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Geschichte von Kloster Heilsbronn/Die Schopper’sche Schule

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« Die untern Volksklassen Geschichte von Kloster Heilsbronn
Die 11 ersten lutherischen Geistlichen »
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d. Die Schopper’sche Schule.

Es herrschte in derselben während ihres 48jährigen Bestehens zu keiner Zeit ein reges reformatorisches Leben, wie oben bei den sieben letzten Klosteräbten berichtet wurde. Während der ersten Jahre waltete noch der Geist ihres Gründers Schopper und ihres ersten Schulmeisters Gerstorfer, den wir nachher unter e. als ersten Klosterprediger kennen lernen werden. Allein schon im 6. Jahre des Bestehens der Schule verließ Schopper Heilsbronn und 3 Jahre darauf auch Gerstorfer. Die ganze Herde zählte nur 12 bis 20 Schäflein, aber auch unter diesen wenigen manches räudige. Auf Gerstorfer folgte Seb. Flock, der 2. Schulmeister, welcher aber bald wieder wegzog. Ihm folgte J. Salzer, der 3. Schulmeister, welcher nur anderthalb Jahre blieb. Ihm folgte Magister J. Drachenfuß, der 4. Schulmeister, welcher schon nach einigen Monaten wegzog. Magister Kaspar Othmair, der 5. Schulmeister, wirkte kaum ein Jahr lang in Heilsbronn, wurde dann Kanonikus in Onolzbach, lebte ganz der Musik und heirathete eine Tochter des Richters Hartung. Kränklich geworden, ließ er sich in das Spital der heilsbronner Mönche, in den heilsbronner Hof nach Nürnberg bringen, wo er starb. Seine Leiche wurde über Heilsbronn nach Ansbach geführt und dort in der Kirche zum h. Kreuz beerdigt. Einiges Nähere über ihn und seine beiden Vorgänger siehe oben beim 29. Abt Greulich. Adam [106] Schneider, der 6. Schulmeister, stand sieben Jahre lang (1545 bis 52) der Schule vor, wurde dann examinirt und ordinirt, Klosterprediger in Heilsbronn, wo er eine Zeitlang Prediger und Schulmeister zugleich war, bis H. Eckhard, ein Nürnberger, als 7. Schulmeister, eintrat, aber schon nach einem Jahre (1554) ehrenvoll verabschiedet austrat, anderwärts Pfarrer wurde und heirathete. Der 8. Schulmeister, Grimm, zog schon nach wenigen Wochen auf eine andere Stelle. Die 8 Genannten waren, während sie als Schulmeister fungirten, unverheirathet. Der 9. Schulmeister, Magister Mich. Preu, war der erste verheirathete. Seine Frau, Felicitas, eine Tochter des Klosterverwalters Grötsch in Kloster Birkenfeld, starb im Wochenbett, ihr Kind zwei Tage darauf, vier Tage darauf aus Gram auch ihre Mutter und Kindbettpflegerin. Die drei Leichen wurden in der Klosterkirche begraben. Preu schloß seine zweite Ehe mit einer Tochter des Pflegers Hans Winkler in Nürnberg, erbat sich vier Jahre darauf einen kleinen Ruhegehalt und lebte von 1576 an in seiner Vaterstadt Weißenburg. Er hinterließ in der Kirche zu Heilsbronn als Vermächtniß ein Ölbild, jetzt bei Nr. 115, die Taufe Christi am Jordan darstellend: rechts der Täufer; links ein Engel, das Kleid des Getauften haltend; oben Gott Vater und Engel und die Worte: „Dieß ist mein lieber Sohn etc. Was ihr den Vater bittet etc.“ Unter dem Gemälde der Stifter des Bildes mit seiner Familie. Preu war 21 Jahre lang in Heilsbronn, ein ehrenwerther Charakter; gleichwohl wurde die Schule durch ihn nicht gehoben. Er war, als er diese verließ, zwar erst 52 Jahre alt, aber schwerhörig, verdrießlich und des Lehrens müde, daher seine Bitte: im Kameralfache verwendet zu werden, nicht als Kirchen- oder Schuldiener. Regenten und Räthe gingen darauf nicht ein; sie schmälerten ihm überdieß seinen ohnehin geringen Quieszenzgehalt, was ihn tief kränkte. Der Stand der Schule, insonderheit das religiös-sittliche Leben der Schüler war bei seinem Austritt wie bei seinem Eintritt unerfreulich, wie oben ausführlich berichtet wurde. Sig. Beyhel, der 10. Schulmeister, Preu’s Nachfolger, starb schon nach zwei Jahren. (1578). In [107] seine Zeit fällt der oben beim 35. Abt mitgetheilte Bericht über den schlimmen Stand der Schule. Magister J. Bermuth, der 11. Schulmeister, fungirte kaum ein Jahr lang. Magister Wenzeslaus Gurckfelder, der 12. und letzte Schulmeister, fungirte als solcher vier Jahre lang, bis 1582 die Schopper’sche Schule aufgelöst, d. h. erweitert und an deren Stelle die Fürstenschule errichtet wurde, bei welcher wir im IX. Abschn. Gurckfelder als dritten Lehrer näher kennen lernen werden.

