Im Pfarrhof
[436] Im Pfarrhof. (S. Abbildung S. 425.) Es ist ein sinniges Bild, in welchem A. van der Benne in drei lebensvollen Gruppen die Contraste der edlen Kunst des Essens uns vor Augen geführt hat: die fahrende Familie, welche sich im Pfarrhofe ihre Kartoffelsuppe bereitet, die beiden Herren Confratres, welche in einer schattigen Laube des Hintergrundes ihr „täglich Brod“ genießen, und zum Dritten die Pfarrköchin, welche in Gemeinschaft mit dem hochgehaltenen gefüllten Truthahn die geschmackvollste Gruppe bildet.
Dem Künstler war es offenbar nur um den Contrast in höherer Potenz zu thun, nicht um einen moralisirenden Fingerzeig: nur vier Augen richten von der Nomadengruppe sich auf den Truthahn, während die Mutter zufrieden ihre Kartoffeln schält und selbst der Esel seine Aufmerksamkeit nur den Disteln schenkt, die wie für ihn da gewachsen sind. Indem schmeckt dem Manne das Pfeifchen; er ist nicht ganz arm. Und wie rücksichtsvoll hat der Maler die beiden schmausenden Herren in eine Ferne gerückt, wo sie weder stören noch gestört werden, während der Köchin frisches, liebliches Gesichtchen verräth, daß sie ein gutes Herz hat und daß sie obendrein nicht nur den Topf der armen Frau auf ihren Herd setzen, sondern auch noch vom Ueberfluß der Pfarrküche etwas hineinfallen lassen wird. – Wenn wir das Bild so betrachten, haben wir es gemacht wie die Biene, die aus den Blumen nur das Süße zieht und das Gift darin läßt.