Lehr- und Lernmittel

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Titel: Lehr- und Lernmittel
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 88 a-b
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Beilage: Zwanglose Blätter, Nr. 3 (zu Heft 5)
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[088 a]
Zwanglose Blätter. Beilage zur Gartenlaube Nr. 5, 1883.

Lehr- und Lernmittel.


Weiße Schreibtafeln. Die gute alte Schiefertafel, auf welcher wir Alle die hohe Kunst des Schreibens erlernt haben, ist ein wahrer Segen für die Schule. Der kleine ABC-Schütze kritzelt auf ihr Tausende von nichts weniger als kunstgerechten Buchstaben, und sie bleibt trotzdem unverwüstlich; sie leistet geduldig und willig ihre Dienste, bis der Schüler nach erlangter Sicherheit der Hand für immer von ihr Abschied nimmt und mit Stolz zu Feder und Papier greifen darf. Ohne diese Schiefertafel würde sicher die Erlernung der Schreibkunst eine viel schwierigere und kostspieligere bleiben, und wenn wir heute von der Geschichte der Buchdruckerkunst so viel sprechen und die Erfinder und Förderer derselben durch Denkmäler und Lobreden zu ehren wissen, so sollten wir doch auch einmal der Geschichte der Schiefertafel gedenken, die trotz ihrer Bescheidenheit unter den Culturförderern einen nicht unbedeutenden Rang einnimmt. Doch Undank ist der Welt Lohn, und so kam es auch, daß die Herausgeber der hervorragendsten Nachschlage- und Fachbücher über diese Erfindung und ihre Geschichte ein tiefes Schweigen beobachten. Wir möchten jedoch dieser lieben alten Bekannten gern zu einer ehrenden biographischen Anerkennung verhelfen; denn auf dem Horizonte der Erfindungen tauchen soeben neue Sternchen auf, welche den schwachen Glanz der Schiefertafel und des Schieferstiftes ganz zu verdunkeln drohen; ja es dürften vielleicht nur wenige Jahrzehnte vergehen, und die Zeit wird eingetreten sein, in welcher die Schiefertafel nur noch eine geschichtliche Erinnerung bilden wird, wie heute etwa die Holztafeln, auf denen die Griechen und Römer ihre unsterblichen Gesetzgebungen, oder wie die Schulterblattknochen der Kameele und der Hammel, auf denen die Araber ihre poetischen Werke und religiösen Satzungen niederschrieben.

Unserer lieben alten Freundin von der Elementarschule auf her wurden in jüngster Zeit gar schlimme Dinge nachgeredet. Sie war von jeher schwarz und blieb schwarz bis auf den heutigen Tag, und diesen Fehler konnten ihr die Menschen nicht verzeihen.

„Wir schreiben ja unser Leben lang mit schwarzer Tinte auf weißem Papier,“ sagten sie. „Warum sollen wir nun das Schreiben in umgekehrter Weise auf schwarzer Tafel mit weißer Schrift erlernen?“ Wie geringfügig auch dieser Gegensatz bei oberflächlicher Betrachtung erscheinen mochte, so durfte er doch vom streng erziehlichen Standpunkte aus nicht gebilligt, und die schwarze Tafel kannte nur als Notbehelf geduldet werden.

Die schwerste Anschuldigung aber ist gegen dieselbe von dem für die Schulhygiene hochverdienten Dr. Cohn in Breslau erhoben worden, welcher den Gebrauch der schwarzen Schiefertafel als eine der Ursachen der Kurzsichtigkeit unserer Kinder bezeichnete.

Kein Wunder also, daß man schon seit längerer Zeit weiße, für den Unterricht geeignetere Tafeln herzustellen versuchte. Aber allen ihren Concurrenten zum Verdruß behielt die Schiefertafel doch die Oberhand; denn die. neuen Ersatzmittel konnten trotz ihrer vorzüglichen weißen Farbe die geduldige Fügsamkeit und Unverwüstlichkeit der Schiefertafel nicht aufweisen.

