Kleine Blumen, kleine Blätter
Kleine Blumen, kleine Blätter.
Getrost!
Kommt dir auch manchmal ein leises Beben,
Tritt, liebe Seele, nur tapfer ins Leben
Und lasse die Augen munter schweifen,
Auf daß du lernst die Welt begreifen!
Und meine nicht, hast du was Bittres vernommen,
Es müsse dein Herz gleich zu Schaden kommen.
Denn Verstand und Herz, sie sind nimmer zu trennen;
Lerne getrost nur die Dinge erkennen,
Und ehe du’s ahnst, erblüht im Gemüthe
Dir heimlich die Blume Herzensgüte.
Lesefrucht.
’s ist mit dem Lesen ein eigen Ding.
Sagt, ob’s euch nicht oft grad so ging:
Was gar so einfach, klar und schlicht,
Dünkt erst uns was Besondres nicht;
Und doch ist’s gerade das gewesen,
Was dann nur wieder und wieder gelesen.
Warum? – Ei drum, weil’s eben gar
So schlicht und klar.
Zum Kapitel der Weltklugheit.
Wer allzuleicht vertraut der Welt,
Wohl manchmal in die Dornen fällt.
Wer aber, daß ja ihm kein Leids geschieht,
Voll Mißtraun auf all’ und jedes sieht.
Der meint, wer weiß wie klug zu sein,
Und – bettet sich gleich in die Dornen hinein.
Doch und Wenn.
Da giebt es Leutchen - mit glühenden Worten
Loben sie allzeit uns allerorten;
Aber was es auch immer mag sein,
hinkt noch ein „doch“ und ein „wenn“ hinterdrein.
Und strahlte die Sonne im himmlischen Blau
Vom Morgenduft bis zum Abendthau –
Ihr volles Lob würde sie doch erst verdienen,
Wenn sie noch ein wenig schöner geschienen.
Humor und Satire.
Fast dünkt’s mich ein Majestätsverbrechen
In einem Athem sie auszusprechen.
Denn wo die Satire sich blicken läßt,
Da welkt das Gras wie vom Hauche der Pest;
Doch Rosen streut auf all seinen Pfaden
Humor, der lächelnde König der Gnaden.
Im Schritt.
Fehlen zum Fluge dir die Schwingen,
Versuch’s im Schritt ans Ziel zu dringen
Und laß es dir zum Troste sein:
Erkämpftes Gut ist doppelt dein!
Manneswort.
Der steht ein Mann vor Männern da –:
Zu froher That ein freudig Ja;
Doch will’s die Zeit, und muß es sein –
Ein kräftig Nein!