Circular-Schreiben wegen eines neuen Gebet- und Gesangbuchs für das Hochstift Wirzburg
Dieser höchsten Absicht zu folgen, wird hiemit den sämmtlichen Ruraldecanen der Auftrag gemacht, nicht allein ihren Kaplänen, sondern auch Ordensgeistlichen, die wirklich in Cura stehen, diese gnädigste Willens Meinung Seiner Hochfürstlichen Gnaden mittels dieses Circular zu erkennen zu geben, und zugleich zu bedeuten, daß diejenigen, welche gesonnen sind, sich diesem nützlichen und patriotischen Geschäfte zu unterziehen, vorläufig
A) einen Entwurf zu einen Gesang- oder Gebetbuch nach seinen Haupttheilen und Rubricken, worin alles, was zum öffentlichen Gottesdienste nach der Diöcesanliturgie und zur Privat-Andacht eines jeden Christen erforderlich und dienlich ist, enthalten wäre, einzusenden, dann
B) einige schon verfertigte Gebete oder Gesänge, um Sprache, Ton, Popularität d. g. beurtheilen zu können, beyzulegen, und
C) auch zu bemerken hätten, was für Gebeter oder Gesänge aus andern Büchern benutzet| oder von den bisherigen beybehalten werden könnten, oder wo ganz neue bearbeitet werden müßen.Überhaupt würde es sehr zweckdienlich seyn, und die Arbeit ungemein erleichtern, wenn sehr viele einzelne und verstreute Gebete, und Gesänge, die schon an verschiedenen Orten eingeführt, und wohl aufgenommen worden sind, zusammen getragen, also aus den guten die besten gewählt, und aus bisherigen gleichsam verbesserten Bruchstücken des öffentlichen Gottesdienstes für unser Volk ein Ganzes gemacht würde.
Auch von jenen Seelsorgern, welche vielleicht nicht Muse genug haben, oder durch andere Hindernisse zurücke gehalten werden, unmittelbar Hand an diese Arbeit zu legen, erwartet man doch, daß sie zu diesem, für unsern Clerus sowohl, als alle Diöcesan-Unterthanen wichtigen Vorhaben durch ihre Bemerkung und auf Localkenntnisse und Erfahrungen gegründete Vorschläge das Ihrige auch beytragen werden, damit es als die Sache des ganzen Clerus angesehen, und dann mit desto mehr Betriebsamkeit und Theilnahme ausgeführt werden könne.
Der Wirzburgische Clerus hat sich jederzeit durch Eifer für die gute Sache und Geschicklichkeit ausgezeichnet. Es stehet also gewiß zu erwarten, daß sich alle bestreben werden, bey dieser allgemeinen, und den oberhirtlichen und wohlthätigsten Absichten Seiner Hochfürstlichen Gnaden| werkthätig zu entsprechen. Gegeben Wirzburg den 17ten April 1793.