Es tauchten zunächst Schreibtafeln aus Pergamentpapier auf, aber sie konnten sich in den Schulen nicht einbürgern, da sie den geschäftigen Händen der lieben Jugend zu geringen Widerstand entgegensetzten. Dann fabricirte man Schreitafeln aus einer Gummicomposition, die leider zu theuer waren, und endlich suchte man auch Porcellan den Unterrichtszwecken dienstbar zu machen, aber das feine Fabrikat war sehr zerbrechlich und schwer zu reinigen.

Die schwarze Schiefertafel spottete also aller Erfindungskunst der Menschen und bildet noch heute trotz ihrer augenverderbenden Eigenschaft den unentbehrlichsten Bestandtheil des ersten Schulranzens; nun ist aber vor Kurzem endlich ein Ersatz für sie gefunden worden.

Ein Deutscher, Eduard Goldscheider, ist es, dem es nach jahrelangen Versuchen gelungen, eine weiße Schreibtafel herzustellen, die unter sehr günstigen Bedingungen mit der Schiefertafel um den Preis der Anerkennung wetteifern kann. Heute werden diese Goldscheider’schen Tafeln in der ersten Pilsener Steinfabrik von E. Thieben in großen Mengen fabricirt und dürften in allen renommirten Lehrmittelhandlungen vorräthig sein. Um allen etwaigen Anfragen an die Redaction der „Gartenlaube“ im Voraus zu begegnen, theilen wir mit, daß dieselben unter Anderem auch durch die anerkannte Firma Dietz und Zieger, Internationale Lehrmittelhandlung in Leipzig, zu beziehen sind.

Auf diesen Steinschreibtafeln kann man mit Bleistift jeder Art ebenso leicht wie auf Papier zeichnen und schreiben, und die Schrift läßt sich bequem mit nassem Lappen oder Schwamm abwischen. Herr Eduard Goldscheider hat jedoch noch einen Stift hergestellt, der eigens zum Schreiben auf dieser Tafel bestimmt ist und dessen Schrift auf derselben auch mit trockenem Lappen auszulöschen ist.

Die Vorzüge der Goldscheider’schen Erfindung werden von einem Fachmanne in der Zeitschrift „Magazin für Lehr- und Lernmittel aller Länder“ kurz in folgende Sätze zusammengefaßt:

„1) Ist die Steintafel weiß, die Schrift dunkelgrau oder schwarz, mithin der Contrast zwischen Tafel und Schrift bedeutend größer, als bei der Schiefertafel, sodaß also das Ange nicht so angestrengt wird, wie bei dieser. 2) Da das Material, mit welchem der Schüler auf der Steintafel schreibt, ein viel weicheres ist, als der Schiefergriffel, so wird der Schüler nicht an das Aufdrücken beim Schreiben gewöhnt; er bekommt eine leichte Hand, was für das Zeichnen und Schreiben von großem Werte ist; denn er kann dann viel schreiben, ohne sich anzustrengen, und wird auch eine und dieselbe Feder viel länger gebrauchen können, als jetzt. Ferner lassen sich Haar- und Schattenstriche vollkommen correct anbringen, was bei der Schiefertafel bekanntlich nur so lange möglich ist, wie die feine Zuspitzung des Griffels vorhält. 3) Bei der Steintafel erkennt man viel leichter, ob der Schüler sie rein hält oder nicht, als bei der schwarzen Schiefertafel, deren Unsauberkeit man gewöhnlich erst entdeckt, wenn sie schon so schmierig ist, daß der Griffel seinen Dienst versagt. Der Schüler muß daher gleich von vornherein mehr Acht geben, und das Schreiben mit Tinte wird besser vorbereitet. 4) Die Linien sind aus der Steinschreibtafel nicht eingeritzt wie bei den Schiefertafeln; sie hindern daher den Schüler nicht beim Schreiben; auch ist die Schrift dauerhafter als auf der Schiefertafel, und der Schüler läuft weniger Gefahr, die Frucht seines Fleißes durch ein die Tafel berührendes Buch vernichtet zu sehen.“

Der Preis dieser Steinschreibtafel ist nicht viel höher als der einer gewöhnlichen Schiefertafel und beträgt 30 bis 50 Pfennig für das Stück.

