Der Binger Mäusethurm

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Der Binger Mäusethurm
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aus: Deutsche Sagen, Band 1, S. 328–329
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1816
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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[328]
241.
Der binger Mäusethurm.
Bange thür. Chronik Bl. 35b.


Zu Bingen ragt mitten aus dem Rhein ein hoher Thurm, von dem nachstehende Sage umgeht. Im Jahr 974. ward große Theuerung in Deutschland, daß die Menschen aus Noth Katzen und Hunde aßen und doch viel Leute Hungers sturben. Da war ein Bischof zu Mainz, der hieß Hatto der andere, ein Geizhals, dachte nur daran, seinen Schatz zu mehren und sah zu, wie die armen Leute auf der Gasse niederfielen und bei Haufen zu den Brotbänken liefen und das Brot nahmen mit Gewalt. Aber kein Erbarmen kam in den Bischof, sondern er sprach: „lasset alle Arme und Dürftige sammlen in einer Scheune vor der Stadt, ich will sie speisen.“ Und wie sie in die Scheune gegangen waren, schloß er die Thüre zu, steckte mit Feuer an und verbrannte die Scheune sammt den armen Leuten. Als nun die Menschen unter den Flammen wimmerten und jammerten, rief Bischof Hatto: „hört, hört, wie die Mäuse pfeifen!“ Allein Gott der Herr plagte ihn bald, daß die Mäuse Tag und Nacht über ihn liefen und an ihm fraßen, und vermochte sich mit aller seiner Gewalt nicht wider sie behalten und bewahren. Da wußte er endlich keinen andern Rath, als er ließ einen Thurm bei Bingen mitten in den Rhein bauen, der noch heutiges Tags zu sehen ist, und meinte sich darin zu fristen, aber die [329] Mäuse schwummen durch den Strom heran, erklommen den Thurn und fraßen den Bischof lebendig auf.