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Die Jacobseiche und der Jägerschuß bei Kloster Laußnitz

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Jacobseiche und der Jägerschuß bei Kloster Laußnitz
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. Anhang: Die Sagen des Herzogthums Sachsen-Altenburg, S. 343–344
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[343]
32) Die Jacobseiche und der Jägerschuß bei Kloster Laußnitz.
Nach Greß, Holzlandsagen S. 42 fgg. Eisel, Sagenbuch des Voigtlandes S. 110. 287.

Nicht weit von Kloster Laußnitz, fast in der Mitte der von Eisenberg dorthin führenden Waldstraße steht am Wege ein hoher Eichbaum, die uralte Jacobseiche, der einzige Baum seiner Art zwischen Fichten und Tannen, freilich in der Mitte hohl geworden im Laufe der Zeiten, aber sonst doch noch ziemlich gesund und frisch. Hinter der Jacobseiche aber befindet sich tief drinnen im Walde die sogenannte Jacobswiese, eine herrliche, von Nadelholz dicht umsäumte, sonnige Waldwiese. Auf dieser stand einst eine dem h. Jacobus geweihte Kapelle, von der aber jetzt nur noch wenige, tief in das Moos gesunkene Trümmer übrig sind. In der Nähe ist auch der sogenannte Jägerschuß, so genannt, weil sich da einmal zwei Jäger einander erschossen haben, die gehen da noch jetzt um. An jenem Orte aber ist es nicht recht geheuer, Niemand geht gern am Tage dort vorüber, geschweige denn des Nachts. Freilich läßt sich dies nicht immer vermeiden, allein die Leute aus der Umgegend eilen, wenn [344] sie einmal dort vorbei müssen, wenigstens schnellen Schrittes vorüber. Man erzählt sich, daß man aus der Tiefe des Waldes alsdann ein Läuten höre, als wenn Jemandem auf seinem letzten Gange die Kirchenglocken ein Lebewohl nachriefen, ja man will durch die Bäume Lichter blinken gesehen haben und auf der Wiese ein von Kerzen strahlendes Kirchlein, aus dessen weit aufstehender Thüre ein Leichenzug komme, eine Bahre, getragen von alten weißbärtigen Mönchen, der sich in dem Dickicht verliere. Kommt um Mitternacht ein Wagen oder ein Reiter daher, so wollen die Pferde an jener Stelle nicht vorbei und es bedarf der Spornen und Peitsche gar sehr, um sie fortzutreiben.

An der Jacobseiche sieht man aber um Mitternacht weiße Wäsche an den Zweigen zum Trocknen aufgehängt, die aber Jeder sich wohl hüten mag, etwa abzunehmen, denn er hat schwere Ahndung zu besorgen. Einst nahm sich ein armer Holzhauer, der mit seinem Schubkarren dort vorbeikam, einige der besten Stücke mit, ohne daran zu denken, daß es ja Geisterwäsche sei, aber siehe die Wäsche ward mit jedem Schritte schwerer, je weiter er sich von der Jacobseiche entfernte, und zuletzt konnte er seinen Karren kaum noch von der Stelle bringen. Als er endlich nach Hause kam und die Wäsche aus dem Sacke, in welchen er sie gesteckt hatte, herausnehmen wollte, da sprang statt derselben ein alter Mann heraus, der sich ganz ungenirt an den Ofen setzte und sich nicht von der Stelle rührte. Zwar versuchte der Pfarrer ihn durch fromme Sprüche zu vertreiben, allein vergeblich, er ließ sich nicht stören, erst als der Scharfrichter von Zeitz geholt ward und seinen Hocuspocus machte, da ging er ab.[1]


  1. Eine ähnliche Geschichte von solcher Geisterwäsche s. oben S. 31.