Der Erfindergeist, welcher unser Zeitalter auszeichnet und auf allen Gebieten Neues und Vollkommeneres zu schaffen weiß, berechtigt uns wohl zu der Hoffnung, daß auch diese weißen Schreibtafeln in kürzester Zeit von etwaigen Mängeln befreit sein und im Preise sinken werden. Wir möchten daher mit obigen Zeilen das Publicum und namentlich die Lehrerkreise zu Versuchen mit diesem neuen Lehrmittel anregen.




Hölzel’s geographische Charakterbilder für Schule und Haus. Im allgemeinen bilden noch heute ein Leitfaden, der Globus und Landkarten die einzigen Lehrmittel für den geographischen Unterricht in der Schule, und erst in jüngster Zeit hat man sich bemüht, auch auf diesem Gebiete das erklärende Wort des Lehrers durch Anschauungsbilder zu ergänzen. Vor Allem vermißte man bis jetzt einen für Schulen verwendbaren geographischen Atlas, der uns in großen und farbigen Bildern die charakteristischen Landschaften der Erde vor Augen führte. Ein solcher Atlas würde ohne Zweifel dem Lehrer den Vortrag und den Kindern das Verständniß der geographischen Dinge wesentlich erleichtern, aber trotz des oft von Fachmännern ausgesprochenen Wunsches war die Herstellung eines ähnlichen Werkes mit ungeheuren Schwierigkeiten verbunden, bis die neuesten Fortschritte der Technik und namentlich des Farbendruckes endlich die Lösung dieser Aufgabe möglich machten und die rühmlichst bekannte Firma Ed. Hölzel in Wien für billigen Preis Gutes auf den Lehrmittelmarkt brachte.

Schon im Jahre 1881 trat Hölzel mit seinem neuen Unternehmen vor die Oeffentlichkeit, indem er die Ausgabe von sechszig farbigen geographischen Charakterbildern ankündigte. Gleich die erste Lieferung des großartigen Werkes erregte ein allgemeines Aufsehen und erntete den ungeteilten Beifall aller Fachmänner. Namentlich auf dem im Herbste 1881 in Venedig stattgefundenen geographischen Congresse wurde der Verlagshandlung die lobendste Anerkennung der Preisrichter aller dort vertretenen Nationen zu Theil. Nachdem nun heute vier Lieferungen dieses Werkes mit zwölf Bildern erschienen sind und auch wir die Gelegenheit gehabt, uns von der Vortrefflichkeit der Ausführung der einzelnen Blätter zu überzeugen, können wir mit bestem Gewissen das in seiner Art einzig dastehende Unternehmen der weitesten Beachtung empfehlen.

Die Bilder sind 79 Centimeter breit, 50 Centimeter hoch und mit 12 bis 14 Farbensteinen künstlerisch und der Stimmung der Natur entsprechend ausgeführt. Dabei ist der Preis dieser Farbendrucke äußerst billig; denn er beträgt für Abnehmer der ganzen Sammlung oder wenigstens einer Serie von 80 Bildern nur 4 Mark für das Bild, während einzelne Bilder 6 Mark kosten.

