Die höchsten Bauwerke und Denkmäler der Welt
Die höchsten Bauwerke und Denkmäler der Welt.
Zu einer raschen Wanderung durch die Jahrtausende, durch Völker und Länder laden wir heute unsere Leser ein. In dem „versteinerten Reiche der Töne“, wie man treffend die Baukunst benannte, unter den Ruhmesdenkmälern verschiedenster Geschlechter, unter den Gräbern der Könige und Helden, unter Tempeln, Kirchen und Palästen und unter den Brücken und Viaducten, welche dem rastlosen Verkehre dienen, wollen wir Umschau halten. Nicht ihre Schönheit und Pracht soll uns dabei fesseln; nicht nach ihrer Bestimmung und ihrem Nutzen wollen wir fragen – einzig und allein nach dem Riesenhaften ihrer Höhe werden wir forschen.
Wie alt ist das Bestreben der Sterblichen, in ihrem Thun und Handeln die stolzen Gebilde der ewigen Natur nachzuahmen? Wie alt ist die Sehnsucht, Werke zu schaffen, die den schlanken Wuchs der königlichen Bäume des Waldes übertreffen, oder in ihrem gewaltigen Aufbau den Riesenhäuptern der Berge gleichen? Im grauen Nebel der menschlichen Ursagen verlieren sich die ersten Nachrichten von jenem himmelstürmenden Drange; so erzählt uns die biblische Legende von dem Thurme zu Babel; so singt der Griechen poetische Götterlehre von jenen Titanen, welche Berge auf einander thürmten, um den strahlenden Olymp zu erobern. Und aus grauem Nebel, aus dem Nebel der Geschichte tauchen uns auch die ersten Riesenbauten entgegen, an denen wir heute verweilen wollen, die Pyramiden, deren Namen, von dem altägyptischen pi-rama (Berg) abgeleitet, auf den Wettstreit deutet, welchen schon frühzeitig die schwache Menschenhand mit der Schöpferin Natur unternahm.
Die gewaltigsten unter ihnen, die Cheops- und die Chefren-Pyramide, erbaut um die Jahre 3730 und 3660 v. Chr., waren Jahrtausende hindurch die höchsten Bauten der Welt und zeugen bis heute am heiligen Nilstrande von der menschlichen Größe, aber auch von der menschlichen Vergänglichkeit; denn sonderbarer Weise waren diese Riesenbauten nicht den Göttern geweiht, wie unsere höchsten Kirchen, nicht für die Wohnung der Mächtigen der Erde bestimmt – Gräber der Pharaonen sind diese von uns bewunderten Pyramiden, und so ist es die Spitze eines Grabhügels, von der wir unsere Wanderung unter den höchsten Wundern des menschlichen Lebens und Schaffens eröffnen.
Gleich den gewaltigen Gipfeln der Berge trotzen sie dem Zahne der Zeit und der Hand der Menschen. Große Völker sahen sie kommen und gehen, andere Wunderbauten neben sich entstehen und in Schutt und Trümmer zerfallen. Sie sahen, wie die Symbole der Beständigkeit, die gewaltigen aus einem Felsblock gehauenen Obelisken vom fernen Gebirge auf den Fluthen des Nils in das ägyptische Thal gebracht und später – ihrer Bedeutung zum Hohn – von ihren uralten Standorten nach allen Gegenden der Welt verschleppt wurden. Ob sich auch Alles wandelte zu ihren Füßen, sie behaupteten doch ihren Stand und ihr Recht, wie der, welcher zu ihrer Entstehung Veranlassung gab, wie der allgewaltige Tod.
Doch verlassen wir die düsteren Denkmäler, und wenden wir uns dem Lande zu, in welchem die Wiege des Menschengeschlechtes gestanden haben soll! In dem märchenumwobenen Indien suchen wir vergebens nach Bauten, die sich in ihrer Höhe mit den Pyramiden messen könnten. Andere Völker, andere Sitten! Folgen wir dem Zuge der gläubigen Pilger nach Dschaggarnath, dem Mekka des Brahmanismus, zu dem großen [[w:Ratha Yatra]Wagenfeste]], welches dort alljährlich im Juni oder Juli abgehalten wird! Fratzenhaft ist das Antlitz des Gottes, welchen hier die Gläubigen auf einem fünfundzwanzig Meter hohen Wagen ein Kilometer weit im Sande umherziehen, wild der Fanatismus, mit welchem sich Manche unter die Räder des Wagens werfen, und wirr der gewaltige, mehrere Stunden im Umfang messende Tempel. Wir finden hier das höchste Bauwerk Indiens, die Pagode von Dschaggarnath, die, einer Bischofsmütze nicht unähnlich, aus dem Gewirr von Säulen und überdeckten Hallen emporragt.
