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Debarim Rabba/Parasche 10

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Inhalt Parasche 10

Abschnitt 1 2 3 4

Auslegung von Dtn 32,1

Dazwischen Halachot: Halacha 25

[102]
.סדר האזינו Parascha X.
[1] Halacha. Darf wohl ein Israelit, welcher am Ohre leidet, sich am Sabbath heilen?[1] Die Weisen haben so gelehrt: Lebensgefahr verdrängt die Sabbathfeier. Ein Ohrenübel, wenn es gefährlich ist, darf man mithin am Sabbath heilen. Die Rabbinen sagten: Willst du nicht an deinem Ohre oder sonst an einem deiner Glieder leiden, so neige deine Ohren der Thora zu und du wirst (dir) Leben erwerben. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Jes. 55, 3: „Neiget euer Ohr und kommet zu mir, höret, auf dass eure Seele lebe.“ R. Chanina bar Papa sagte: Wer sein Ohr vom Hören der Thora abwendet, dessen Gebet wird verworfen, wie es heisst Prov. 27, 9: „Wer sein Ohr vom Hören des Gesetzes abwendet, auch sein Gebet ist ein Abscheu.“ R. Levi sagte: Das Ohr ist dem Körper, wie das Flechtwerk (Korb) den Geräthen. So viele[103] Geräthe du auch auf das Flechtwerk legst, thust du Räucherwerk[2] darunter, so werden sie alle vom Duft durchzogen. So auch die 248 Glieder am Menschen, sie erhalten alle durch das Ohr Leben. Darum heisst es (sagt der Prophet): „Höret, auf dass eure Seele lebe.“ Gott sprach: Wenn du dein Ohr der Thora zuneigst d. i. wenn du kommst, über die Worte der Thora zu sprechen, so schweigen alle vor dir und lauschen deinen Worten, sowie du dein Ohr geneigt hast, um die Worte der Thora zu hören. Woher kannst du das lernen? Von unserem Lehrer Mose. Dadurch, dass er der Thora sein Ohr zuneigte, als er kam, um über die Worte der Thora zu sprechen, wurden die Oberen und die Unteren (Geister) zum Schweigen gebracht und lauschten auf seine Worte. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir hier Cap. XXXII, 1lesen: Horchet, ihr Himmel, denn ich will reden. [2] Das steht auch Koh. 3, 14: „Ich erkannte, dass alles, was Gott thut, immer bestehen wird, nichts ist ihm hinzuzusetzen und nichts davon zu nehmen.“ R. Josua ben Simra sagte: Was heisst das: „Nichts ist ihm hinzuzusetzen?“ Gott sprach also: Vom Anfange der Schöpfung der Welt galt Gen. 1, 9: „Es sollen sich die Wasser sammeln unter dem Himmel an einem Ort,“ und dennoch heisst es Amos 5, 8: „Er ruft den Wassern des Meeres zu und giesst sie auf die Oberfläche der Erde; Ewiger ist sein Name,“ damit sie sich vor ihm fürchten sollten, damit die Menschen sich vor ihm fürchten sollten. Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Lande, welches sich gegen den König empörte. Was that der König? Er führte eine harte Legion herbei, umzingelte es, damit die Bewohner des Landes ihn sehen und sich vor ihm fürchten sollten. So schuf Gott seine Welt, den Tag, dass er Tag sei, und die Nacht, dass sie Nacht sei, da kam aber Jacob und machte den Tag zur Nacht, nämlich Gott liess ihm die Sonne untergehen, bevor es ihre Zeit war, wie es heisst Gen. 28, 11: „Und er traf an einen Ort und übernachtete daselbst, denn die Sonne war untergegangen,“ da kam aber Josua und machte die Nacht wieder zum Tage, wie es heisst Jos. 10, 12: „Sonne, stehe still zu Gibeon!“ Hieraus kannst du sehen, dass die Frommen von Gottes Worten wegnehmen und hinzufügen, damit die Menschen sich vor ihm fürchten sollen. So schuf Gott, dass das Meer Meer und das Trockne Trockne sei (d. i. dass es so bleibe), da kam Mose und machte das Meer zum Trocknen, wie es heisst Ex. 14, 29: „Und die Kinder Israels gingen trocken mitten durchs Meer,“ da kam aber Elisa und verwandelte das Trockne wieder in Meer, wie es heisst 2 Reg. 3, 16. 17: „So spricht der Ewige: Machet in diesem Thale Graben an Graben, und dieses Thal soll voll werden von Wasser.“ So schuf Gott ferner den Winter, dass er Winter sei, und den Sommer, dass er Sommer sei, da kam Elia und machte[104] den Winter zum Sommer, denn so heisst es 1 Reg. 17, 1: „Beim Leben des Ewigen! in diesen Jahren soll nicht Thau und Regen fallen, ausser zufolge meines Wortes,“ da kam aber Samuel und machte den Sommer zum Winter, denn so heisst es 1 Sam. 12, 17: „Ist jetzt nicht die Weizenernte? Ich rufe zum Ewigen und er wird donnern und regnen lassen.“ So schuf Gott die Oberen zu Oberen und die Unteren zu Unteren, denn so heisst es Ps. 115, 16: „Der Himmel ist des Ewigen Himmel, aber die Erde gab er den Menschenkindern;“ da kam aber Mose und machte die Unteren zu den Oberen und die Oberen zu den Unteren, denn so heisst es Ex. 19, 3: „Und Mose stieg hinauf zu Gott,“ V. 20: „und der Ewige stieg herab auf den Berg Sinai.“ So schuf Gott Himmel und Erde, dass sie ihn preisen sollen, wie es heisst Ps. 119, 2: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.“ Als Mose kam, so brachte er sie zum Schweigen, wie es hier heisst: „Horchet, ihr Himmel.“ [3] Das sagt nun auch die Schrift 2 Sam. 23, 3: „Es sprach zu mir der Gott Israels, zu mir redete der Hort Israels: ein Herrscher über die Menschen.“ Was heisst das: „Der Gerechte herrschend in Gottesfurcht?“ Die Gerechten herrschen, sowie Gott herrscht. Wie so? Alles, was Gott thut, thun auch die Gerechten. Wie so? Gott bedenkt die Unfruchtbaren und Elisa bedachte die Sunemitin s. 2 Reg. 4, 16: „Um diese Zeit im andern Jahre wirst du einen Sohn umarmen.“ Gott belebt die Todten, Elisa belebte den Sohn der Sunemitin. Gott spaltet die Meere, Elia und Elisa thaten es auch s. 2 Reg. 2, 8: „Und er schlug damit das Wasser und es theilte sich hierhin und dahin.“ Gott heilt ohne Pflaster, auch Elisa heilte den Naeman ohne Pflaster. Gott machte das Bittere (Wasser) süss, Elisa that es auch; denn so heisst es das. 2, 20: „Und er sprach: Bringet mir eine neue Schale und thut Salz hinein.“ Ferner heisst es das. V. 22: „Und das Wasser wurde gesund.“ Gott hält den Regen zurück, Elisa that es auch, wie es heisst 1 Reg. 17, 1: „Beim Leben des Ewigen! in diesen Jahren soll weder Thau noch Regen fallen, ausser zufolge meines Wortes.“ Gott lässt regnen, Samuel that es auch s. 1 Sam. 12, 17: „Ist jetzt nicht die Weizenernte? Ich rufe zum Ewigen und er wird donnern und regnen lassen.“ Gott sendet Feuer herab, Elia that es auch s. 1 Reg. 18, 38: „Da fiel das Feuer des Ewigen herab und verzehrte das Brandopfer.“

