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David und Salomo/13. Vortrag

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David und Salomo
14. Vortrag »
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XIII.
1. Chron. 18, 15–18; 19–22; 23–27.


1.
 Diejenigen unter euch, welche gewohnt sind, Zeitungen zu lesen, werden sich erinnern, daß bei Eröffnung eines Landtags die Fürsten Thronreden zu halten pflegen, auf welche die Landstände dann, gewissermaßen zum Dank, widerum eine Antwort geben, bei welcher sie sich gern der eignen Worte des Fürsten bedienen. So antwortete auch David auf die Rede des HErrn, die er durch den Propheten Nathan gehört hat. Er hält in seiner Antwort die Disposition der göttlichen Rede ein, indem er dankbar wiederholt, was ihm der HErr alles schon Gutes gethan habe und was er in der Folge noch für ihn thun wolle. David hat recht gehört, es ist ihm das Ohr geöffnet worden, und so redet er, dem Gedankengang der göttlichen Rede folgend, zuerst von der Vergangenheit und dann von der Zukunft. Er geht ins Heiligthum der Lade Gottes und fängt, voll Demuth und doch voll Zutrauens an,| sein Dankgebet zu sprechen. Gott hat ihm durch Nathan gesagt, wohin ER ihn bisher gebracht; von der Weide, von der Heerde weg bis auf den Thron, und wie ER ihm einen Namen gemacht habe gleich dem Namen der Mächtigen auf Erden. All diese Wohlthaten Gottes überschaut nun David und sagt in dankbarem Rückblick: All das hast Du an mir gethan, und fährt dann fort: Und das hat Dich noch zu wenig gedäucht, sondern hast über das Haus Deines Knechts noch von fernem Zukünftigen geredet und hast mich angesehen nicht blos als einen König Deines Volks, sondern in Gestalt eines Nachkommen, eines Mannes aus der Höhe, der selber Deinen Namen „Gott“ tragen wird. Das ist etwas so Großes für David, daß er die Worte zum Dank nicht mehr findet und sich auf die Allwissenheit Dessen berufen muß, vor dem sein Innerstes offenbar ist. Die Worte Davids: Du hast mir gezeigt ein Menschenbild, welches herrlicher ist als Menschengestalt (oder wie sie sonst zu fassen sind – spectabilem super omnes homines hat die lateinische Übersetzung) sind für uns räthselhaft.[1] David hat mehr gewußt und gesagt als wir deuten können. Er sieht einen Mann aus der Höhe, der Gott gleich, Gott selber ist: das ist’s, was ihn so überwältigt. Nicht das vergangene, sondern das zukünftige Loos seines Hauses ist es, was ihn zum Gang ins Heiligthum und zum Dankpsalm begeistert hat.
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 Wer will da noch sagen, daß die alttestamentlichen Heiligen die Zukunft nicht gekannt haben, und daß das, was die Propheten begeistert hat, nichts anderes als national irdische Hoffnungen gewesen seien. Die wissen mehr als wir, die sehen in Zeiten, die auch uns noch verborgen sind, ans Ende| der gesammten Weltzeit, und sind mit Trost erfüllt durch die Hoffnung auf die Gestalt des Gottmenschen und Sein göttlich-menschliches Königreich am Ende der Tage. Die Wiederkunft des HErrn Christus zur Aufrichtung dieses Reiches nennen noch die Apostel ihre „Hoffnung“, so real fassen sie dies Wort – und wir sollten unsre Hoffnung zusammenschrumpfen lassen zur Hoffnung einer bloßen Fortdauer der Seele und den Blick nicht heben in eine göttlich-menschliche verklärt-irdische Zukunft des Königreiches Christi? Was David schweigen macht vor Dank, das hebt auch unsre Seele hinüber über das Leid der Gegenwart in dieselbe Zukunft, deren David sich tröstete, und aus unsern Herzen steigen auf die Seufzer der Hoffnung und des Glaubens, weil wir gewiß wissen, daß was der Kirche verheißen ist, zur Zeit und Stunde Gottes kommen wird.