Wie sehr diese Farbendrucke den geographischen Unterricht zu fördern im Stande sind, davon konnten wir uns selbst öfters bei Alt und Jung überzeugen. Sobald wir z. B. das Charakterbild der Wüste, welches die Sand- und Steinwüste nach der photographischen Naturaufnahme von Rohlfs darstellt, vorzeigten, so vernahmen wir fast regelmäßig Ausrufe des Erstaunens und die Versicherung: „So habe ich mir die Wüste nie vorgestellt; ich hatte keine Ahnung davon, daß in derselben solche zerklüftete Felsbildungen vorhanden sind etc.“. Jeder beteuerte uns, daß ihm ein einziger Blick auf das Hölzel’sche geographische Charakterbild mehr zur Erkenntnis der Wüstennatur verholfen habe, als die trefflichsten und ausführlichsten Schilderungen, die er je gelesen.

Wir führen nur dieses Beispiel an und verzichten auf eingehendere Beschreibung der anderen uns vorliegenden Blätter, wie der Gebirgspartien aus dem Ortler Gebiete und dem Berner Oberlande, der sonnigen Landschaft des Golfes van Puzzuoli, der kochenden Sprudel aus Neu-Seeland oder des herrlichen Ostrandes des Plateaus von Anahuac mit dem berühmten Pic von Orizaba im Hintergrunde. Wollten wir dies thun, so würden wir ja selbst in den alten Fehler verfallen und das vergeblich mit Worten zu schildern suchen, was nur durch Anschauung sich richtig begreifen und empfinden läßt.

[088 b] Den Fachmännern brauchen wir das Werk kaum besonders zu empfehlen; nur die Laien möchten wir noch darauf aufmerksam machen, daß diese Farbendrucke auch zum Schmuck der Wohnungen sehr geeignet sind und schon im einfachen Rahmen effectvolle Wandgemälde liefern.




Zucht der Kriechthiere und Lurche zu Unterrichtszwecken. Wie man Säugethiere und Vögel ausstopfen läßt, um sie als Anschauungsmittel für den naturgeschichtlichen Unterricht zu verwenden, so pflegt man die Kriechtiere und Lurche zu demselben Zwecke in Spiritus aufzubewahren. Solche Präparate sind stets selbst den besten Abbildungen vorzuziehen, da sie die natürliche Gestalt und Färbung der Thiere fast lebenstreu wiedergeben, und in manchen Fällen dürfte sogar ihr Vorzeigen zu den unerläßlichen Pflichten der Schule gehören. Dies ist namentlich bei Beschreibung der einzigen giftigen Schlangenart Deutschlands, der Kreuzotter, der Fall. Alljährlich hören wir von Todesfällen und schweren Erkrankungen, welche durch Kreuzotterbisse verursacht werden, und diese Unglücksfälle berechtigen uns wohl zu der Forderung, daß jedes Schulkind das giftige Reptil so genau kennen müßte, daß es dasselbe auf den ersten Blick von den ungefährlichen Arten zu unterscheiden vermöchte. Gute Abbildungen und das Auswendiglernen der genauesten Körperbeschreibung dieser Schlangenart führen keineswegs zu dem gewünschten Ziele; denn in Wirklichkeit hat man bei der plötzlich eintretenden Gefahr keine Zeit zu vergleichenden zoologischen Studien. Nur das dem Gedächtniß tief eingeprägte natürliche Bild des Thieres kann hier vielfachem Unglück vorbeugen, und schon diese eine Thatsache erläutert den hohen Werth der von uns oben erwähnten Präparate als Anschauungsmittel für die Schulen. Außerdem aber bietet die Entwickelung der Reptilien und Amphibien vom einfachen Ei an bis zum vollendeten Thiere einen der anziehendsten und überraschendsten Abschnitte der beschreibenden Naturwissenschaft. Aus diesem Grunde ist auch eine möglichst weite Verbreitung guter, diese verborgenen Vorgänge darstellenden Präparate in hohem Grade wünschenswerth.

Wir lenken im Nachstehenden die Aufmerksamkeit unserer Leser auf eine derartige Sammlung und geben Denjenigen, die sich dafür interessiren, gleichzeitig einen Fingerzeig, wie solche in richtiger Art und ohne besonders großen Kostenaufwand herzustellen ist.

