Zum Inhalt springen

Der Frühling und die Minne

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Wilhelm Hertz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Frühling und die Minne
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 81–83.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[81]
Der Frühling und die Minne.

Auf Wald und Haide überall
Ertönet heller Hochzeitschall,
Die Lande steh’n in grünem Schein,
Der klare Himmel blaut darein,

5
Und in den blum’gen Feiersaal,

Da führt der Lenz sein süß Gemahl,
     Die ist genannt Frau Minne.
Er pranget, wie ein Bräut’gam thut,
Im frischen, freudenkühnen Muth;

10
Sie blicket süßverschämt darein,

Möcht’ lieber ungesehen sein;
Sie liebet nicht den lauten Schall,
Doch wirkt sie leise überall
     Im Herzen und im Sinne.

15
Du Mägdelein im Lockenhaar,

Was sitzest du der Freuden bar?
Komm’ mit mir in mein Gartenhaus,
Da sieht man weit in’s Land hinaus;
Die Blumenbeete keimen jung,

20
Auch ist dir Freudensang genung

     Und würzig Weh’n darinne.

[82]

Dort hören wir im Laubgezelt
Den Frühling jubeln durch die Welt,
Und lauschen, wie im Innern schafft

25
Der Liebe zarte Himmelskraft.

In jungen Herzen ist die Statt,
Darin am liebsten Hochzeit hat
     Der Frühling und die Minne.

In Sonntagsruhe liegt die Welt,

30
Kirchglocken läuten durch das Feld;

Die Vöglein sind verstummet fast,
Sie halten kurze Mittagsrast,
Die Winde schlummern allerort, –
Die treuen Blumen duften fort,

35
     Ihr Hauch will nicht vergehen.

So klinget aus in uns’rer Brust
Des Lebens laute Frühlingslust,
Und Sinn und Denken schlummert ein, –
Die Herzensminne wacht allein.

40
Wir halten träumend uns im Arm

Und fühlen nur im Herzen warm
     Der Liebe Athem wehen.

So soll, wenn Lenz und Lust vergeh’n,
Die treue Minne noch besteh’n!

45
Und fällt vom Haupt uns in den Staub

Des Lebenskranzes letztes Laub,

[83]

So fülle sie in Grau’n und Tod
Mit der Erinn’rung Abendroth
     Die nachtumhüllten Sinne.

50
Und trotz der Menschen Widerstreit

Die Liebe glaubt Unsterblichkeit.
Auf Erden läßt von seiner Braut
Der Frühling sterbend, kaum getraut;
Doch in dem namenlosen Land,

55
Da strahlt in ew’gem Hochzeitband

     Der Frühling und die Minne.