Mit ihr rivalisirt, was die Höhe betrifft, ein anderer asiatischer Bau, der noch wohlerhalten über den Ruinen des alten Delhi trauert. Einst war diese Stadt berühmt durch die Pracht ihrer Paläste, deren einer heute noch auf seinen verfallenen Pforten in persischen Schriftzügen die stolze Inschrift trägt: „Giebt es ein Paradies auf Erden, so ist es hier, so ist es hier, so ist es hier!“ Einst stand in Delhi der berühmte „Pfauenthron“ des Großmoguls aus dichtem Golde, mit Diamanten und anderen Edelsteinen bedeckt, umschattet von zwei Pfauen, deren ausgebreitete Schweife aus Edelsteinen hergestellt waren, und geziert mit einem Papagei, der aus einem einzigen Smaragde geschnitten war – ein Thron, dessen Werth man auf hundertfünfzig Millionen Mark berechnete. Im Jahre 1738 zog der persische Nadir-Schah siegreich in Delhi ein; er raubte den Thron und zerstörte die ganze Stadt; nur ein fünfundsiebenzig Meter hoher Thurm überdauerte den Untergang des stolzen Delhi, und noch heute erregt er durch die Kostbarkeit des Materials und die Schönheit seines Baues die allgemeinste Bewunderung. Es ist dies der Kutab Minar, dessen Errichtung man in den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts verlegt und von dem man annimmt, daß er den Thurm einer zerstörten Moschee darstelle.
Doch fremd ist uns diese Welt; wenig verständlich sind uns ihre Sitten und Gebräuche und wenig anziehend ihre Bauten. [663] So wenden wir uns denn den Ländern zu, in denen unsere Cultur und Kunst erwuchsen, den europäischen Gestaden des Mittelländischen Meeres. In Schutt und Staub ruhen hier seit undenklichen Zeiten die höchsten Bauwerke des griechischen Genius, und nur einige Riesenwerke Roms, der Weltbeherrscherin, schauen noch heute von ihrer gewaltigen Höhe herab auf das veränderte Treiben der Menschen zu ihren Füßen.
In der Hauptstadt des neugeborenen Italien ragt noch auf dem Forum Trajanum die Triumphsäule empor, welche vom römischen Senate und Volke im Jahre 113 n. Chr. dem Kaiser Trajan errichtet wurde. Ihr kostbares Postament bildete das Mausoleum für die Asche des Kaisers, und die auf demselben stehende schlanke Säule ist heute noch eins der höchsten Denkmäler der Welt. Die ewige Stadt birgt außerdem in ihrem Häusermeer einen anderen hohen Kuppelbau, der stolz den Stürmen von achtzehn Jahrhunderten trotzte, das Pantheon, den allen Göttern geweihten Tempel, ein wahres Symbol der römischen Weltherrschaft.
Doch der heidnische Tempel kann sich kaum messen mit der schwindelnden Höhe der größten Kirchen, welche das Christenthum seinem Gotte zu Ehren baute. Weit über die Kuppel des Pantheon ragt das Kreuz der berühmten Peters-Kirche zu Rom, eines Bauwerkes, welches der Christenheit über 200 Millionen Mark kostete und an welches sich äußerlich die Entstehung des Protestantismus knüpfte, und höher noch als dieses Meisterwerk der Baukunst steht das Wahrzeichen des einigen Deutschlands da, der Dom zu Köln, der höchste und stolzeste Bau aller Länder und aller Zeiten.
