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Herbstgesang (übersetzt von George)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Charles Baudelaire
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Titel: Herbstgesang
Untertitel:
aus: Die Blumen des Bösen. S. 76-77
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Bondi
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Stefan George
Originaltitel: Chant d’automne
Originalsubtitel:
Originalherkunft: Les Fleurs du Mal
Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Aus dem Zyklus: Trübsinn und Vergeisterung
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
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Bearbeitungsstand
fertig
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[76]
LVII
HERBSTGESANG


1

Bald wird man uns ins kalte dunkel flössen ·
Fort! schöner sommer der so kurz nur währt!
Schon hör ich wie mit unheilvollen stössen
Das holz erdröhnend auf das pflaster fährt.

5
Der ganze winter dringt in mich: bedrängnis

Hass zorn und schauder und erzwungner fleiss.
Der sonne gleicht im nordischen gefängnis
Mein herz · ein roter block und starr wie eis.

Ich höre zitternd jeden ast der schüttelt –

10
Ein grabgerüst giebt keinen dumpfern hall –

Und an dem turme meines geistes rüttelt
Des unermüdlich harten widders prall.

[77] Es scheint mir von dem hohlen lärm umgeben
Dass man in einen sarg die nägel haut ...

15
Für wen? gestern war sommer · herbst ist eben ·

Wie abschied klingt der rätselhafte laut.

2

Ich liebe deiner augen grünen schimmer ·
Du sanfte · doch nur bittres fühl ich heut ·
Nicht deine liebe nicht kamin und zimmer

20
Ersezt das sonnenlicht aufs meer verstreut.


Und dennoch · zarte seele · lieb und hüte
Auch den der undankbar mit bösem drang ·
Geliebte · schwester! sei die flüchtge güte
Von herbstesglanz und sonnenuntergang!

25
Ein kurzes werk ... das grab ist gierig lauernd.

Ach ich will knieend dir zu füssen sein ·
Des weissen dürren sommers flucht bedauernd
Mich freun am gelben milden spätjahrschein.