[4] Oder: „Horchet, ihr Himmel.“ R. Josua von Sichnin sagte: Hieraus kannst du lernen, dass der Himmel Mund, Herz und Ohr hat; einen Mund s. Ps. 19, 2: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes,“ ein Herz s. Deut. 4, 11: „Und der Berg brannte im Feuer bis ins Herz des Himmels,“ und ein Ohr s. hier: „Horchet!“

Oder warum rief er Himmel und Erde an? R. Samuel bar Nachman sagte: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Strategen, welcher in zwei Ländern Feldherrndienste zu verrichten hatte, in Persien und Armenien, und einen Festtag veranstaltete. Da dachte er: Lade ich diese ein, so zürnen jene und lade ich jene ein, so[105] zürnen wieder diese. Was machte er? Er lud diese und jene ein. So auch Mose, er war von der Erde und gross geworden im Himmel, wie es heisst Ex. 24, 18: „Und Mose war daselbst bei dem Ewigen vierzig Tage und vierzig Nächte.“ Da dachte er: Rufe ich nur den Himmel an, so zürnt die Erde und rufe ich nur die Erde an, so zürnt wieder der Himmel, deshalb dachte er: Siehe, ich rufe beide an, Himmel und Erde, wie es heisst: „Horchet, ihr Himmel... und es höre die Erde.“

Oder warum Himmel und Erde? R. Tanchuma sagte: Gott hat die Israeliten nur durch sie (Himmel und Erde) erlöst, denn so heisst es Jes. 44, 32: „Jauchzet, ihr Himmel, denn der Ewige hat es vollführt“ u. s. w.