2.
 Der erste Vers dieser Lection ist durch die Übersetzung etwas verwischt. Er heißt: Jehovah, um Deines Knechtes willen und nach Deinem eignen Herzen hast Du gethan alle diese Größe, um dann zu offenbaren alle Größen. Unter der Größe in der Einzahl meint David nichts anderes als das Gute, was der HErr ihm und Seinem Volke in der Zeit gethan hat, unter den Größen in der Mehrzahl aber das, was ER ihm in der Zukunft noch thun wird. So ist die Rede auch hier wieder zweiteilig wie in der ersten Lection; doch bleibt David jetzt nicht stehen bei dem Glück seines Hauses, sondern er muß auch reden von der Herrlichkeit Israels. Es ist kein Gott wie Du – sagt er –, es ist kein Gott außer Dir, und es ist kein Volk wie Israel; denn Du hast es ausgeführt aus Aegypten und hast es eingeführt in das gelobte Land. Du hast es nicht blos erlöst, sondern| hast es auch Dir gemacht zum Volk für alle Ewigkeit und Du bist geworden sein Gott in Ewigkeit. Der Blick auf die ewige Herrlichkeit Israels ist es, was den Mann David so hingerissen hat zur Anbetung. Es ist wunderbar, daß David mit so offnen Augen das Wort seines Gottes sieht und hört; Gott selbst hat ihn unterstützt die Worte recht zu fassen und zeitliches Glück vom ewigen zu unterscheiden. David hat eine andere Anschauung von seinem Volk als Diejenigen, die heutzutage verächtlich von „diesem Volk von Schacherern“ reden. David nennt es ein Volk der Ewigkeit, ein ewiges Volk, und man mag die Schrift aufschlagen wo man will, so wird man diese Anschauung bestätigt finden. – In unsrer Zeit sinken die Nebel und heraufsteigt die glänzende Herrlichkeit Israels; über den Bergen des Ostens lagert die Hoffnung, der wir warten. Auch für uns ist noch zukünftig, wofür David hier gedankt hat. Wie es Israel geht, so geht es der gesammten Menschheit, wie dem innersten Herzen, so allen Gliedern. Israel ist die Mitte der Welt und das Herz der Menschheit: ein ewiges Herz schlägt in einem ewigen Leibe, weil Israel ein ewiges Volk ist, so gibt es auch eine ewige Menschheit und – eine ewige Kirche, die alles Dankes und Preises werth ist.


3.
 Die erste Lection handelte von dem zu anbetendem Schweigen bringenden ewigen herrlichen Loose des Hauses Davids, die zweite von der Herrlichkeit des Volkes Israel. Die dritte enthält das Gebet Davids, daß Gott hinausführen möge, was ER verheißen hat. „Und nun Jehovah, das Wort das Du geredet hast (von der Herrlichkeit des Hauses Davids und Israels), das werde Amen, und thue, was Du gesagt hast, und groß werde Dein Name in Ewigkeit etc.“ Was hat| das für einen Sinn? Gott soll verherrlicht werden in Ewigkeit und zwar dadurch, daß Gott genannt wird in Ewigkeit ein Gott Israels und ein Gott, der David gehalten hat, was ER ihm geredet hat: das soll sein Ruhm und Preis sein in Ewigkeit. Woher kommt’s, daß David aus den Worten Gottes das herausgefunden hat? „Du hast – sagt er – das Ohr Deines Knechtes geöffnet, daß Du ihm ein Haus bauen willst – darum hat Dein Knecht gefunden, daß er vor Dir betet.“ Ewiges Haus, ewiges Volk, ewiger Gott – diese ewige Glorie ist dem David gezeigt worden, und darum hat er die Macht gefunden so vor Gott zu reden. „Und nun – betet er zum Schluß – hebe an zu segnen das Haus Deines Knechts, daß es ewiglich sei vor Dir; denn was Du, HErr, segnest, das ist gesegnet ewiglich.“ In diesen Worten legt sich Davids Verständniß der ihm gewordenen großen Verheißung dar.

 Wenn dir auch das Auge dafür geöffnet wird, dann merkst du Davids großen Glauben und Davids große Hoffnung, dann lernst du auch, wie er, Vergangenheit und Zukunft zu verbinden und merkst, wie der Baum schon gepflanzt ist, der am Ende der Tage in der Fülle seiner Früchte prangen wird. Mit dir halten wir’s, du Sohn Isais – hat Amasai gesagt; ich halt’s auch mit ihm. Der Mann, der so in die ewige Herrlichkeit seines Hauses und seines Volkes und seines Gottes schauen konnte, der hat Licht und Gnade, der soll genannt werden ein Herzog der Hoffnung für alle Gläubigen. – Meine Lieben! Wenn noch eine kleine Zeit vorüber ist, dann wird der Tag anbrechen, nach dem die Jünger fragten (Apg. 1, 7), der Tag, den der Vater Seiner Macht vorbehalten hat; dann wird kommen der Aufgang aus der Höhe, der ewige König, vor dem stille sein wird alle Welt.

|  Auf den Tag freut sich das Herz Davids und seines Sohnes, des Hochgelobten, und die Zeit eilt herzu: Ja komm HErr Jesu!
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  1. Anm. des Her. Neuere Ausleger fassen die Worte: „HErr Gott“ als Vocativ (Anrede an Gott).


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