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Junker Schwerin

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Junker Schwerin
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 285–286
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[285]
163. Junker Schwerin.

1512 hat zu Lübeck Einer gelebt, Junker Schwerin genannt, der letzte dieses Namens und Stammes, vornehmer und guter Leute Kind. Ihm hat zu der Zeit die ganze Hölzung vor dem Burgthor, welche der Schwerin heißt, zugehört: er ist aber ein Schlemmer gewesen und in böse Gesellschaft gerathen, von welcher Einer ein Astrologus gewesen, der sich viel vernehmen lassen und vorgegeben, daß in einer bestimmten kurzen Frist der jüngste Tag unfehlbar kommen würde.

Hierauf hat der Junker Schwerin seine Habe und Güter überschlagen und sein Facit gemacht: wenn er so und so viel mit seinen guten Gesellen verthäte, könne er gerade auskommen bis auf den verkündigten jüngsten Tag.

Als nun endlich Geld und Gut verschlemmt, verpraßt, oder versetzt war, aber der jüngste Tag noch immer nicht kommen wollte, mußte der Junker aus Noth, Hunger und Kummer das liebe Brot zu betteln anfangen. Wenn er nun vor Jemandes Thür gekommen, hat er mit diesen Worten eine Gabe begehrt: „Bittet für einen, der sich verrechnet hat, und gebet ihm etwas um Gotteswillen.“

Nachdem dieß eine Weile gewährt, haben ihrer Etliche zusammengeschossen, und ihm ein silbernes Schälchen [286] machen lassen. Darauf hat er bei Eideshand geloben müssen, dasselbe nicht zu versetzen oder zu verkaufen: dann sollte ihm zugesagt sein, daß, wenn er mit dieser Schüssel von ihnen zu essen oder zu trinken verlange, es ihm nicht verweigert werden würde.

Ein Nachtlager aber hat ihm keiner geben wollen, sondern er hat es suchen müssen, wo er’s bekommen konnte. Da ist er denn, weil er’s nicht besser haben können, des Nachts gemeiniglich auf den Klingberg gegangen, hat unter den Frachtwagen das abgeworfene Stroh zusammengerafft, und sich darauf niedergelegt.

Bisweilen hat er bei seiner Ankunft schon große Säue und Schweine auf der Streu gefunden; die hat er mit den Füßen weggestoßen, und gesprochen: „auf, auf, ihr Säue, packet euch; hie muß ein Lübscher Junker liegen!“

Endlich ist dieser Derbling oder Schlemmer eines Morgens auf der Streu todt, das silberne Schälchen in seinem Busen, gefunden worden.

Bemerkungen

[397] (desgl.)