Das Lindenkirchlein (Volkssagen)

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Autor: Unbekannt
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Titel: Das Lindenkirchlein
Untertitel:
aus: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau S. 92–95
Herausgeber: Heinrich Schreiber
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Franz Xaver Wrangler
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: UB Freiburg und Commons
Kurzbeschreibung:
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[92]
52. Das Lindenkirchlein.


Der Abend kommt, es dunkelt,
Schon sinkt herein die Nacht,
Das Firmament durchfunkelt
Der Sterne Silberpracht.

5
Es flüstert sanft und leise

Der kühle Abendwind;
Da betet frommer Weise
Ein frommes Hirtenkind.

[93]

Das sitzt am Lindenstamme,

10
Die Schäflein rings umher,

Es spielt mit weißem Lamme
Im duft’gen Blüthenmeer.

Was hört es da erklingen,
Wie Engelsmelodei?

15
Das ist ein Wundersingen,

Es träumt das Kind dabei.

Und immer wächst und schwillet
Der zaubernde Gesang,
Es steigt das Lied und quillet

20
Im wundersamen Klang.


Das Kind horcht still und lauschet,
Es betet sanft und leis
Und immer voller rauschet
Der Engel Liederpreis.

25
Und wie zum goldnen Kranze

Webt sich von nah und fern
Im schönsten Schmuck und Glanze
Am Himmel Stern an Stern.

Das Kind schaut, wie im Traume;

30
Was glänzt so wunderbar

Vom alten Lindenbaume,
Wie Sterngefunkel klar?

Die Himmelskön’gin sitzet
Mit ihrem Christuskind

35
Von goldnem Glanz umblitzet

Dort in der alten Lind!

[94]

Dem Kind sie freundlich winket
Vom duftiggrünen Baum;
Ihr Kleid, das funkt und blinket,

40
Hell blitzt es durch den Raum.


Das Kind hat es geschauet
Das schöne Himmelsbild,
Hat seinem Dorf vertrauet
Von dieser Jungfrau mild.

45
Bald ging von Mund zu Munde

Was Wunders hie geschah,
Und auf demselben Grunde
Man bald ein Kirchlein sah.

Da fragten nach dem Namen

50
Des Kirchleins schön und klein,

Die Waller, die da kamen;
Die „Lindkirch“ soll es sein.

Noch sagt man in dem Lande
Vom Kirchlein schöne Mähr;

55
Daß es ein Mägdlein fande

Das preißt die Sage sehr.

Das Kirchlein aber glänzet
Im frischen Lindenduft,
Mit Zweigen grün umgränzet

60
In morgenfrischer Luft.


Dem Land zum frommen Gruße
Steht es seit alter Zeit,
Am wald’gen Bergesfuße,
Man kennt es weit und breit.