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Nebelmorgen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Joseph Carl Maurer
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Titel: Nebelmorgen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 269, 272
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[269]

Nebelmorgen.
Nach dem Oelgemälde von Ed. Schleich jun.

[272] Nebelmorgen. (Mit Illustration S. 269.) Ein einfaches Landschaftsbild – Flachland – und doch welch eigenthümlicher Zauber, welche Poesie liegt in dieser Gegend! Weithin bis an den fernen Horizont dehnt sich der einsame Moorgrund. Zwischen den hügelartigen Rohrstauden glitzern wie Silber die stehenden Wassertümpel. Dort und da unterbricht ein Föhrengehölz vermischt mit schlanken Birken die flache Einöde. Im Vordergrunde ragt ein einzelner Birkenstamm, daneben rings hohes Röhricht und dichtes Erlengebüsch. Dies ist die Scenerie, in die uns der Künstler hineinversetzt.

Ein nebliger Septembermorgen liegt über der Ebene. Grau in Grau scheint sich der Himmel auf die Erde herabzusenken, und doch ist es nicht jenes schwere Gewölk, das dem Regen vorherzugehen pflegt, es ist jener leichte Nebel, der in den ersten Morgenstunden aus dem feuchten Moorland aufsteigt, um dann wie Schaum zu zerfließen.

Morgendämmerung ist angebrochen. Der Brunsthirsch ist aus dem Röhricht getreten, aus welchem nächtlicher Weile sein Schrei über das Moor hingellte. Da steht er und „verhofft“. Vielleicht naht sich ein ebenbürtiger Gegner! Abseits von ihm „äugt“ ein „Altthier“ ins Weite hinaus und „sichert“, ob sich nicht irgend etwas Verdächtiges wahrnehmen lasse, während die übrigen Stücke des Rudels „äsen“. Aber Alles ist ruhig, kein Laut körbar in der einsamen Wildniß. –

Indessen erhebt sich ein leichter Wind und spielt in den schlanken Birkenzweigen, der Nebel beginnt sich in die Höhe zu lichten, und die aufgehende Sonne blickt mit mattem Schimmer durch den Schleier des Gewölks. J. C. Maurer.