Herr Bacchus (Bürger)

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Textdaten
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Autor: Gottfried August Bürger
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Titel: Herr Bacchus
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 51–54
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1770
Erscheinungsdatum: 1778
Verlag: Johann Christian Dieterich
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Bacchus-Stoff
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Herr Bacchus.
Im Oktober 1770.


     Herr Bacchus ist ein braver Man,
Das kan ich euch versichern.
Mehr als Apoll, der Leierman,
Mit seinen Notenbüchern.

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     Des Armen ganzer Reichthum ist

Die goldbemalte Leier,
Von der er pralet, wie ihr wist,
Sie sey entsezlich theuer.

     Doch borgt ihm auf sein Instrument

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Kein Kluger einen Heller;

Denn frohere Musik ertönt
Aus Vater Evans Keller.

     Und ob Apoll sich gleich voran
Mit seiner Dichtkunst blähet;

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So ist doch Bacchus auch ein Man,

Der seinen Vers verstehet.

     Wie mag am waldigen Parnas
Wol sein Diskant gefallen?
Hier solte Bacchus Kantorbas

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Fürwahr weit besser schallen.


     Auf! last uns ihn für den Apoll
Zum Dichtergott erbitten;
Denn er ist gar vortreflich wohl
Bei grossen Herrn gelitten.

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     Apoll mus tief gebükt und krum

In Fürstensäle schleichen;
Allein mit Bacchus gehn sie um,
Als wie mit ihres Gleichen.

     Dann wollen wir auf den Parnas,

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Vor allen andern Dingen,

Das grosse Heidelberger Fas
Vol Nierensteiner bringen.

     Stat Lorbeerbäume wollen wir
Dort Rebenstöcke pflanzen,

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Und rings um volle Tonnen, schier

Wie die Bacchanten tanzen.

     Man lebte so nach altem Brauch
Bisher dort alzunüchtern.
Drum blieben die neun Jungfern auch

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Von je und je so schüchtern.


Ha! zapften sie sich ihren Trank
Aus Bacchus Nektartonnen,
Sie jagten Blödigkeit und Zwang
In Klöster zu den Nonnen.

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     Fürwahr! sie liessen nicht mit Müh

Zur kleinsten Gunst sich zwingen,
Und ungerufen würden sie
Uns in die Arme springen.