Die Anhänger der Feuerbestattung
[804] Die Anhänger der Feuerbestattung dürfen auf die letztverflossenen Jahre nicht ohne Befriedigung zurückblicken. Es ist ihnen zwar nicht gelungen, allgemein für die Frage zu interessiren, sie haben aber in einigen Ländern principielle Erfolge errungen. In England wurdcn die gesetzlichen Hindernisse für diese Art der Bestattung beseitigt, und vor zwei Jahren wurde in dem Londoner Crematorium zu Weking die erste Verbrennung eines menschlichen Leichnams vorgenommen. Auch in Frankreich wurde durch das Gesetz vom 30. März dieses Jahres die Feuerbestattung erlaubt, und der Bau der Verbrennnngsöfen geht in Paris der Vollendung entgegen. Die interessantesten Nachrichten erhalten wir jedoch in dieser Beziehung aus Südamerika. Wir lesen in einem Feuilleton Professor Reclam’s, des Verfechters der Feuerbestattung in Deutschland, welches derselbe in der Zeitschrift „Gesundheit“ veröffentlicht: Kaiser Dom Pedro von Brasilien habe ein Dekret erlassen, wonach die Leichen der am Gelben Fieber Verstorbenen verbrannt werden müssen, und in Buenos Ayres habe der Magistrat am 11. März dieses Jahres verordnet, daß alle Begräbnisstätten im Innern dieser Stadt geschlossen werden und die Leichen derjenigen Personen, welche an epidemischen, das heißt ansteckenden Krankheiten gestorben sind, durch Feuer eingeäschert werden müssen. Die neuesten wissenschaftlichen Forschungen über die Lebensdauer der Bakterien, der sichtbaren Erkrankungskeime, bilden in der That ein wichtiges Moment, welches zu Gunsten der Feuerbestattung spricht und ihr zu den letzten Erfolgen verholfen hat; denn diese Erkrankungskeime, welche in vielen Fällen bei der Begrabung der Leichen den Boden verunreinigen, werden durch die Feuerbestattung vollständig zerstört. *