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Der schlimmste Feind (Tucholsky)

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Textdaten
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Autor: Kurt Tucholsky
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Titel: Der schlimmste Feind
Untertitel:
aus: Das Lächeln der Mona Lisa, S. 373-374
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1929
Verlag: Rowohlt
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: ULB Düsseldorf und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck in: Weltbühne, 28. Dezember 1926
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[373]
Der schlimmste Feind

 Für Ernst Toller

Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat,
das sind nicht die Soldaten;
es ist auch nicht der Rat der Stadt,
nicht Bergherrn, nicht Prälaten.

5
     Sein schlimmster Feind steht schlau und klein

     in seinen eignen Reihn.

Wer etwas diskutieren kann,
wer einmal Marx gelesen,
der hält sich schon für einen Mann

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und für ein höheres Wesen.

     Der ragt um einen Daumen klein
     aus seinen eignen Reihn.

Der weiß nichts mehr von Klassenkampf
und nichts von Revolutionen;

15
der hat vor Streiken allen Dampf

und Furcht vor blauen Bohnen.
     Der will nur in den Reichstag hinein
     aus seinen eignen Reihn.

Klopft dem noch ein Regierungsrat

20
auf die Schulter: „Na, mein Lieber …“,

dann vergißt er das ganze Proletariat –
das ist das schlimmste Kaliber.
     Kein Gutsbesitzer ist so gemein
     wie der aus den eignen Reihn.

25
Paßt Obacht!

 Da steht euer Feind,
der euch hundertmal verraten!

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Den Bonzen loben gern vereint

Nationale und Demokraten.

30
     Freiheit? Erlösung? Gute Nacht.

     Ihr seid um die Frucht eures Leidens gebracht.
 Das macht: Ihr konntet euch nicht befrein
 von dem Feind aus den eignen Reihn.