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Die Findlinge

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Capitän Coram W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen/Zweite Abtheilung (1840) von Franz Kottenkamp
Die Findlinge
Der Politiker
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Die Findlinge.
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DAS FINDELHAUS.
THE FOUNDLINGS.

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Die Findlinge.
(The Foundlings.)




Dies Blatt, dessen Veranlassung bereits erwähnt wurde, hängt durch das dargestellte Sujet mit dem vorhergehenden zusammen. Es gibt eine Ansicht des von Capitän Coram gestifteten Findelhauses, vor welchem die dort ernährten Kinder angemessene Gruppen bilden. Die Hauptfigur ist der Freund des Künstlers, welcher die Anstalt stiftete. Der Diener des Hospitals bringt ihm ein Kind, dessen Mutter zu seinen Füßen kniet und einen Dolch fallen läßt, als Andeutung, daß sie ohne jenes Findelhaus in Versuchung gekommen wäre, ihr Kind zu ermorden. Das Wohlwollen des Capitän Coram, welches seine Züge in derselben Weise zeigen, wie auf dem beschriebenen Porträt, läßt die Worte ahnen, die er an die Mutter richtet.

Auf der rechten Seite des Blattes ist ein neugebornes Kind an einem Strome ausgesetzt, über den eine Brücke sich wölbt, welche zum [844] Findelhause führt, eine Andeutung, daß die Mutter ihr Kind ertränkt haben würde, wenn jenes Findelhaus nicht bestände. Ein anderes Weib hat nahe am Thor, an einer kleinen Erhöhung, ihr Kind ausgesetzt und es der Sorge des Findelhauses somit ebenfalls überlassen. Im Hintergrunde befindet sich ein Dorf mit einer Kirche, welche vom Künstler offenbar nur angebracht wurde, um die Localität zu bezeichnen.

An der andern Seite kommen drei im Findelhause bereits erzogene Knaben aus dem Thore, welches als ein Institut der Nation mit dem britischen Wappen über dem Eingange geschmückt ist. Sie halten die Embleme ihrer zukünftigen Beschäftigung in den Händen: der eine ein Senkblei als Pilot, der zweite eine Kelle als Maurer, der dritte, welcher von seiner Mutter zärtlich an den Busen gedrückt wird, einen Kamm für Wolle. Natürlich sind die Knaben, welche der öffentlichen Barmherzigkeit übergeben werden, ihrer Erziehung nach für Beschäftigungen der niedern Volksclassen bestimmt. Bei der nächsten Gruppe, welche von einem Knaben, der ein mathematisches Instrument in der Hand hält, geführt wird, erkennt man den zukünftigen Stand an der Kleidung. Die Knaben tragen Jacken und Beinkleider von Matrosen.

Die drei kleinen Mädchen im Vordergrunde halten in derselben Art Gegenstände weiblicher Industrie, ein Spinnrad, ein Modeltuch und einen Besen als Zeichen ihrer zukünftigen Beschäftigung in den Händen.

Wie erwähnt, machte Hogarth dem Findelhause noch ein Geschenk in einem historischen Bilde, welches in der Capelle des Institutes aufbewahrt wird. Das Sujet war für den Zweck passend gewählt, indem dasselbe den Knaben Moses darstellt, wie er als Findelkind, von einer Amme erzogen, vor Pharao’s Tochter gebracht ward. Später wurde das Gemälde copirt, verdient jedoch nicht die Verbreitung durch Abdrücke, denn die Composition und Ausführung ist mittelmäßig, wie bei allen historischen Stücken Hogarth’s. Die englischen Herausgeber hätten besser gethan, das Bild in derselben Weise fortzulassen, wie die [845] Darstellung des Teiches von Bethesda, dessen Originalgemälde sich in der Capelle des Bartholomewhospitals befindet und worüber in der Biographie Einiges gesagt worden ist.

Auf jenem Bilde sitzt Pharao’s Tochter auf einem Stuhl und will dem von ihr geretteten Findlinge die Hand reichen. Dieser, ungefähr vier Jahre alt, hält sich jedoch an seiner bisherigen Amme fest, welche für die Ernährung ihre Bezahlung erhält. Wie früher erwähnt wurde, konnte es Hogarth nicht unterlassen, in seinem Gemälde „der Teich von Bethesda“ possenhafte Züge von Gemeinheiten anzubringen, z. B. der Bediente einer reichen mit Geschwüren bedeckten Frau prügelt dort einen armen Mann fort, der sich des Heilbrunnens bedienen will. Auch auf diesem Bilde brachte der Künstler ebenfalls einen humoristischen Zug an, der sich aber für eine historische und ernste Composition nicht eignet. Hinter dem Stuhle der Prinzessin stehen zwei Kammerfrauen, worunter eine Negerin, und flüstern sich, wie man aus den Zügen und Blicken sieht, Bemerkungen zu, welche eine nähere Verwandtschaft des Findlings mit der königlichen Dame voraussetzen lassen. Auch zeigt das Gesicht des kleinen Moses eine merkwürdige Aehnlichkeit mit seiner Pflegemutter.

Auf dem Bilde befinden sich einige abgeschmackte Zuthaten, z. B. ein kleines Crocodill, welches unter dem Stuhle der Prinzessin hervor kriecht und die Nähe des Nils andeuten soll. Endlich hat es Hogarth nicht unterlassen können, an den Wänden seine sogenannten Schönheitslinien anzubringen, sicherlich ein sonderbares Symbol für die egyptische Kunst, in welcher bekanntlich die gerade Linie in eckigen Formen vorherrschend ist.