Um die Schopper’sche Schule, welche bisweilen über 30 Schüler zählte, zu heben, gab man dem 9. Schulmeister Preu und jedem seiner Nachfolger einen jungen unverheiratheten Hilfslehrer bei, welcher den Titel „Kantor“ führte. Daß aber die Schule dadurch nicht gehoben wurde, haben wir vorhin gesehen. Diese Kantoren waren insgesammt Theologen, meist zugleich gute Musiker. Keiner von ihnen blieb lange in Heilsbronn. Man zählte während des zwanzigjährigen Bestehens des Kantorats acht Kantoren, nämlich 1) J. Span aus Ravensburg, wurde Schulrektor in Schwabach und starb daselbst 1563 an der Pest. 2) Balth. Luz aus Mellrichstadt, wurde anderwärts Diakonus. 3) Nik. Flessa aus Münchberg, ein guter Musiker, kam als Diakonus nach Hof. 4) Sig. Beyhel aus Hopferstadt, bis 1569 Kantor in Heilsbronn, dann Schulmeister in Schwabach, wo er sich verehelichte mit „Jungfrau Agnes, des ehrbaren und vesten Herrn Hans Rosenhauer, weiland zu Werburk gesessen, nachgelassenen Tochter, welche sieben Jahre lang bei der hochgeborenen Fürstin, Fräulein Barbara, unseres gnädigen Herrn (Georg Friedrich) Schwester gedient hat.“ Es ist oben beim 35. Abt und in den Beitr. S. 147 berichtet worden, daß Georg Friedrich’s Schwester Barbara, bei deren Taufe der Abt Schopper Mitgevatter war, geistesschwach wurde und in den Jahren 1568 bis 70 periodisch im Burggrafenhause zu Heilsbronn lebte. Gleichzeitig lebte Beyhel als Kantor in Heilsbronn. Daher seine Bekanntschaft mit einer Dienerin der Markgräfin Barbara. 1576 kam er, wie eben berichtet, als Schulmeister wieder nach Heilsbronn, starb aber daselbst schon nach zwei Jahren. 5) W. Rudelius aus Reichenbach [108] im Vogtland, von Paul Eber, Melanchthon’s Freund, empfohlen, war Kantor bis 1574, wurde kränklich, dienstunfähig, bat in einem lateinischen Gesuche zu einer Badekur um eine Beisteuer qua pecunia thermas invisere possim, und erhielt 4 fl. aus der Klosterkasse. Auf vielseitiges Wissen deutet eine Notiz, in welcher er als insignis musicus, componista, organista, poeta et studiosus medicinae theophrasticae bezeichnet wird. 6) Ch. Egenolf, dedizirte dem Markgrafen ein Buch, erhielt dafür 4 fl. aus der Klosterkasse, sagte schon nach kaum drei Jahren den Dienst auf und zog nach Zweibrücken. 7) Pangrat. Geiger wurde von den Räthen nach Heilsbronn abgeordnet, da der Abt Wunder keinen ledigen jungen Mann für das Kantorat auftreiben konnte. In der Korrespondenz über die Besetzung der Stelle bemerkten die Räthe: „daß fast alle Zucht und Disziplin an diesem Ort so gar falle und zu Grunde gehe und daß Schulmeister und Cantores zum Theil seicht gelehrt, gute Gesellen und Zechbrüder gewest.“ Geiger wurde 1580 Pfarrer in Walmersbach. 8) Andr. Wetzel, ein heilsbronnischer Stipendiat in Jena, wurde von dort heimberufen, um das Kantorat zu übernehmen: der letzte Kantor an der Schopper’schen Schule, welche 1582 zur Fürstenschule erweitert wurde. Wetzel war nur zwei Jahre lang in Heilsbronn und kam von da nach Sammenheim. Wir haben den Richter Hartung und seinen Schwiegersohn, den Schulmeister Othmair, ferner einige heilsbronner Kantoren als gute Musiker kennen gelernt. Einige Lehrer an der Fürstenschule waren Freunde der Alchymie. Unter den ersten Zöglingen der Fürstenschule (s. Abschn. IX) waren der Mathematiker und Astronom Sim. Marius aus Gunzenhausen und der Poeta laureatus Taubmann aus Wonsees. Den 10. Klosterprediger Ley werden wir gleichfalls als Poeta laureatus kennen lernen. Diese Konstellation veranlaßte die oft wiederholte Aeußerung: Omnis Heilsbronnensis aut Musicus, aut Poeta, aut Magus.

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