Zu weit würde es uns führen, wollten wir hier die Gründungsgeschichten aller der Kirchen erzählen, welche durch die Höhe ihrer Thürme berühmt wurden. Deutschland ist besonders reich an solchen Bauten, darüber belehrt uns ein Blick auf das anseitige Bild, wo unter den höchsten Thurmspitzen die deutschen am zahlreichsten vertreten sind. Nur auf die weniger hohen, aber durch ihre schiefe Bau-Art sich auszeichnenden Thürme zu Pisa und Bologna möchten wir noch die Aufmerksamkeit der Leser lenken. Il Campanile, der Glockenthurm zu Pisa, ist weit und breit durch seine sieben musikalisch gestimmten Glocken bekannt und verdient auch in der Geschichte der Wissenschaften einen Platz; denn von ihm aus machte Galilei die wichtigen Versuche, auf welchen er seine unsterbliche Mechanik der Fallgesetze begründete. Der 83 Meter hohe Torre Garisenda zu Bologna wurde ebenso wie der Thurm zu Pisa und der zweite schiefe Thurm zu Bologna, Torre Asinelli, im Anfange des zwölften Jahrhunderts erbaut, und Dante hat ihn einst besungen, indem er ihn mit dem sich bückenden Riesen Antäus verglich, dem die Berührung mit der Erde neue Kräfte verleiht.
Und von den Werken des Glaubens, von den der Gottheit geweihten Kirchen, deren Glocken Ruhe und Frieden der Menschheit verkünden sollen, steigen wir wiederum tiefer hinab unter Säulen und Triumphbögen, welche dem weltlichen Ruhme dienen und den Glanz weltlicher Thaten späteren Geschlechtern erhalten. Viele von ihnen sind Kinder längst vergangener Jahre, und ihre Entstehung lebt noch frisch in unserer Erinnerung. Große geschichtliche Umwälzungen knüpfen sich an ihre Namen; gewaltige Thaten des Schwertes sind auf ihren Sockeln verzeichnet, und höher schlagen unsere Herzen bei ihrem Anblick; denn sie sind oft die kunstreiche Verkörperung lange erstrebter und endlich erreichter Ideale der Völker und der Menschheit.
Wer von uns kennt nicht das Hermanns-Denkmal im Teutoburger Walde, das große Kunstwerk Ernst von Bandel’s (vergl. Jahrgang 1875, Nr. 38), das von einer kupfernen Riesengestalt gekrönt wird, deren Höhe bis zum Helmschmuck 17,3 Meter, bis zur rechten erhobenen Faust 19 und bis zur Spitze des Schwertes 26 Meter beträgt? In wessen Erinnerung lebt nicht der 16. August 1875, da von diesem Werke in Gegenwart des deutschen Kaisers und des hochaufjauchzenden Volkes die letzte Hülle fiel? Wer von uns kennt nicht das seiner Vollendung entgegengehende, der Einigung Deutschlands geweihte Nationaldenkmal (vergl. Jahrgang 1874, Nr. 33), welches von dem Meister Johannes Schilling entworfen und, die „Wacht am Rhein“ darstellend, auf den Höhen des Niederwaldes binnen Kurzem aufgestellt werden wird? Wer kennt nicht endlich das Siegesdenkmal zu Berlin, jene meisterhaft von Strack gebaute Säule, von deren Spitze die Drake’sche goldene Siegesgöttin auf die junge Kaiserstadt hinabschaut, dieses Denkmal, welches an Höhe das berühmte Trajansdenkmal und die wieder aufgerichtete wälsche Vendômesäule bedeutend überragt und wohl als die höchste Siegessäule der Welt von dem Ruhme des großartigsten Sieges alter Zeiten berichtet?
Alle diese Denkmäler erzählen nicht wie die dem Corsen zur Ehre errichtete Säule in Paris von Völkerknechtung und Rechtsverletzung; nein, ihr Erz verherrlicht nur die Einigung und Befreiung einer friedliebenden Nation.
Aber auch Paris kann mit Stolz auf sein hohes Denkmal auf dem Bastilleplatz blicken, auf die Julisäule, welche an die Zerstörung der bourbonischen Zwingburg erinnert und unter welcher die irdischen Ueberreste vieler in dem Julikampfe 1830 für politische Freiheit gefallener Bürger rühen.