Ein intelligenter und mit seiner Beobachtungsgabe ausgestatteter Laie, der vor Jahresfrist leider zu früh heimgegangene Ad. Franke aus Stötteritz bei Leipzig, hat sich vor mehr als zwanzig Jahren die Aufgabe gestellt, die wenig bekannten Lebensgewohnheiten unserer heimischen Kriechtiere und Lurche zu ergründen. Er gelangte bald zu der Ueberzeugung, daß die in größeren Thiergärten und Aquarien gesammelten Erfahrungen über die Lebensweise dieser Wesen auf falschen Voraussetzungen beruhten, da dort die Thiere in der Gefangenschaft unter höchst unnatürlichen Verhältnissen gehalten werden. Franke stellte darum ein eigenes Terrarium her, welches lediglich für die einheimischen Reptilien und Amphibien berechnet war und den natürlichen Verhältnissen, unter welchen diese Thiere zu leben gewohnt sind, durchaus entsprach.

In einem 1881 herausgegebenen Werkchen „Die Reptilien und Amphibien Deutschlands“ (Leipzig, Veit u. Comp.) giebt er eine ausführliche Beschreibung seines Terrariums, welches einen quadratisch abgeteilten Raum von etwa 40 Meter Flächeninhalt umfaßt und mit einer 1¼ Meter hohen Umfriedigung versehen ist. In der Mitte desselben befindet sich ein etwas über zwei Cubikmeter messendes Wasserbassin mit Springbrunnen, hinter welchem sich eine aus porösen Steinen zusammengesetzte Felsengruppe erhebt. Dieser Miniaturberg hat in seinem Inneren reichliche Hohlräume, die mit Laub, Moos u. dergl. ausgelegt sind und den im Terrarium gehaltenen Thieren als Winterquartier dienen. Der „Berg“ ist selbstverständlich mit Bäumchen und Sträuchern besetzt, und nach oben ist das Terrarium vollständig frei.

„Durch diese Einrichtung,“ schreibt Ad. Franke in seinem oben erwähnten Buche, „ist es mir nicht nur möglich geworden, das Leben der Kriechthiere und Lurche in Bezug auf Nährweise, Charakter, Fortpflanzung und Winterschlaf in nächster Nähe zu beobachten, sondern ich züchte auch alljährlich eine ziemliche Anzahl junger Thiere, was bis jetzt, besonders bei den Kriechtieren, nicht eben vielen Forschern gelungen sein dürfte.“

Die günstigen Erfolge dieser eigenartigen Zucht und das dringende Anraten angesehener Fachmänner veranlaßten Ad. Franke noch kurz vor seinem Tode, die deutschen Kriechtiere und Lurche sammt deren verschiedenen Entwickelungsstadien, vom Ei bis zu ihrer vollen Entwickelung, als selbständige Sammlungen darzustellen. Anerkennung für die so entstandenen trefflichen Lehrmittel hat er noch auf einigen Lehrmittelausstellungen zu ernten vermocht.

Als wir an einem klaren Herbstsonntage vorigen Jahres das genannte Terrarium in Stötteritz bei Leipzig aufsuchten, fanden wir es auf der alten Höhe seiner Entwickelung unter der sorgsamen Leitung des Sohnes von Ad. Franke, des Herrn H. Franke. Der engbegrenzte Raum gestattet uns leider nicht, das bunte Treiben, welches sich dort auf den wenigen Quadratmetern Natur vor unseren Augen entwickelte, ausführlich zu schildern. Einen Begriff davon wird sich aber der Leser schon machen können, wenn wir ihm einfach sagen, daß das Terrarium allein an 200 Schlangen neben Salamandern, Fröschen und Eidechsen beherbergt.

