Lied für die Gesellschaft des Museums bei ihren freundschaftlichen Mahlen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Peter Hebel
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Lied für die Gesellschaft des Museums bei ihren freundschaftlichen Mahlen
Untertitel:
aus: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2, S. 142–146
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1834
Verlag: Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung
Drucker:
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[142]

Lied
für die
Gesellschaft des Museums bei ihren freundschaftlichen Mahlen.
Melodie: Süße, heilige Natur etc.[WS 1]


Lieblich tönt zum Becherklang
Saitenspiel und Festgesang,
und im schönen Wechsel ziehn
Ernst und Scherz durchs Leben hin.

5
     Ernst dort in dem Büchersaal,

fröhlich hier am Feiermal;

[143]

Freunde dort und Freunde hier,
forschen, scherzen, singen wir.

     Das Metall aus Mexiko

10
macht nicht weise, macht nicht froh;

hoch in lichten Räumen kreis’t
gern und froh der freie Geist;

     Sieht in seinem Eigenthum,
sieht von Pol zu Pol sich um,

15
Sonnen strahlen überhin,

Paradiese blühn um ihn.

     An der Vorwelt Tafeln steht,
in die dunkle Zukunft späht,
in den raschen Strom der Zeit

20
schaut der Sohn der Ewigkeit.


     Thronen, Völker fern und nah
tauchen nieder, waren da,
andre, nie genannt zuvor,
steigen aus der Fluth empor.

[144]

25
     Wetterwolken kommen, gehn,

Waffen klirren, Palmen wehn;
Thränen fließen, Rosen blühn,
welken wieder rings um ihn.

     Mit der Menschheit nah und fern

30
theilt er Scherz und Freude gern,

ruht, gepreßt von Scherz und Lust,
wieder an der Freunde Brust.

     Inniger und enger zieht
sich sein Kreis, und reiner glüht,

35
als im regen Weltgewühl,

dann des Daseyns Hochgefühl;

     Und zur Seelenharmonie
tönt des Liedes Melodie,
und zum muntern Festgesang

40
tönt der reine Becherklang.


     Manche Stunde lieb und froh,
Brüder, Freunde, schwand uns so;

[145]

Freundschaft macht das Leben süß,
wandelts in ein Paradies.

45
     Aber, ach! Ihr blickt umher!

Manche Biedre sind nicht mehr;
Ihre Asche hat der Sand,
und den Geist sein Vaterland.

     Reicht die Becher still hinab!

50
Ruhe schweb auf ihrem Grab!

Im Gedächtniß leben sie;
Freunde sterben, Freundschaft nie.

     Füllt die Becher wieder an!
reicht sie her und stoßet an!

55
Unser schöner Bund sey heut,

hör’s ein guter Geist – erneut!

     Leget traulich Hand in Hand!
Fest und heilig sey dies Band
Jedem, der nach Wahrheit strebt,

60
und für Pflicht und Freundschaft lebt!

[146]

     Manche Stunde werd’ uns so,
noch, wie diese, lieb und froh!
Schnell flieht dieses Leben hin, –
Trinkt auf festen Freundes Sinn!

 Schluß-Chor:

65
„Auf der Freundschaft festen Sinn

über Welt und Zeiten hin!“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. An die Natur von Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, eine Melodie dazu hat J. A. P. Schulz (Lieder im Volkston, 1782), aber auch J. F. Reichardt (Oden und Lieder von Klopstock, Stolberg, Claudius …, 1779) komponiert