Von dem kunstliebenden München winkt uns noch ein gewaltiges Denkmal baierischen Heimathstolzes entgegen: die Riesenstatue der Bavaria, vor der Ruhmeshalle auf der Theresien-Wiese aufgestellt. Auf einem 9 Meter hohen Marmorsockel steht die 16 Meter hohe Kolossalstatue, in der erhobenen Linken den Lorbeerkranz, die Rechte am Schwerte, neben ihr der baierische Löwe; 1284½ Centner wiegend, wurde dieser Koloß nach dem Modelle Ludwig von Schwanthaler’s von dem trefflichen Meister Ferdinand von Miller gegossen. Das Metall zu diesem größten Erzgußwerk der Welt stammt von den türkischen Kanonen her, die nach der Schlacht von Navarin aus dem Meer gehoben wurden. Man kann in der hohlen Statue auf eisernen Treppen bis in den Kopf hinaufsteigen, in welchem auf 2 Sophas 6 Personen bequem Platz finden.
Fürstlicher Prachtliebe verdankt Deutschland noch eine andere ähnliche Schöpfung. Auf dem Octogon des Lustschlosses Wilhelmshöhe bei Kassel steht eine Pyramide von starken Quadern, und aus ihrer Spitze lehnt auf seiner Keule die 10 Meter hohe, aus getriebenem Kupfer gearbeitete Nachbildung des Farnesischen Hercules. Hier kann man auf Treppen und Leitern bis in die Keule steigen, und diese Keule dürfte die gewaltigste der Welt sein, da in ihr 8 bis 10 Personen Platz haben. Otto Friedrich Kupfer heißt der Kasseler Kupferschmied, welcher diesen Hercules verfertigte. Der „große Christoph“ – so taufte das Volk den griechischen Götterhelden – wurde im Jahre 1717 aufgestellt.
In anderen europäischen Ländern wetteifern um den Preis der höchsten Höhe die dem russischen Kaiser Alexander dem Ersten vor dem Winterpalais in Petersburg errichtete Säule und die Feuersäule in London. Letztere erhebt sich an der Stelle, wo im Jahre 1666 der „große Brand“ von London entstand, und sie soll dessen Andenken verewigen. Meister C. Wren hat in den Jahren 1671 bis 1677 dieses Denkmal errichtet; es stellt eine dorische Säule dar, auf deren Gipfel eine vergoldete Flammenkugel angebracht ist. Einst befand sich auf dem Sockel der Säule eine Inschrift, welche die Schuld von der Entstehung der Feuerbrunst den Katholiken zuschob. Aufgeklärtere Zeiten haben dieselbe entfernen lassen.
Das höchste aller Denkmäler aber soll in nächster Zeit in New-York errichtet werden; es ist einer Göttin geweiht, der wir Alle freudig huldigen und deren ewige Herrschaft wir herbeiwünschen – der Göttin der Freiheit.
Außer den eigentlichen Denkmälern haben noch die Völker der Neuzeit, hier und dort, nach römischer Art Triumphbögen zur Verherrlichung ihrer Thaten errichtet, von denen der höchste der Arc de triomphe de l’Etoile in Paris ist. Schon Napoleon der Erste plante seine Errichtung, aber erst unter Ludwig Philipp, der zu seinem Nachtheile mit dem Ruhme der napoleonischen Epoche kokettirte, wurde das Werk ausgeführt. Ein bedeutender Kenner der Baukunst, Wilhelm Lübke, sagt über diesen Bau: „Es ist eine schwerfällige, ungegliederte Masse, klotzartig aufragend, ohne Beziehung zum Verkehr des Lebens, da das Motiv des Thors nur als Vorwand benutzt ist, um auf großen Mauerflächen die Gloire des Kaiserreichs ausbreiten zu können.“
Diesem Triumphbogen der Seinestadt stellt Berlin sein nach dem Vorbilde der Propyläen zu Athen erbautes Brandenburger Thor entgegen. Der treffliche, durch Langhans in den Jahren 1789 bis 1793 aufgeführte Bau wird von einer Quadriga nach Schadow’s Modell gekrönt. Merkwürdig waren bekanntlich die Geschicke dieses Viergespanns mit der Siegesgöttin: als die Franzosen in Berlin eingerückt waren, raubten sie 1807 das Kunstwerk und schleppten es nach Paris, um es dort auf ihrem geplanten Arc
[664–665][666] de triomphe aufzustellen. Nach dem Siege der Alliirten wurde jedoch die Quadriga 1817 nach Berlin zurückgebracht und auf ihrem ursprünglichen Platze wieder aufgestellt. Damals wurde auch dem Lorbeerkranze der Göttin das eiserne Kreuz hinzugefügt.
