Die Schwäne (Schack)
Die Schwäne.
Die ihr vor mir, schöne Schwäne,
Auf der Wogen Fluth euch wiegt,
Silbern schimmert eu’r Gefieder,
Doch in eurer Brust der Lieder
Oft gepriesen, ist versiegt.
Einst am Strome des Kaÿster,[WS 1]
Wo die Sonne heller tagt
Und der göttlichen Geschwister
Lieblich tönten eure Stimmen
Zu der Musen Saitenspiel,
Wenn des Frühroths erstes Glimmen
Durch die Cedernwipfel fiel.
Glitt eu’r Hymnus auf den Wellen,
Sel’ge Lieblinge Apoll’s!
Horch! Und an den Flußgestaden
Ringsum von der Oreaden[WS 2]
Und die Luft begann zu strahlen;
Hallend that sich auf das Thor,
Und auf goldenen Sandalen
Trat der schöne Gott hervor.
Unter unser Wolkengrau,
Fern dem Lande der Ioner
Und dem ew’gen Himmelblau,
Ach! verlort ihr selbst die schöne
Um eu’r Theuerstes betrogen,
Wie so still ihr auf den Wogen
Lautlos eure Kreise zieht!
Bei dem feuchten Nebelschauer
Sich aus eurer Brust kein Lied.
Selig ist, wem des Gesanges
Trost ein milder Gott verlieh!
Ob ihm Weh das Herz zerwühle,
Jedes wird ihm süßen Klanges
Auf dem Mund zur Melodie.
Aber wehe, wenn das schnöde
Schicksal ihm sein Bestes raubt!
Steht er mit gebeugtem Haupt,
Und die Freude, die wie stummer
Gram an seiner Seele nagt,
Gäb’ er gerne für den Kummer,
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Kaÿster: Fluß im damaligen Lydien, siehe RE:Kaystros 1
- ↑ Oreaden: Bergnymphen