22ff.) In nachdiocletianischer Zeit wurden die Anicii zur Verkörperung des vornehmsten stadtrömischen Adels. Ihr Besitz war weit über die Provinzen zerstreut; z. B. nennt das Itin. Ant. 61, 2. 62, 3 Villae Aniciorum in der Tripolitana; ihr Marmorpalast in Rom wurde durch seine Pracht sprichwörtlich (Secund. ер. 3 = Corp. SS. eccl. Vind. XXV p. 895). Namentlich seit um die Mitte des 4. Jhdts. der Mannesstamm ausstirbt und die Nachkommen der weiblichen Linie Anicius Auchenius Bassus und Sex. Petronius Probus das Geschlecht fortführen, weswegen sie als restitutores generis Aniciorum gepriesen werden (CIL XIV 2917. X 5651. CIG 2597. Auson. ер. XVI 2, 32), gelangt es zu seiner höchsten Blüte. Dazu trug wohl nicht wenig bei, dass beide sich zum Glauben ihrer Kaiser bekannten (CIL VI 1756. XIV 1875) und so die Anicii im Senat die Führer der christlichen Minderheit wurden (Prud. c. Symm. I 548ff. Zos. VI 7, 4). Sie gelangten daher fast alle zu den höchsten Ämtern, und am Ende des Jhdts. konnte man rühmen, dass es kaum einen A. gebe, der nicht Consul gewesen sei, ja manche kamen schon im Knabenalter zu dieser Würde (Claud. de cons. Ol. et Prob. 8—21. Hieron. ep. 130, 3. Aug. ep. 150 = Migne L. 22, 1108. 33, 645). Im Anfang des 4. Jhdts. waren sie durch Verschwägerung mit den Amnii in Eins verschmolzen (Symm. ер. I 2, 5. Auson. ер. XVI 2, 32. Prud. c. Symm. I 551), später mit den Pincii (CIL VI 1754), den Petronii und den Annii, welche ihrerseits wieder in die Auchenii aufgegangen waren (Claud. de cons. Ol. et Prob. 8), und in derselben Weise affiliierten sie sich allmählich fast die ganze römische Aristokratie, so dass sich im 5. Jhdt., wo man schon begann, ihnen kaiserliche Abkunft zuzuschreiben [2199] (Dessau Herm. XXIV 855. Seeck Jahrb. f. Philol. 1890, 638), kaum ein vornehmes Geschlecht in Italien findet, in welchem nicht auch der Name Anicius heimisch wäre. Wir haben diese verwickelten Verwandtschaftsverhältnisse, soweit sie sich übersehen liessen, in dem Stammbaum S. 2201/2 dargestellt und behandeln diejenigen Anicii, welche in denselben aufgenommen werden konnten, an dieser Stelle, während die anderen unter ihrem gewöhnlichen Rufnamen zu suchen sind. Vgl. Reinesius Syntagma inscr. ant. 1682 p. 66. Aschbach Sitz.-Ber. Akad. Wien 1870, 869. Seeck Symmachus p. XC.