Innsbruckerin
[035] Innsbruckerin. (Mit Illustration S. 21.) Das dunkle
„Korsettel“, mit den bauschigen Aermeln, am Hals viereckig ausgeschnitten
und mit rothem Besatz verbrämt, dazu der weiße aufstehende Spitzenkragen,
vom schwarzen seidenen „Halsflor“ umschlungen, das ist die kleidsame
Tracht, an der wir auf unserm Bilde sofort „’s Tiroler Madel“
erkennen. Den breitkrämpigen Hut mit den rothen Schnüren darauf
hat unsere Schöne allerdings daheim gelassen. Dafür hat sie ein gelbes
grobes Strohhütlein aufgesetzt, wie es die Sennerinnen auf der Alm
und die Dirnen bei der Feldarbeit tragen. ’s ist freilich kein
Staatsstück, aber was thut’s am Ende? Es paßt doch weit besser als der
altmodische Filz zu dem hübschen, fast feinen Gesichtchen mit den großen
schwarzen Augen, die uns so treuherzig anblicken. Und wie neckisch das
dunkle Kräuselhaar um Stirn und Schläfe unter dem bunt gefütterten
Hutrande sich vordrängt! Ob es unsere Tirolerin wohl selbst weiß, daß
sie so hübsch ist, so weit hübscher als manche Damen in der Stadt drinnen?
- Vielleicht! - Vielleicht hat sie eben deshalb jeden landesüblichen
Schmuck verschmäht, mit dem andere Mädchen sich putzen; selbst die kleinen
goldenen oder silbernen Ohrgehänge, die sonst ihre Kameradinnen zu
tragen pflegen, sie braucht sie nicht! J. C. M.