Oder warum Himmel und Erde? Weil das Gesetz nur durch sie gegeben worden ist, wie es heisst Deut. 4, 36: „Vom Himmel liess er dich seine Stimme hören, dich zurecht zu weisen, und auf der Erde hat er dich sein grosses Feuer sehen lassen.“

Oder weil das Manna und die Wachteln nur durch sie gegeben worden sind, wie es heisst Ex. 16, 4: „Siehe, ich lasse euch Brot vom Himmel regnen,“ und die Wachteln von der Erde, wie es heisst das. V. 13: „Und es stiegen Wachteln auf.“ Oder weil Gott die Israeliten mit den Sternen am Himmel und mit dem Staube auf Erden verglichen hat, mit den Sternen am Himmel, wie es heisst Gen. 15, 5: „Blicke gen Himmel und zähle die Sterne“ u. s.w., und mit dem Staube der Erde, wie es heisst das. 28, 14: „Und es wird dein Same werden wie der Staub der Erde.“

Oder warum Himmel und Erde? Weil sie Zeugen gegen Israel sein sollen, wie es heisst Deut. 4, 26: „Ich rufe heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch an.“ Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Königssohne, welchen sein Vater zwei Vormündern übergab, und mit jeder Krone, womit ihn sein Vater krönte (schmückte), krönte (schmückte) er ihn nur durch sie. Als er zum Traubaldachin ging, nahm er sie zu Zeugen zwischen sich und seinen Vater. So geschahen auch alle Wunder, die Gott den Israeliten gethan hatte, ihnen durch Himmel und Erde. Als sie in das Land Israel ziehen wollten, sangen sie durch sie ein Lied, weil sie Zeugen zwischen ihm und ihnen gewesen. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Jes. 1, 2: „Höret, ihr Himmel, merk auf, o Erde! denn der Ewige redet.“ Was folgt darauf? V. 3: „Kinder habe ich gross gezogen und erhoben.“ Das wollen die Worte sagen: „Horchet, ihr Himmel!“

Oder warum Himmel und Erde? R. Chanina sagte: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem, der seinem Freunde ein Pfand zur Aufbewahrung übergab. Als sein Freund, der ihm das Pfand zur Aufbewahrung übergeben, gestorben war, erhob sich der Sohn desjenigen, der das Pfand zur Aufbewahrung übergeben und er erwies jenem Ehre, welcher ihm das Pfand zur Aufbewahrung übergeben und er erwies auch seinem Weibe Ehre. Man sprach zu ihm:[106] Warum ehrst du beide? Er antwortete: Weil ich ein Pfand bei ihnen in Aufbewahrung habe und es ist mir nicht klar, wer von beiden das Pfand hat, ob er oder sein Weib; es mag aber mein Pfand sich befinden, wo es will, so ist es doch gut aufbewahrt. So fragte man auch Mose: Warum befiehlst du Himmel und Erde? Er antwortete: Ich muss einst sterben und ich weiss nicht, wohin meine Seele gehen wird, ob nach dem Himmel oder nach der Erde, wie es heisst Koh. 3, 21: „Wer weiss, ob der Geist der Menschenkinder aufsteigt zur Höhe“ u. s. w.; deshalb befehle ich beiden, dass meine Seele, wo sie auch ruht, es gut haben möge. Bei deinem Leben! sprach Gott zu ihm, kein Wesen soll über deine Seele Gewalt haben. Wo soll sie ruhen? Unter dem Throne der Herrlichkeit im Himmel, denn so sagt Abigail 1 Sam. 25, 29: „Die Seele meines Herrn ist eingebunden im Bündel des Lebens bei dem Ewigen, deinem Gotte.“

Oder warum Himmel und Erde? Weil Gott sie zu Zeugen gegen Israel anruft. An ihnen hatten sie gesündigt und mit ihnen wurden sie bestraft (geschlagen) und durch sie werden sie getröstet. Er rief sie zu Zeugen an, wie es heisst Deut. 4, 26: „So rufe ich heute den Himmel und die Erde als Zeugen gegen euch an;“ an ihnen hatten sie gesündigt, wie es heisst Jerem. 7, 18: „Um Kuchen zu bereiten für die Königin des Himmels,“ und durch sie wurden sie bestraft, wie es heisst das. 4, 23: „Ich schaue an den Himmel, und kein Licht ist an ihm;“ und durch die Erde, wie es heisst Deut. 4, 26: „(und ich rufe als Zeugen) die Erde;“ und an der Erde hatten sie gesündigt, wie es heisst Hos. 12, 12: „Und ihrer Altäre sind so viel, als Steinhaufen auf den Furchen des Feldes;“ und durch die Erde wurden sie bestraft, wie es heisst Jerem. 4, 23: „Ich schaute die Erde und siehe, sie war wüste und leer,“ und mit Himmel und Erde werden sie getröstet, wie es heisst Jes. 66, 22: „Denn sowie der neue Himmel und die neue Erde, die ich erschaffe, vor mir bestehen“ u. s. w.


  1. S. Joma fol. 83a.
  2. מוּגְמָר ist das Räucherwerk von abgebrannten Specereien, das oft nach aufgehobener Mahlzeit herbeigebracht wurde.
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