Gedanken des Prinzen Heinrich des Seefahrers
Gedanken des Prinzen Heinrich des Seefahrers
„Heut’ ist’s wohl schön im Schlosse zu Berlin!
Das glaub’ ich! All die freudigen Geschwister,
Der ganze frohe Kranz, – er darf sich schmiegen
Traut an die Eltern, Glück und Freude strahlend,
Und dicht gefüllt von allen Hohenzollern
Und von den Schwagersippen, pranget heut’
Die graue Burg, die in der Spree sich spiegelt,
Der Königsadler sturmvertrauter Horst!
Nur Einer fehlt! – Der treibt auf fernen Wogen,
Und fremde Sterne schauen ihm auf’s Haupt:
Der Eine – der bin ich, Matrosenprinz,
Seefahrer Heinrich! Fast ein Halbkreis Erde
Trennt mich vom Vaterhaus: und etwas Heimweh
Wär’ heute keine Schande, sollt’ ich meinen! – –
Doch faß’ dich fest und stark, Lieutenant zur See:
Wir sind kein weich Geschlecht, dort in der Mark,
Und vollends nun ein Seemann, ‚rauh und starr‘!
’s ist gar nicht wahr! Ich bin nicht in der Fremde:
Denn deutscher Boden ist ein deutsches Schiff,
Ob es bei Grönland, ob bei Capland schwimmt,
Und über meinem Haupte schwebt auch hier,
Großvater, deines Reiches stolzer Aar.
Und sind mir auch die Sterne fremd da droben –
Dahinter blaut der Eine Himmel doch,
Und meine Wünsche dringen, mein Gebet
Auch hier zum alten, deutschen Gott empor.
Und weiß ich’s doch: nicht minder warm und herzlich
Als derer, die sie schau’n um sich geschaart,
Gedenken mein die Eltern, ja vielleicht
Noch zärtlicher, just weil ich ferne bin!
So thu ich gern und klaglos meine Pflicht.
Die Stunde schlägt; die Wache tret’ ich an.
Die goldne Hochzeit feir’ ich aber mit!“
Felix Dahn.