Ferdinand Lassalle auf der Bühne

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Ferdinand Lassalle auf der Bühne
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 771–772
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1886
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[771] Ferdinand Lassalle auf der Bühne. Unseres Wissens haben auch deutsche Schriftsteller diesen Vorkämpfer des Socialismus zum Helden dramatischer Werke gemacht: aber es ist ihnen nicht gelungen, ihn auf die weltbedeutenden Bretter zu bringen. Es ist ja immer ein mißlich Ding, bekannte Zeitgenossen, welche so viele Mitlebende von Angesicht zu Angesicht gesehen, hinter die Prosceniumslampen zu verpflanzen. Auf der Bühne anderer Nationen sind sie etwas mehr in die Ferne gerückt: und so mochte sich ein italienischer Dichter eher des deutschen Helden bemächtigen. In der That wurde auf dem Teatro Nazionale in Rom ein Drama aufgeführt mit dem Titel: „Die letzten Tage Ferdinand Lassalle’s“. Der Verfasser heißt Pietro Calvi. Das Stück behandelt in den ersten Akten die Liebe Lassalle’s zu Helene von Dönniges, das [772] Widerstreben ihres Vaters, die Intriguen der Gräfin von Hatzfeld. Dönniges verspricht die Hand seiner Tochter dem rumänischen Bojaren Rackowitz. Helene flieht zu Lassalle; es folgt das Gespräch Lassalle’s mit ihrem Vater und dem Bojaren, das Duell, Lassalle’s Tod, von dem die tagelang im Fieber liegende Helene erst erfährt, als sie seinen Leichenzug erblickt: das ist der Schlußeffekt des Dramas.

Sterben durfte Helene von Rackowitz nicht; ein solches Attentat durfte Signore Calvi nicht ausüben; denn sie lebt ja noch und hat sich seitdem noch zweimal verheirathet. Das Stück ist zum Theil, mit freier dichterischer Ausschmücknng, nach ihren eigenen Denkwürdigkeiten gearbeitet. Sie selbst hat bekanntlich als Schauspielerin die Bühne diesseit und jenseit des Oceans betreten, und wenn es einem deutschen Schriftsteller einfiele, das Drama Calvi’s zu übersetzen, so könnte Helene von Dönniges sich selbst in demselben spielen.

Es ist begreiflich, daß der Liebesroman, als dessen Opfer Lassalle fiel, zu romanhafter oder dramatischer Fassung herausfordert. Für jedes Drama, welches diesen Stoff behandelt, stellt sich aber eine schwer zu überwindende Schwierigkeit entgegen: die geistige Bedeutung des Helden kann in diesem dramatischen Rahmen nicht zur Geltung kommen; hier ist er eben bloß Liebhaber, und der Name des scharfsinnigen Gelehrten und gefeierten Volksführers kann hier nur als ein Aushängeschild dienen, welches für den Helden und das Stück Reklame macht. +