Aber auch der Bürgerstolz versuchte sich in der Kunst des Hochbauens, und so wurden die Städte mit hohen Rathhäusern geschmückt, unter denen neben dem Brüsseler sich das neue Berliner Rathhaus durch seine Höhe auszeichnet; es wurde bekanntlich nach Plänen des Bauraths Wasemann in den Jahren 1860 bis 1870 erbaut, und sein Thurm mißt 84 Meter, hat aber auf seinem Dache noch einen stumpfen Aufsatz, der von einer Fahnenstange gekrönt wird, deren Spitze 95 Meter über dem Straßenpflaster liegt.
Mit der Erwähnung der Rathhäuser haben wir bereits das Gebiet derjenigen Bauten berührt, welche nicht ausschließlich idealen, sondern auch praktischen Zwecken zu dienen haben.
In dem Kampfe um’s Dasein scheute der Mensch keineswegs vor der schwindelnden Höhe zurück und wußte Leuchtthürme, Brücken und Viaducte zu bauen, die selbst mit den Kirchthürmen einen Höhenvergleich bestehen können. Das alte Rom zeichnete sich vor Allem auf diesem Gebiete durch seine großartigen Wasserleitungen aus, und bis heute erregt der ziemlich gut erhaltene Aquäduct Trajan’s in Segovia allgemeine Bewunderung. Aus Granitquadern erbaut, überspannt diese Wasserleitung auf 159 Doppelbögen die spanische Stadt in einer Höhe von über 30 Meter und erfüllt noch heute ihren Zweck.
Kühner noch war freilich der Aufbau des vom Ostgothenkönig Theodorich um das Jahr 500 n. Chr. bei Spoleto errichteten Aquäducts, dessen mittlere Pfeiler, in dem Waldstrome Mareggia stehend, über 200 Meter Höhe erreichten.
Doch wir brauchen nicht in’s Ausland zu gehen, um derartige Wunder zu schauen. Auf der Sächsisch-Baierischen-Staatsbahn bei Netzschkau, zwischen Reichenbach und Plauen, finden wir in romantischer Gegend die großartige Ueberbrückung des Göltzschthals, die bei 579 Meter Länge eine Höhe von 87 Meter aufweist. Das in vier Etagen aus Granit, Sandstein und Mauerziegeln aufgeführte Werk ist unter der Leitung des Oberingenieurs Hauptmann Wilke in den Jahren 1845 bis 1851 entstanden und kostet gegen 7 Millionen Mark.
Schließlich müssen noch zwei Brücken erwähnt werden, die als die höchsten der Welt gelten: die aus gewaltigen eisernen Röhren, durch welche Eisenbahnzüge dahinbrausen, bestehende Britanniabrücke über die Menaistraße bei Bangor – ein Riesenwerk, weiches am 5. März 1849 Robert Stephenson, der Sohn des berühmten George Stephenson, vollendete, und die East-River-Brücke in New-York, welche die „Gartenlaube“ erst vor Kurzem ihren Lesern in Bild und Wort vorführte (vergl. Jahrgang 1881, Nr. 50)[WS 1].
In der mächtig emporstrebenden „Neuen Welt“ haben wir also unsere Wanderung beschlossen, die wir an den altägyptischen Pyramiden begannen. Viel Bewundernswerthes haben wir dabei geschaut, und doch bilden alle diese hohen Bauten nur einen geringen Bruchtheil jener Wunder, welche in Tausenden von Jahren menschlicher Genius und menschlicher Fleiß auf Erden zu Stande brachten.
Anmerkung (Wikisource)
[Bearbeiten]- ↑ Der erwähnte Beitrag nebst Illustration findet sich nicht in 50/1881, sondern in Nr. 48/1881.