Das Haar

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Textdaten
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Autor: Charles Baudelaire
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Titel: Das Haar
Untertitel:
aus: Die Blumen des Bösen. S. 44–45
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Bondi
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Stefan George
Originaltitel: La Chevelure
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Les Fleurs du Mal
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus: Trübsinn und Vergeisterung
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
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Bearbeitungsstand
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[44]
XXIV
DAS HAAR

O vliess dess krause wellen bis zur schulter schäumen!
O locken voll von unbewusstem wolgeruch!
Verzückung! um zu wecken heut in düstren räumen
Erinnerungen die in diesem haare träumen

5
Will ich im wind es schwenken wie ein taschentuch.


Die schmachtend müde Asia und Afrika voll gluten
Ein ganzes weltall · fern fast wie aus einer gruft ·
Kann ich · aroma–wald! in deinem grund vermuten.
Wie andre geister auf musik und stimmen fluten:

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Der meine · o mein liebling · schwebt auf deinem duft.


Dort flieg ich hin wo baum wie mensch mit reicherm samen
Im heissen himmelsstrich sich dehnt zu langer rast.
Ihr flechten seid die wogen die mich mit sich nahmen.
Du fassest · meer von ebenholz · in lichtem rahmen

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Den traum von segel ruder flammenschein und mast:


[45] Den laut bewegten hafen wo mein herz ich weide
In tiefem zug an farbe an parfüm und ton ·
Wo schiffe gleiten über gold und in der seide
Die weiten arme auf · umarmend das geschmeide

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Des reinen firmamentes · ewiger wärme thron.


Ich tauche meine stirn im höchsten rausche trunken
In diesen ozean der andre in sich reiht –
Bis mein verfeinter geist im wellenspiel versunken
Euch wiederfinden wird – o trägheit · lebensfunken!

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Endlose wiegungen gesalbter müssigkeit.


Ihr blauen haare · zelt von ausgespannten schatten ·
Ihr malt den azur-himmel rund und schrankenleer.
Auf der gewundnen strähnen daunenweichen matten
Berausch ich mich an wolgerüchen die sich gatten:

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Am öl des kokosbaums am bisam und am teer.


Lang · immerwährend · wird in deiner schweren masche
Mein finger perle sän rubin und grünen stein –
Dass nie mein wunsch vergeblich nach dir hasche!
Bist du nicht die oase wo ich träume und die flasche

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Aus der ich gierig schlürfe der erinnrung wein?