RE:Ἐρείκη

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Heidekraut, Pflanzenart
Band VI,1 (1907) S. 411412
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Ἐρείκη, Heidekraut, Sträucher aus der Familie der Ericaceae (Reihe der Bicornes-Ericales) erwähnt von Aischylos Ag. 295. Hippokrates nat. mul. 32 (VII 356 ἐρίκην). Theocr. V 64. Nicander ther. 610. Theοphrastos nennt sie zweimal, nämlich hist. plant. I 14, 2: πλείω δ' ἀκρόκαρπα τῶν ἄλλων ἢ τῶν δένδρων οἷον τῶν τε σιτηρῶν τὰ σταχυώδη καὶ τῶν θαμνωδῶν ἐρείκη καὶ σπειραία καὶ ἄγνος καὶ ἄλλ' ἄττα ... und IX 11, 11, wo von der unfruchtbaren λιβανωτίς gesagt wird, sie wachse, ὅπουπερ ἐρείκη πλείστη. Dioskorides beschreibt sie (mat. med. I 117) als ein strauchiges Holzgewächs, ähnlich der Tamariske, jedoch viel kleiner; aus den Blüten gewinnen die Bienen schlechten Honig (vgl. Plin. n. h. XI 41. Sibthorp Flor. Gr. Prodrom. I 256). In der Medizin wurde die Blüte samt Blütenstand gegen Schlangenbiß angewandt. Damit ist zu vergleichen Galen ad Patern. c. 109: Erice adsimilis ericis (hyrice Cod. Luccens.), sed multum brevior est et acris valde, propter quod flos et comula eius serpentes et viperas fugat. Weitere Stellen bei Galen. XI 877 und den späteren Ärzten bieten botanisch nichts Neues. Plinius folgt n. h. XXIV 64 und XIII 114 derselben Quelle, daneben hat er aber auch noch andere benützt: n. h. XI 41–42, wo er vom Honig spricht und berichtet, zu Athen habe man sie tetradice genannt, auf Euboia aber habe sie sisyrum geheißen und für ein vorzügliches Bienenfutter gegolten, könnte Hyginus zu Grunde liegen (Varro r. r. III 16, 26 nennt als Bienenfutter, das flüssigen Honig erzeuge, siserae flos); XXIV 67 sagt er, Lenaios habe die myrice erica genannt, andere sie der tamarice gleichgestellt. (Heldreich Nutzpflanzen 39). Der lateinische Dioskorides hat IQH’ die Form hilicis (ilicis), welche sich auch in der hsl. Überlieferung des Plinius XXIV 64 findet und in die Glossen übergegangen ist, Corp. gloss. lat. III 560, 47: Erices carpu id est ilicis semen. Vgl. auch Galen. ad Patern. a. a. O. Nach Boissier Flor. orient. III 970. Halacsy Consp. flor. Graec. II 282 und Chloros Waldverhältnisse in Griechenland 32 kommen in Griechenland sicher nur zwei Heiden vor, Erica arborea L. und Erica verticillata Forsk. Zweifelhaft ist Erica multiflora. Erstere heißt nach Sibthorp a. a. O. heute noch Ῥίκι; ῥείκη attisch ritschi ausgesprochen, Fraas Synops. 195; τὸ Ῥεῖκι und τὰ Ῥείκια, auf Kreta ὁ Ῥεῖκος nach Heldreich Nutzpfl. 39; Pfl. d. att. Ebene 491 und 559 und Chloros a. a. O. Beide sind sehr häufig in der immergrünen Region (den Maquis) als Brennmaterial, zum Heizen der Backöfen und beim Kohlenbrennen benützt, vgl. die oben genannte Aischylosstelle. Koch Bäume und Sträucher 138. Murr Die Pflanzenwelt in der griech. Mythologie 272. Pickering Chronological history of plants 379. Heldreich Nutzpflanzen 39. Die Alten konnten beide Arten kaum unterscheiden, doch ist wohl hauptsächlich Erica arborea [412] gemeint. In Italien fiele unter den gemeinsamen Namen etwa noch: Erica carnea L., multiflora L., cinerea L., multicaulis Sal., scoparia L. und Sicula Spr. (Arcangeli Fl. ital. 357f.).

Abzuweisen ist Sprengels Einfall unter ἐ., wie er statt des überlieferten μυρίκη Theophr. hist. plant. I 10, 4 lesen will (Theophr.-Übersetz. II 49), die nur in den Halipeda wachsende fleischige Salicornia fruticosa L. (Anthrocnemum fruticosum Moquin-Tand.) zu verstehen, ebenso Kochs (a. a. O.) Bruckenthalia spiculifolia Sibth., da diese nur im äußersten Norden des Gebietes vorkommt. Plutarch de Is. et Osir. 15 erzählt von einer ἐ., welche die Totenlade des Osiris bei Byblos mit ihren Schößlingen umfing, sodann auf Befehl des Königs gefällt und als Stütze unter das Dach des Palastes gesetzt wurde, später jedoch auf Heischen der Isis herausgenommen und noch zu seiner Zeit in Byblos im Tempel der Isis verehrt wurde. Liegt hier nicht ein reines Märchen vor oder eine falsche Übersetzung eines ägyptischen Baumnamens, so könnte man höchstens an eine Tamariske, z. B. Tamarix articulata Vahl denken; vgl. auch Woenig Die Pflanzen im alten Ägypten 341ff. Murr a. a. O. 107 will daher mit Dierbach Flor. mythol. 54 statt ἐρίκη μυρίκη lesen. Von der mythologischen Bedeutung der ἐ. sagt Murr a. a. O.: ,Eine Personifikation der Heide haben wir in Erike, der Tochter des thessalischen Flußgottes Anauros vor uns (Hesych.), womit die Ufer dieses Bergstromes als vorzüglicher Wohnort von Heidesträuchern bezeichnet werden. (?) Nach dem Scholiasten zu Nikander (Alexiph. 451) gebrauchten die Mysten die Blätter des Heidekrautes wegen ihrer kühlenden, die Enthaltsamkeit befördernden Wirkung als Lager‘. Antike Etymologie: Etym. M. 372, 16 Ἐρείκω .... ἐξ αὐτοῦ δὲ ἐρείκη εἶδος δένδρου εὐχερώς σχιζόμενου.