RE:Ἀγέλαστος πέτρα

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kultplatz in Eleusis mit einer Sage von Demeter
Band S I (1903) S. 25 (EL)–26 (EL)
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Ἀγέλαστος πέτρα in Eleusis, ein durch den Cult und die sich daran knüpfende Sage von Demeter ausgezeichneter Platz. Nach dem homerischen Hymnos IV 98ff. setzt sich die Göttin, als sie in der Trauer und dem Zorn um die geraubte Tochter den Olymp meidet und nach Eleusis geht, nahe am Wege neben dem göttlichen Brunnen (παρ’ θείωι φρέατι, so Wolf für das überlieferte (παρθενίωι φρέατι) nieder, von wo die Bürger Wasser holten; dort treffen sie die Töchter des Keleos. Genau entsprechend erzählt Apollodor. I 30, dass Demeter nach Eleusis kam und zuerst sich auf die Ἀ. π. neben dem Kallichorosbrunnen setzte. Beidemale folgt die Aufnahme in Keleos Hause. Nun ist gerade neben den römischen Propylaeen zum eleusinischen Bezirk, dicht am Wege, ein Brunnen gefunden, in dem man den Kallichorosbrunnen wiedererkannt hat (Philios Eleusis ses mystères ses ruines etc. 1896, 57 und A auf dem Plan. Frazer Pausanias II 505. 514). Man wird also nicht fehl gehen, wenn man die Ἀ. π. in nächster Nähe sucht, und zwar wird man geneigt sein, den Fels sich möglichst concret als einen ganz bestimmten, im Cultgebrauch feststehenden Platz zu denken. Ob die Ἀ. π. καλουμένη παρὰ τοῖς Ἀθηναίοις, auf der Theseus sass, als er in den Hades hinabsteigen wollte, dieselbe ist, scheint nicht sicher, obwohl es der Scholiast zu Aristoph. Equ. 785 annimmt. Der eleusinische Fels wird in der Rechenschaftsablage der ἐπιστάται Ἐλευσινόθεν vom J. 329/8 erwähnt: Dittenberger Syll.² 587, 182 σὺν τῆι κομιδεῖ ἀπ’ Ἀγελάστου πέτρας, was sich auf die ins städtische Eleusinion gelieferten πλίνθοι bezieht, die vorher v. 180/1 erwähnt sind. Dies würde vielleicht als eine Bestätigung der von O. Rubensohn Athen. Mitt. XXIV 1899, 46ff. ausgeführten Ansicht gedeutet werden können, wonach die Ἀ. π. der ganze nördliche Vorsprung des Akropolisfelsens von Eleusis ist, in den hin eingebettet das Plutonion liegt, welches seinerseits den Eingang zur Unterwelt bezeichnet. Rubensohn stützt diese Ansicht durch verschiedene Hinweise, die mir aber nicht auszureichen scheinen, um gegenüber den klaren, auf eine gegebene Örtlichkeit hinweisenden Angaben des Hymnos eine so allgemein gehaltene, unbestimmte Localisierung wahrscheinlich zu machen. Die Inschrift bezeichnet mit der Ἀ. π. wohl die äussere Grenze des eleusinischen Bezirks, den Fels unmittelbar vor dem Thor. Die Ziegel waren im Heiligtum hergestellt oder jedenfalls dort abgeliefert und aufbewahrt, nun wird der Transport von der äusseren Temenosgrenze ab besonders in Rechnung gebracht. Das giebt ein klares Bild (Svoronos am unten anzuführenden Ort S. 249ff. schliesst aus der niedrigen Frachtsumme, dass die Ἀ. π. dicht bei Athen lag, in Agra bei der Παναγία εἰς τῶν Πέτραν, deren Namen noch einen Hinweis auf die antike Benennung enthalte). Wenn man mit Rubensohn a. a. O. das dort Taf. VIII 1 dargestellte Relief aus Eleusis auf Demeter deuten darf, die auf der Ἀ. π. sitzt, so würde diese kein Thronsessel, sondern eine flache Felserhöhung sein; dieser Platz wäre der trauernden Mutter durchaus angemessen (vgl. S. 52f.). Aber auch daraus geht nicht hervor, dass sie auf irgend einem Punkte jenes Felsenhügels sass; es kann auch [26] damit eine feste Örtlichkeit bezeichnet sein, die man freilich nur an Ort und Stelle bezeichnen könnte, und auch da nur, wenn sie nicht durch die Anlage jenes Propylaion in der Kaiserzeit zur Unkenntlichkeit entstellt ist.

Aus den abgeleiteten Zeugnissen, den Paroimiographen (Zenob. I 7 und Leutsch-Schneidewin dazu aus Apollodor) und Lexikographen (Hesych. Suid. u. a.) lernen wir nichts hinzu. Dem Schol. Aristoph. Equ. 785 thut man zuviel Ehre an, wenn man aus der Zusammenstellung der πέτρα Εἰρεσία, die ein Felskap auf Salamis oder eine Klippe im Meer bei Salamis vorstellen werde, und der Ἀ. π. den Schluss zieht, dass auch letztere nur ein solches grösseres Ganze gewesen sein könnte, nicht ein kleinerer steinerner Sitz. Denn der Scholiast oder seine Quelle hat doch nur als Grammatiker die beiden in der Litteratur ihm entgegentretenden πέτραι zusammengestellt, aber wer wird ihm so genaue topographische Anschauung zutrauen? Anlass zur Benennung gab zunächst die Trauer der Demeter, die noch im Königssaal dasitzt ἀγέλαστος, ἄπαστος ἐδητύος ἠδὲ ποτῆτος (Hom. Hymn. IV 200), Cultgebräuche und Cultlegende, die sich gegenseitig bedingten, rechtfertigen dies zur Genüge. Eine besondere Beziehung zum Hadeseingang setzt die Theseussage voraus (s. o.); auf sie legt Rubensohn den Nachdruck. Wie Theseus vor dem Eintritt in die Unterwelt auf der Ἀ. π. oder einer Ἀ. π., so sitzen auf dem rhodischen Relief des Demetrios (Herm. XXXVII 1902, 121ff., vgl. Kern und Robert dazu S. 136) mehrere heroisierte Verstorbene auf thronartigen Felsen. Es wäre ja denkbar, dass dazwischen noch ein schwacher Zusammenhang in der religiösen Vorstellung des Volkes ist. Aber das Wichtigste bleibt es doch, die Fragen, die der Ort selbst stellt, möglichst klar und einfach zu beantworten.

Litteratur: L. Preller Demeter und Persephone 1837, 95, 42. Förster Raub und Rückkehr der Pers. 12. O. Rubensohn a. a. O. 46–54. Hitzig-Blümner Pausanias I 357. Svoronos Διεθνὴς ἐφῆμ. τῆς νομισμ. ἀρχ. IV 1901, 237–254 (scharfsinnig, aber in manchen Schlussfolgerungen zu kühn). Vgl. die Art. Eleusis und Καλλίχορον φρέαρ.

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 13
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