Die Influenza (Louis Kühnhold)
„Influenza, Influenza!“ ängstlich gings von Mund zu Mund,
Influenza neie Kranket[1], Aener thats d’n Annern kund.
Farn in grußen rußschen Land
War die Kranket zu arscht bekannt,
Oesterreich, Schpanien und Mongool’n,
Frankreich, Bayern, Luxemborg,
Wu die Kranket zug wull dorch, —
In jeden Land farn un nah:
Fortwährend nahm die Kranket zu,
Ja sugar nach Kammeru,
Nach Asien un Amerika
Kam die Influenza.
Ae änzig grußes Krankenzalt.
In unnern liem deutschen Reich
War die Kranket nu wull gleich;
Vieltausendfach huß jetzt die Klaa[2]:
Haupsachlich bei unnern Militär
Do sul dar Name manning schwär;
Anfänglich wur gemald mit fröhling Gesicht:
Su un su viel Mann haan die Faulenzia gekricht;
Dänn su wos war noch nett viergekumme.
Mir machten uns im dar Kranket wenig Sorring[3],
Und fühlten uns su richtig geborring[4],
Denn daß die Influenza nach Annerschbarrig kähm,
Un trotzdann kam se mit vuller Wucht, —
Fast jede Familie wur aufgesucht;
Su brooch denn in jeden Haus
Die schreckliche Influenza aus.
Es Wartschaftgiehn wur nu gelosen,
Vergange war Lust, vergange war Fräd,
Schtets huur m’r seifzen frih und schpät.
Jeder klaate[6] iwer Schmarzen,
Schauerig erklang’s von Farn un Nah:
„Influenza, Influenza!“
Hauptsachlich of un’rer Gruub un un’rer Hitt,
Do schpielte die Kranket manning schlacht mit;
Die nein in Schacht kunnten fah’rn.
Un fast wär’n die Buhrmaschiene —
Wu de Leit, wenn a sauer, schien Gald verdiene —,
Ja beinah wärn se schtiehn gebliem,
Kän’ fröhling Laut huur m’r in Schacht,
Schteets wur an dar tückischen Kranket gedacht.
Un huur m’r jetzt dann Gruß: „Glick auf!“
Su war es zwäte Wort: „Influenza!“ drauf.
Die Vorgesetzten wußten fast nett ein noch aus;
Denn jeder Tog, wecher war erschaffen,
Do song se schtets me Arbter erschlaffen.
Zuarscht kam schtets frieh dar Bericht:
Guter Roth[8] wur nu theier,
Bis daß ausging arscht ä Feier;
Dänn Jeder war krank beinah,
Un hatte Influenza.
„De Hittenleit missen doch schteets leiden;
Do gläbt Manniger, ihr Luus[9] is schien,
Un haan su Vieles auszuschtiehn!“
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Beinah hette noch die Krankhätsgeschicht
’s kam nämlich in dan Zeiten
Aener krank häm von unnern Leiten
Un saate zu seiner Fraa mit arnsten Gesicht:
„Du, ich hab de Franssiska!“ — Haar wollte nu saan gekricht. —
„Verfihrer"“ schrier se, „Du machst Dich nu fort!
Mit uns Bäden isses verbei, —
Diß is wull Deine ewige Trei!“
Pletzlich wursch’n nu arscht klaar,
Drim schluchtz’r nur aus vuller Brust:
„’s is ju Influenza, — ich hob dan Name nett gewußt!“
Gans annerscht sog seine Fraa nu drein —
Sie brauchte nett eifersichtig mee zu sein.
Ae Mittel war och nett bekannt, —
Bis pletzlich trof die Nochricht ein
Von kräfting Influenzawein.
Ae Jeder trank nu mit Begier,
Un fortwahr’nd kame Mittel genaht,
Sugar Schnaps oder Torncaat.
Angepriesen wuur von nah un farn
Wein, Bier, Schnapps und Cicharrn,
Hung m’r dos Wort: „Influenza“ aan.
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Doch Manning hott’s a Nutzen gebracht, —
’s wuurn de besten Täns d’rauf gemacht;
Dänn schpäterhin wuur geschpielt von uhm rob,
Un uhmdrein schtellte sich noch ein
Schließlich ä Influenza-Verein.
Obgleich Alles war gut obgegange,
Su hot Käner gewiß Verlange,
Wur Alles war krank brät un weit.
Dänn dis war wull a Jeder saan:
„Waarth is an käner Kranket draan!“