Nach einer Prüfung kurzer Tage

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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Trost des ewigen Lebens
Untertitel: Nach einer Prüfung kurzer Tage
aus: Geistliche Oden und Lieder. S. 158–160
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1757
Verlag: Weidmannische Handlung
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Erscheinungsort: Leipzig
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Kurzbeschreibung:
zu der Melodie von Wer nur den lieben Gott lässt walten
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[158]
Trost des ewigen Lebens.

Nach einer Prüfung kurzer Tage
Erwartet uns die Ewigkeit.
Dort, dort verwandelt sich die Klage
In göttliche Zufriedenheit.

5
Hier übt die Tugend ihren Fleiß;

Und jene Welt reicht ihr den Preiß.

     Wahr ists, der Fromme schmeckt auf Erden
Schon manchen selgen Augenblick;
Doch alle Freuden, die ihm werden,

10
Sind ihm ein unvollkommnes Glück.

Er bleibt ein Mensch, und seine Ruh
Nimmt in der Seelen ab und zu.

     Bald stören ihn des Körpers Schmerzen,
Bald das Geräusche dieser Welt;

15
Bald kämpft in seinem eignen Herzen

Ein Feind, der öfter siegt, als fällt;
Bald sinkt er durch des Nächsten Schuld
In Kummer und in Ungeduld.

     Hier, wo die Tugend öfters leidet,

20
Das Laster öfters glücklich ist,

Wo man den Glücklichen beneidet,
Und des Bekümmerten vergißt;
Hier kann der Mensch nie frey von Pein,
Nie frey von eigner Schwachheit seyn.

[159]
25
     Hier such ichs nur, dort werd ichs finden;

Dort werd ich, heilig und verklärt,
Der Tugend ganzen Werth empfinden,
Den unaussprechlich großen Werth;
Den Gott der Liebe werd ich sehn,

30
Ihn lieben, ewig ihn erhöhn.


     Da wird der Vorsicht heilger Wille
Mein Will und meine Wohlfarth seyn;
Und lieblich Wesen, Heil die Fülle,
Am Throne Gottes mich erfreun.

35
Dann läßt Gewinn stets auf Gewinn

Mich fühlen, daß ich ewig bin.

     Da werd ich das im Licht erkennen,
Was ich auf Erden dunkel sah;
Das wunderbar und heilig nennen,

40
Was unerforschlich hier geschah;

Da denkt mein Geist, mit Preis und Dank,
Die Schickung im Zusammenhang.

     Da werd ich zu dem Throne dringen,
Wo Gott, mein Heil, sich offenbart;

45
Ein Heilig, Heilig, Heilig, singen

Dem Lamme, das erwürget ward;
Und Cherubim und Seraphim
Und alle Himmel jauchzen ihm.

[160]

     Da werd ich in der Engel Schaaren

50
Mich ihnen gleich und heilig sehn,

Das nie gestörte Glück erfahren,
Mit Frommen stets fromm umzugehn.
Da wird durch jeden Augenblick
Ihr Heil mein Heil, mein Glück ihr Glück.

55
     Da werd ich dem den Dank bezahlen,

Der Gottes Weg mich gehen hieß,
Und ihn zu Millionenmalen
Noch segnen, daß er mir ihn wies;
Da find ich in des Höchsten Hand

60
Den Freund, den ich auf Erden fand.


     Da ruft, o möchte Gott es geben!
Vielleicht auch mir ein Selger zu:
Heil sey dir! denn du hast mein Leben,
Die Seele mir gerettet; du!

65
O Gott, wie muß dieß Glück erfreun,

Der Retter einer Seele seyn!

     Was seyd ihr, Leiden dieser Erden,
Doch gegen jene Herrlichkeit,
Die offenbart an uns soll werden,

70
Von Ewigkeit zu Ewigkeit?

Wie nichts, wie gar nichts gegen sie,
Ist doch ein Augenblick voll Müh!