Ἀντίγραφον[WS 1] (im Attischen meist im Plural; vgl. Moeris ed. Pierson-Koch p. 6 u. Anm.), die nach dem Original (ihm gegenüber oder zu seinem Ersatz) gefertigte gleichlautende Abschrift eines Schriftstückes, dann aber jede beliebige Abschrift (synon. mit ἀπόγραφον). Für erstere Bedeutung ist auf die Analogie von ἀντιβάλλειν (vergleichen), ἀντιγραφεύς (Controlleur) u. a. zu verweisen. Sie findet sich zuerst in einer inschriftlichen Baurechnung für die Akropolis von Athen aus 407 v. Chr. (CIA I p. 324), wo die auf Charta geschriebene Copie ohne Zweifel für das Archiv bestimmt war; öfters bei Demosthenes von Abschriften irgend welcher Urkunden (XXXVII 42. XLI 21. XLVI 25. 28; Vgl. auch στήλας ἀντιγράφους [ψηφισμάτων]). Von litterarischen Werken bezeichnet A. die Abschrift, das ‚Exemplar‘ ohne besondere Nebenbedeutung (z. B. Hipparch. ἐξηγ. τ. φαιν. II c. 17 = Migne Patr. gr. 19, 1092 Β. Strab. XII 555. Apoll. Dysk. in Bekk. Anecd. gr. 566, 25f. Heph. π. ποι. 5, 3 [Gaisf. I 120]. Iren, bei Migne Patr. gr. 7, 1203 Col. 1 A. Diog. L. IX 113. Georg. Sync. I 382 B. Georg. Cedr. I 444), mochte es collationiert (ἠκριβωμένον) sein oder nicht. Ähnlich schwächt sich im Lateinischen die Bedeutung von Exemplum ab (s. d.).