Die Porzellanfabrik von Christian Fischer in Zwickau

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Titel: Die Porzellanfabrik von Christian Fischer in Zwickau
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 156–157
Herausgeber: Louis Oeser
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Porzellanfabrik von Christian Fischer in Zwickau.

[156]
Die Porzellanfabrik von Christian Fischer in Zwickau.
(Mit Abbildung.)


Wir wenden uns nochmals nach der alten Stadt Zwickau, welche ein täglich sich erhöhendes industrielles Leben entfaltet, das durch besondere Verhältnisse begünstigt, einer immer schöneren Zukunft entgegensieht. Unter den anderen großartigen Etablissements finden wir hier auch die rühmlich bekannte Porzellanfabrik von Christian Fischer, welche wir jetzt näher betrachten wollen.

Diese Fabrik hat eine überaus vortheilhafte Lage in dem reizenden Muldenthale, unmittelbar bei der Stadt, an der nach Werdau führenden Chaussee und in der Nähe des Bahnhofes der hier ausmündenden Eisenbahnen von Werdau, Chemnitz und Schwarzenberg. Die benachbarten reichen Steinkohlengruben bieten das für diesen Industriezweig so wichtige Feuerungsmaterial in hinreichender Menge und ausgezeichneter Qualität. – In der Nähe befinden sich noch die bekannten reizenden Parkanlagen der Stadt Zwickau.

Die Gebäude des Etablissements, welche einen großen Hofraum einschließen, sind:

das Wohnhaus des Besitzers, worin zugleich das Comptoir, das Verkaufsmagazin und das chemische Laboratorium sich befinden;
ein Magazingebäude mit Waarenspeichern, Packstube und Schleiferei;
die Massemühle, durch eine Dampfmaschine von zwölf Pferdekraft betrieben, mit Stampfwerken, Mühlen, Massepressen, Thonschneider und Thonschlämmer;
ein Brennhaus mit zwei Brennöfen;
ein Brennhaus mit drei Brennöfen;
ein Gebäude mit den Werkstätten der Kapseldreher und Glasurer;
ein Arbeitsgebäude mit zwei Sälen für die Dreher, einem Saal für die Maler und dem Atelier für den Modelleur;
ein Gebäude mit vier Oefen zum Einschmelzen der Malereien und Vergoldungen.

Außer diesen Gebäuden sind noch Arbeiterwohnhäuser, Scheunen, Stallgebäude, Trockenschuppen zur Charmotteziegelfabrikation, Thonschuppen, Gypsbrennhaus u.s.w. vorhanden.

[157] Zu der Fabrik gehören ferner ein Ziergarten mit Springbrunnen, ein Pflanzengarten mit Gärtnerwohnung, Obst- und Grasegarten, und auch einige Oeconomie.

Die Hauptbranche des Etablissements ist

die Porzellanfabrikation in ihrem ganzen Umfange;

außerdem wird hier

die Fabrikation von Charmotteziegeln

betrieben, welche überhaupt mit der Porzellanfabrikation eng zusammenhängt, und wozu die verbrauchten, aus den feuerfestesten Thonen hergestellten und in den höchsten Hitzegraden gebrannten Kapseln das werthvollste, in andrer Weise kaum zu beschaffende Material, die Charmotte, liefern. Endlich ist als Nebenbranche noch

die Fabrikation von Porzellanfarben

zu erwähnen.

Die Haupterzeugnisse der Fabrik sind: Tafel-, Kaffee- und Theegeschirre aller Art, sowohl weiß, als auch mit Malerei – vorzüglich Blumenmalerei – und Vergoldung; andere Hausgeräthe, als: Waschbecken, Leuchter, Schreibzeuge, Blumenvasen, Krugdeckel, Adreß- und Grabschriftplatten; pharmaceutische und chemische Geräthschaften; Charmotteziegeln und Porzellanfarben.

Der Hauptabsatz dieser Fabrikate findet nach Deutschland, innerhalb und außerhalb des Zollvereins statt; Messen besucht die Fabrik nicht.

Die Waaren dieser Fabrik waren 1850 auf der Industrieausstellung zu Leipzig und im Jahre 1854 auf der allgemeinen deutschen Industrieausstellung zu München.

Auf der Leipziger Industrieausstellung wurde die Fabrik, obgleich sie erst ganz kurze Zeit bestand, mit der goldenen Medaille ausgezeichnet; auf der Münchner Ausstellung wurde ihr die große Denkmünze deswegen zuerkannt, weil – nach dem Berichte der Ausstellungscommission

„ihr Porzellankörper der beste und schönste auf der Ausstellung, auch die Formen und Decorationen geschmackvoll waren.“

Außer den schon angeführten Maschinen zur Masse- und Charmottebereitung sind dreißig Drehscheiben beständig im Gange.

Das Etablissement beschäftigt 140 Personen, als:

4 Comptoiristen,
1 Modelleur,
17 Maler,
36 Dreher und Former,
8 Goldpolirer,
74 Fabrikarbeiter.

Gründer der Fabrik ist der noch gegenwärtige Besitzer derselben, Herr Christian Fischer, welcher sie im Jahre 1845 begann, indem er die Gebäude eines von ihm erkauften städtischen Oeconomiegutes dazu einrichtete. Seitdem sind die anfänglichen Gebäude sämmtlich abgetragen und durch neue, größere und zweckmäßigere ersetzt worden.

Die Porzellanerde, das wichtigste Material, wird aus Böhmen, von den eigenen Gruben des Besitzers bezogen, der dort in der ihm gleichfalls angehörenden ausgedehnten Fabrik zu Pirkenhammer bei Karlsbad schon seit 1817 die Porzellanfabrikation mit solchem Erfolge betrieben hat, daß ihm auch auf den Wiener Ausstellungen die ersten Preise zuerkannt wurden.