Der lange Mann in der Mordgasse zu Hof
Der lange Mann in der Mordgasse zu Hof.
Widmann in der Höfer Chronik. |
Vor diesem Sterben (der Pest zu Hof im Jahr
1519.) hat sich bei Nacht ein großer, sehwarzer, langer
Mann in der Mordgasse sehen lassen, welcher mit
seinen ausgebreiteten Schenkeln die zwei Seiten der
Gassen betreten und mit dem Kopf hoch über die Häuser
gereicht hat; welchen meine Ahnfrau Walburg Widmännin,
da sie einen Abend durch gedachte Gasse gehen
müssen, selbst gesehen, daß er den einen Fuß bei
der Einfurt des Wirthshauses, den andern gegenüber
auf der andern Seite bei dem großen Haus gehabt.
Als sie aber vor Schrecken nicht gewußt, ob sie zurück
oder fortgehen sollen, hat sie es in Gottes Namen gewagt,
ein Kreuz vor sich gemacht, und ist mitten durch
die Gasse und also zwischen seinen Beinen hindurch gegangen,
weil sie ohne das besorgen müssen, solch Gespenst
mögte ihr nacheilen. Da sie kaum hindurch gekommen,
schlägt das Gespenst seine beiden Beine hinter
ihr so hart zusammen, daß sich ein solch groß Geprassel
erhebet, als wann die Häuser der ganzen Mordgasse
einfielen. Es folgte darauf die große Pest und
fing das Sterben in der Mordgasse am ersten an.