, die erstern sind mehr oder weniger mit Sand vermischt; sie werden zum Ziegelbrennen benutzt, zu Töpferwaaren sind sie wenig brauchbar. Der Mergel, in der Regel Thon-Mergel, der häufig gefunden wird, wird fast überall zur Verbesserung der Felder angewendet. Besonders hat Waldsee an der Wolfegger Steige einen sehr gesuchten Thon-Mergel, der, wie die Waldseer sich ausdrücken, auf die Zunge gelegt, wie Butter vergeht.| Die Mineralquellen sind oben schon bei den Quellen abgehandelt.


9. Pflanzen- und Thier-Reich.
A. Pflanzen, welche wild wachsen.

a. Bäume. Weit vorherrschend sind die Nadelhölzer und unter diesen die Fichte oder Rothtanne, weniger häufiger ist die Weißtanne und die Forche. Künstlich gepflanzt findet man auch die Lerche, und zwar in den Wolfeggischen Waldungen, auf drei Plätzen, wo sie jedoch zusammen nicht mehr als 51/2 M. einnimmt, übrigens ein gutes Wachsthum zeigt. Im Kleinern machte auch ein vormaliger Schussenrieder Klostergeistlicher, Namens Restitut Grimm, mit günstigem Erfolg einen Versuch mit der Anpflanzung der Lerche und der Weimuthsfichte.

Unter den Laubhölzern ist die Birke, Betula alba, vorherrschend. Außer ihr dieselben Laubhölzer, die in der Beschreibung des Oberamts Saulgau benannt sind, auch wilde Birnen-, Äpfel- und Kirschbäume. Reine Laubholzwaldungen sind übrigens selten, s. u. Waldbau.

b. Sträucher. Die sonst seltene schwarze Heckenkirsche, Lonicera nigra, kommt in den östlichen Bezirken häufig vor. Sehr häufig sind die Preißelbeeren, hier Schnellbeeren genannt. Außerdem ist es auch hier das Gewöhnliche. Bemerkenswerth ist, daß die Erica vulgaris in Rieden, namentlich im Wurzacher Ried, und in nassen Waldungen weißblühend angetroffen wird.

Der Holzwuchs ist auch in dem diesseitigen Bezirke, mit Ausnahme der Riedbezirke, sehr üppig. In dem Reviere Heidgau stand eine Weißtanne, die 15″ über der Erdfläche, 26′ 3″ im Umfang und eine Länge von 143′ 5″ hatte. Sie wurde 1827 während strenger Kälte durch einen Sturmwind gestürzt und gab 181/2 Klafter 4′ langes Brennholz.

c. Krautartige Pflanzen. Hierin nähert sich der Bezirk schon theilweise den Gebirgsgegenden der Schweiz. Ein Verzeichniß der merkwürdigern Pflanzen findet sich in der| Inaugural-Schrift: Beiträge zur Naturkunde Ober-Schwabens von C. Lingg, praeside Schübler. Tübingen 1832. Wir heben daraus folgende, in der Umgegend von Wolfegg 2000 bis 2300 P. F. über dem Meere vorkommenden seltenen Pflanzen aus: Salvia glutinosa, Pinguicula vulgaris; Iris graminea; Primula acaulis; Lonicera alpigena; Selinum palustre; Astrantia major; Gentiana asclepiadea; Tofielda palustris Dec.; Andromeda polifolia; Pyrola uniflora; Stachys alpina; Dentaria bulbifera; Aconitum neomontanum W.; Galeopsis versicolor; Cineraria cordifolia.

Ferner haben wir aus einem von dem Herrn Apotheker Leo in Waldsee uns gefälligst mitgetheilten Verzeichniß officineller Pflanzen, die in dem Oberamtsbezirke wild wachsen, folgende seltenern aus: Acorus calamus; Arnica mont.; Atropa bellad.; Berberis vulg; Cicuta virosa; Cochlearia offic.; Conium mac.; Hepatica nobilis; Hyosciamus niger; Lithospermum offic.; Lycopodium clavatum; Menyanthes trifol.; Phellandrium aquat.; Sanicula europ.; Teucrium scordium; Vaccinium vitis idaea, – uligin., – oxycoccos Valeriana offic; Veratrum album.

Außerdem werden viele officinelle Pflanzen cultivirt, von der Mentha piperita et crispa werden jährlich einige hundert Pfund getrocknete Blätter gewonnen.


