Kein Trost
Seid Ihr vereint zur guten Stunde,
Wo man am Blick den Bruder kennt,
Gedenket in dem heil’gen Bunde
Auch Derer, die von Euch getrennt.
Der, nie gelöst, der Lösung nah,
Da wißt, es blüht die deutsche Treue
Auch herrlich in Amerika.
Es flammen uns dieselben Triebe;
Es glüht in uns dieselbe Liebe;
Doch kennen wir die Trauer nicht.
Kein Trost! Wie Nebelduft zerrissen,
Verschwindet uns die Welt des Scheins.
Wir wissen alles Deutsche Eins.
Uns hemmen nicht des Weltmeers Wogen;
Ihr fühlet unsern Bruderkuß.
Und eine Grenze wär’ gezogen
O mögen Sturm und Wogen grollen!
Wie unser Auge heimwärts blickt,
Da schau’n wir nur ein starkes Wollen,
Das alle Ströme überbrückt.
Was wir gewirkt im fremden Land,
Ist für des Vaterland’s Erstehen
Uns ein geweihtes Unterpfand.
Nicht täuschet uns die flücht’ge Wolke.
Und führen dem erhabnen Volke
Den freien Bundsgenossen zu.
New-York, Februar 1869. Friedrich Lexow.
- ↑ Eine aus Amerika eingetroffene Antwort auf das schöne Gedicht von Robert Prutz in Nr. 3 unsers Blattes. D. Red.