Nicht minder interessant war der Besuch des „Laboratoriums“, in welchem zierlich geordnet die vielen Gläser mit Spirituspräparaten zu sehen waren. Da konnte man in bunter Reihe die interessanten Entwickelungsstufen unserer heimischen Reptilien und Amphibien schauen; alle jene merkwürdigen Thiere, von dem gewöhnlichen Frosche bis zu der seltenen grünen Smaragdeidechse und der giftigen Kreuzotter, waren in der Sammlung in vorzüglichen Exemplaren vertreten.

Wenn diese kurze Schilderung hier und dort zur Anschaffung solcher Lehrmittel für die Schulen und vielleicht auch zur Gründung ähnlicher Terrarien Veranlassung geben sollte, dann würde ihr Zweck erreicht sein. Wir brauchen kaum noch darauf hinzuweisen, daß eine derartige Einrichtung neben dem praktischen Nutzen für die Schule auch ihrem Leiter geistigen Genuß und viel Belehrung bietet.




Th. Geiger’s Geradhalter. Schon seit langer Zeit hat man Apparate construirt, welche, an dem Schreibtische befestigt, dem Kinde das Vorbeugen unmöglich machen und dasselbe zwingen, in gerader Haltung zu schreiben. Die mit diesen Mitteln, namentlich aber mit der Soennecken’schen Schreibstütze, erzielten Erfolge ließen oft nichts zu wünschen übrig, aber die meisten bisher bekennten Geradhalter hatten einen schwer in’s Gewicht fallenden Fehler: sie beengten das Kind in seinen Bewegungen und übten namentlich auf die Brust eitlen lästigen und gesundheitsschädlichen Druck aus.

Bei dem neuen Geradhalter von Th. Geiger (Mechaniker und Optiker in Stuttgart) sind nun diese Mißstände in hohem Grade gemildert. Der Apparat unterscheidet sich von den gewöhnlichen Schreibstützen namentlich dadurch, daß er nicht auf die Brust, sondern vermittelst zweier am Ende der quer vorliegenden Drahtstange angebrachter Ballen auf die Achseln drückt und so die Ausdehnung der Brust selbst bei starkem Anlehnen des Kindes nicht hindert. Der Preis dieses Geradhalters beträgt 3,30 Mark.




Speisen- und Nährstofftafeln für Militär- und Anstaltsküchen, Schulen etc. (Verlag von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin.) Die Kenntniß des Nährwertes unserer gebräuchlichsten Nahrungsmittel ist bis jetzt im Volke sehr wenig verbreitet, und wenn auch in den Schulen dieser Gegenstand theoretisch vorgetragen wird, so ist damit für das praktische Leben nicht viel gewonnen. Die Zahlen, welche das Kind auswendig zu lernen hat, entschwinden mit der Zeit leicht seinem Gedächtniß, und wenn später die Frauen auf den Markt gehen und ihre Einkäufe nach dem baaren Gelde zu bemessen haben, dann fehlt ihnen jeder Maßstab für den Nährwert der eingekauften Waare. Sie haben in der Schule zwar gelernt, daß ein Kilogramm Rindfleisch so und so viel Gramm Eiweiß enthält, aber sie haben in der Regel keine Ahnung davon, wie viel Gramm Eiweiß, Fett etc. für eine gewisse Geldsumme in den verschiedenen Speisen zu kaufen sind. Und doch sind diese Kenntnisse mit richtigen Lehrmitteln äußerst leicht zu erlangen.