B. Thiere.

a. Vierfüßiges Wild. Die gewöhnlichen Gattungen und Arten sind auch hier zu Haus. Die Hirsche sind übrigens selten und wilde Schweine gibt es gar nicht. In dem Gr. Königseggischen Thiergarten bei Aulendorf findet man auch Damhirsche. In der Schussen und Ach trifft man zuweilen einen Fischotter an.

b. Federwild. Dieselben Gattungen und Arten, die in der Beschreibung des Oberamts Saulgau aufgezählt sind, finden sich auch hier wieder; wie dort, sind bei den vielen Seen und Weihern besonders die Wasservögel sehr zahlreich. Als seltenere Erscheinung verdient bemerkt zu werden, daß im| strengen Winter 1829/30 auch wilde Schwanen sich einfanden, und im Frühjahre 1833 bei Stafflangen auch ein Steinadler. Letzterer wurde von einem Bauer, als er auf seinen Sohn losgehen wollte, durch einen Wurf betäubt, und lebendig gefangen. Von Zeit zu Zeit zeigt sich auch im Schussenthale der schöne Seidenschwanz. Von Singvögeln halten sich in den Garten-Anlagen zu Aulendorf die Schwarzplättchen (Sylvia atricapilla Lath.) häufig auf, zuweilen auch, jedoch selten, Nachtigallen.

c. Fische und Krebse. Die vorzüglichsten Fische des Oberamts sind: Der Weller und die Forelle; jener kommt in dem Schweigfurter, dem Waldseer Stadtsee und andern größern Weihern und Seen, nicht selten 30 bis 40 Pfund, zuweilen auch noch schwerer vor. Forellen gibt es in mehrern kleinen Nebenbächen, z. B. in dem Grünenberger Weiherbächlein bei Wolfegg, in dem Urbache, in der Umlach, in dem Riß-Ursprung bei Winterstettendorf. In dem Schlupferbach kommt auch die Dreische, ein noch höher als die Forelle geschätzter Fisch vor. Dort finden sich auch Grundeln. Außerdem sind es die überall vorkommenden Fische – Karpfen, Hechte, Schleien, Berschlinge und die gemeinen Weißfische, welche sich finden.

Edelkrebse gibt es in der Schussen, auch in den Gewässern der Umlach bei Hummertsried, Steinkrebse in allen Flüßchen und Bächen.


  1. Hiernach sind auch die W. J. 1832, S. 381 zu berichtigen.
  2. „Alle Ströme, welche diesseits des nördlichen Alpenkammes entspringen, eilen auf dem nächsten Wege diesen Thälern zu, und selbst der Rhein hat sich am Bodensee des großen Scheidethales bemeistert, in welchem dieser durch den Jura aufgestauet wird; und es zeigen sich Spuren, daß die Gewässer dieses weiten Seekessels im Klettgau und an den Quellen der Schussen um Biberach mit den Gewässern des Donauthales zusammenhingen, bis die Thäler von Stein und Schafhausen eröffnet wurden. Die 600 Fuß über die jetzige Fläche des Bodensees liegenden Öninger Steinbrüche sind nämlich voller Abdrücke und Versteinerungen aus dem jüngsten Thier- und Pflanzenreiche, die diesen Gegenden angehören. Bei einem solchen Wasserstande ist der Bodensee einst in die Donau übergeflossen." Südbayerns Oberfläche von J. F. Weiß. München 1820. S. 142 u. f. Vergl. damit Schwarz, Natürliche Geographie von Würtemberg. Stuttgart 1832.
  3. Anders, aber unrichtig, wird der Zug der Wasserscheide durch das Oberamt zur Berichtigung mangelhafter Karten in einer neuerlich erschienenen akademischen Schrift angegeben. Nach ihr würde sie z. B. zwischen Winterstettenstadt und Winterstettendorf durchziehen, somit die Riß durchschneiden!
  4. Die mit R. bezeichneten Punkte wurden von Herrn Dr. Rogg, die mit S. bezeichneten von Herrn Prof. Schübler barometrisch, diejenigen aber, die mit D. bezeichnet sind, von dem Herrn Hauptmann v. Duttenhofer durch Nivellement und zwar im Verhältnisse zum Federsee und Bodensee bestimmt. Bei der Berechnung der absoluten Höhe der letztern wurde der Federsee zu 1811 und der Bodensee zu 1255 P. F. angenommen. Vergl. Würtemb. Jahrbücher 1832, S. 388, sodann die Note in der Beschreibung des Oberamts Canstatt, S. 33, wonach sich sämmtliche, früher bestimmte Höhen um 11′ verstärken.
  5. Wir nehmen diese Bestimmung auf, wenn sie gleich noch einer Berichtigung bedarf, wie eine Vergleichung mit den aufwärts an der Schussen liegenden Punkten zeigt.