Die Schwäne (Schack)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Adolf Friedrich von Schack
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Schwäne
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 410–411
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[410]

Die Schwäne.

      Die ihr vor mir, schöne Schwäne,
Auf der Wogen Fluth euch wiegt,
Silbern schimmert eu’r Gefieder,
Doch in eurer Brust der Lieder

5
Süßer Quell, den der Hellene

Oft gepriesen, ist versiegt.

      Einst am Strome des Kaÿster,[WS 1]
Wo die Sonne heller tagt
Und der göttlichen Geschwister

10
Tempel zwischen Myrthen ragt,

Lieblich tönten eure Stimmen
Zu der Musen Saitenspiel,
Wenn des Frühroths erstes Glimmen
Durch die Cedernwipfel fiel.

15
Hin mit Steigen und mit Schwellen

Glitt eu’r Hymnus auf den Wellen,
Sel’ge Lieblinge Apoll’s!
Horch! Und an den Flußgestaden
Ringsum von der Oreaden[WS 2]

20
Lippen wie Gebethauch quoll’s.
[411]

Und die Luft begann zu strahlen;
Hallend that sich auf das Thor,
Und auf goldenen Sandalen
Trat der schöne Gott hervor.

25
      Nun verbannt, ihr Südbewohner,

Unter unser Wolkengrau,
Fern dem Lande der Ioner
Und dem ew’gen Himmelblau,
Ach! verlort ihr selbst die schöne

30
Mitgift der Natur, die Töne.

Um eu’r Theuerstes betrogen,
Wie so still ihr auf den Wogen
Lautlos eure Kreise zieht!
Bei dem feuchten Nebelschauer

35
Ringt, zu lindern eure Trauer,

Sich aus eurer Brust kein Lied.

      Selig ist, wem des Gesanges
Trost ein milder Gott verlieh!
Ob ihm Weh das Herz zerwühle,

40
Ob es juble – der Gefühle

Jedes wird ihm süßen Klanges
Auf dem Mund zur Melodie.
Aber wehe, wenn das schnöde
Schicksal ihm sein Bestes raubt!

45
In des Daseins Winteröde

Steht er mit gebeugtem Haupt,
Und die Freude, die wie stummer
Gram an seiner Seele nagt,
Gäb’ er gerne für den Kummer,

50
Den er sonst im Lied geklagt.
Adolf Friedrich Graf von Schack.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Kaÿster: Fluß im damaligen Lydien, siehe RE:Kaystros 1
  2. Oreaden: Bergnymphen