Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 3, 5)
Bey meiner gestrigen Durchreise durch Anspach hatte ich Gelegenheit, im Stillen Zeuge eines frohen Festes zu seyn. König Friedrich Wilhelms von Preußen Geburtstag gab Gelegenheit dazu. Mittags nach 12 Uhr versammelten sich die meisten Honoratioren, sowohl vom Militär- als Civilstande, im Gasthof zum goldenen Stern, durch ein Circulare von dem Besitzer dieses Gasthofs dazu eingeladen; eine ansehnliche Tafel erwartete sie, wo jeder um einen billigen Preis auf das beste bewirthet wurde. Trompeten und Pauken schallten in den Wohlklang zusammengestossener Gläser, und der Pocal gieng waidlich herum.
Abends schloß ein Maskenball im Fürstlichen Redutensaal die ganze Feyerlichkeit, welcher jedoch nicht sehr zahlreich besucht wurde; man sagt, die Anspacher wären nicht sehr für dergleichen Vergnügungen, wozu die bisherige Entfernung, in der sich die verschiedenen Stände einander hielten, und einige ehemahls daraus entstandene Unannehmlichkeiten, welche eine Spannung verursachten, das meiste beygetragen haben sollen. Wann wird doch einmahl der Teutsche von jenen verjährten Vorurtheilen, daß Rang und Geburt den Menschen besser oder schlechter machen, zurückkommen! Mich dünkt, von oben herab müßte zur Verbannung solcher Thorheiten der gedeihliche Anfang gemacht werden.
| Der K. Pr. Kriegs-Minister und Fürstl. Anspach. dirigirende Minister von Hardenberg befindet sich noch in Bayreut und soll daselbst diesen Tag gleichfalls mit einer glänzenden Fete gefeyert haben. Allgemeine Liebe aller Stände für diesen Menschenfreund ist der Stoff jedes Gesprächs; auch soll dieser vorurtheilfreye Mann, welcher nur das wahre Verdienst in jedem Gewande schätzt, unter andern nützlichen Bemühungen, wirklich schon Hand angelegt haben, die Macht des lächerlichen Rangstolzes durch sein eigenes Betragen zu entkräften.
Am 22 Octob. starb zu Erlangen am Schlagfluß der Senior der dortigen Universität, Herr D. Heinrich Friedrich Delius, des H. R. Reichs Edler, Präsident der kais. Akademie der Naturforscher, Fürstlich Brandenburgischer geheimer Hofrath, und erster Professor der Medicin, in seinem 72sten Lebensjahre. Unter seinen manchfaltigen Verdiensten bemerken wir hier vornämlich die von ihm herausgegebenen Fränkischen Sammlungen in 8 Bänden, in welchen mancher gute Beytrag zur Fränkischen Naturgeschichte, Ökonomie und Statistik mitgetheilt worden, so wie er auch in einigen akademischen Disputationen und andern kleinen Schriften die natürliche Beschaffenheit Frankens erläutert hat.
Der Herr Herzog von Sachsen Hildburghausen hat dem Herrn Amtmann Heinrich Christian Jakobi zu Sonnenfeld das Prädicat eines fürstl. Raths beyzulgen geruhet.
Herr Hospitalprediger und Professor Waldau in Nürnberg ist den 7 Sept. zum Prediger bey St. Egydien und Inspector des dortigen Gymnasiums erwählt worden.
Der als Dichter bekannte Herr Registrator Zehelein in Bayreut hat von seinem Fürsten das Kastenamt zu Neustadt am Culm erhalten.
Am 9 Octob. starb zu Bayreut Herr Johann Gottlieb Riedel, hochfürstl. Brandenburgischer Bauinspector, im 69sten Jahre seines Lebens. Er war nicht nur ein geschickter Architekt, sondern auch Mahler und Kupferstecher. s. Meusels teutsches Künstlerlex. 2. Th.
- ↑ Die alte Kirche des Collegiat-Stifts zu Haug ist seit der Stiftung im Jahr Christi 1002 vor den Mauern der Stadt Wirzburg gestanden. Erst im Jahr 1657 wurde die Stifts-Kirche und Pfarr-Kirche nebst dem Schulhause, vielen andern Gebäuden und Chorherrn-Höfen niedergerissen; weil die Stadt erweitert und mehr bevestiget werden sollte. Man schonte dabey des Raumes so sehr, daß man auch nicht Platz hatte, nur ein kleines steinernes Denkmahl zur Erinnerung ihres alten Standorts aufzurichten. Im Jahr 1670 den 26 April hat Johann Philipp von Schönborn, Bischoff zu Wirzburg und Kurfürst zu Mainz den ersten Stein zu dieser neuen Stiftskirche gelegt. Unter den glücklichen Regierungen der Fürstbischöffe Johann Hartmann von Rosenbach, Peter Philipp von Dernbach, Conrad von Werdenau und Johann Gottfried von Guttenberg wurde die Stifts-Kirche ganz aufgebauet. Den 5ten Aug. 1691 hat Joh. Gottfried dieses Meisterstück Deutscher Baukunst mit vieler Pracht eingeweihet.