Werfen wir nur einen Blick auf die oben erwähnten, von dem bekannten populären Schriftsteller Dr. C. A. Meinert herausgegebenen Nährstofftafeln! Die eine Tafel über thierische Nahrungsmittel belehrt uns darüber, wie viel Gramm Eiweiß und Fett für eine Mark beim Einkauf verschiedenster Nahrungsmittel zu erhalten sind. Berechnen wir z. B. den Preis für ein Kilo mageres Ochsenfleisch mit 130 Pfennig, für ein Kilo geräucherten Schinken mit 300 Pfennig, ein Kilo Stockfisch mit 140 Pfennig und ein Kilo deutschen Magerkäse mit 75 Pfennig, so erhalten wir für je eine Mark in diesen Nahrungsmitteln folgende Mengen Eiweiß: im Ochsenfleisch 143 Gramm, im geräucherten Schinken 78 Gramm, im Stockfisch 500 Gramm und im Magerkäse 530 Gramm.

Aus der anderen Tafel über pflanzliche Nahrungsmittel erfahren wir ferner, daß wir bei bestimmten Preisen für eine Mark an Eiweiß erhalten: beim Einkaufe von Roggenbrod 257 Gramm, von Kartoffeln 259 Gramm, von Reis 172 Gramm, von weißen Bohnen 720 Gramm und von Erbsen 905 Gramm.

Auf einer dritten uns vorliegenden Tafel sind endlich nach denselben Principien die Nährwerte der gemischten Kost angegeben, wie wir sie täglich genießen. So erfahren wir z. B., daß in einem Gericht, welches aus 150 Gramm Rindfleisch, 25 Gramm Fett, 180 Gramm Bohnen und 250 Gramm Kartoffeln zusammengesetzt ist, folgende Nährwerthe enthalten sind: an Eiweiß 79 Gramm, an Fett 38 Gramm und an Kohlehydraten 147 Gramm. Da nun nach wissenschaftlichen Ermittelungen die tägliche Kost eines arbeitenden Mannes mindestens aus 105 Gramm Eiweiß, 50 Gramm Fett und 500 Gramm Kohlehydraten bestehen muß, so kann man mit Zuhülfenahme der drei Tafeln Küchen- und Speisezettel entwerfen, welche den Anforderungen einer guten und billigen Ernährung durchaus genügen.

Die einzelnen Nährwerte sind auf den Meinert’schen Tafeln nicht allein in Zahlen, sondern auch in großen farbigen Streifen angegeben, welche auf den ersten Blick in die Augen springen und so den Vergleich zwischen den verschiedenen Speisen und Nahrungsmitteln in Bezug auf ihre Nahrhaftigkeit ungemein erleichtern. Die Tafeln eignen sich daher vorzüglich als Anschauungsmittel für den Unterricht, und sie sollten in keiner Mädchenschule fehlen.




Deutsche Spiel- und Beschäftigungszeitung. Illustrirte Blätter für anregende Beschäftigung im Familienkreise, Pflege des Hausfleißes, der Handfertigkeit, der naturwissenschaftlichen Liebhaberei, herausgegeben von Hugo Elm. (Stralsund, Karl Misch.) – Diese theilweise im Anschlusse an Friedrich Fröbel’sche Erziehungsgrundsätze, theilweise an die neuesten Bestrebungen auf dem Gebiete des Handfertigkeitsunterrichts von einem tüchtigen Fachmanne redigirte Zeitschrift empfiehlt sich nach dem uns vorliegenden Heften der Aufmerksamkeit der Schule und des Elternhauses. Sie erscheint in halbmonatlichen Heften. Der Nummer vom 15. jeden Monats ist eine technische Beilage beigefügt, welche die Details der beschriebenen Arbeiten enthält. Preis vierteljährlich 1,50 Mark.




Der kleine Kinderfreund – Fibel nach der Normalwörtermethode in neuer Orthographie (F. W. Gadow und Sohn, Hildburghausen). Preis gebunden 70 Pfennig. – Das uns vorliegende Büchlein, welches mit vielen guten Abbildungen ausgestattet ist, empfehlen wir besonders denjenigen deutschen Müttern, die ihre Kinder, bevor sie die Schule besuchen, zu Hause in den Anfängen des Schreibens und Lesens unterrichten wollen.



Redacteur: <tt<Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.