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RE:Aple

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Dorf am chaldaeischen See
Band I,2 (1894) S. 2810 (IA)–2812 (IA)
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Aple (var. Aphle), nach Plinius (n. h. VI 134) am Chaldaeischen See gelegenes Dorf, von wo aus die Flotte Alexanders auf dem Pasitigris, dem jetzigen Kârun stromaufwärts nach dem 62½ Millien entfernten Susa fuhr (qua subiit ad eam [sc. Susa] classis Alexandri Pasitigri, vicus ad lacum Chaldaicum vocatur Aple, unde Susa navigatione LXII D p. absunt). Die angegebene Lage von A. stimmt so genau überein mit der des Dorfes Aginis (s. d.) in Susiane, das nach dem παράπλους des Nearchos (frg. 35 Müll., Arr. Ind. 42, 4. Strab. XV 729) in der Nähe der Einmündung [2811] des Tigris in einen See (λίμνη), oder richtiger eine Lagune, lag, von Susa 500 Stadien, also 62½ römische Meilen (die Meile zu 8 Stadien gerechnet), entfernt war und ebenfalls als der Ausgangspunkt für die Fahrt der Flotte auf dem Pasitigris (jetzt Kârun) nach Susa bezeichnet wird (s. Arrian. Ind. 42, 5 ἐνθένδε κατὰ τὸν Πασιτίγριν ἀνέπλωον), dass es sich in beiden Fällen nur um ein und denselben Ort handeln kann (als verfehlt muss die Auffassung Tomaschekss S.-Ber. Akad. Wien CXXI 1890 VIII 82, bezeichnet werden, wonach die bei Plinius angegebene Distanz von 62½ Millien sich auf die Brücke [σχεδία] über den Pasitigris-Karun bezieht, auf welcher Alexander das Heer über den Fluss nach Susa führte, und die nach Strabon XV 729 von Susa 60 Stadien, wofür Tomaschek nach Kramers Vorschlag 600 Stadien liest, entfernt war). Die beiden Namen A. und Aginis müssen daher identisch, einer von ihnen also fehlerhaft überliefert sein. Dies kann aber nur ΑΠΛΗ sein, das sich ungezwungen als eine Verlesung oder Verschreibung aus ΑΓΙΝΗ erklärt. Die Quelle, aus der bei Plinius die Angabe über A.-Agine stammt, ist, nach der ganzen Fassung der Stelle, ersichtlich das Werk jemandes, der an der Flottenfahrt selbst teilgenommen hat. Nearchos ist es nicht gewesen, denn während dieser sich zur Bestimmung der Lage von Aginis des Flusses bedient (Arrian. Ind. 42, 4 ἐς αὐτὸν τὸν ποταμὸν – ἵνα καὶ κώμη τῆς Σουσίδος, ἣν καλέουσιν Ἄγινιν. Strab. XV 729 πλησίον δὲ τοῦ στόματος κώμην οἰκεῖσθαι τὴν Σουσιανήν), benutzt der Gewährsmann des Plinius anstatt dessen die Lagune (lacus, λίμνη), die er, wieder im Unterschiede von Nearchos, mit einem besonderen Namen als den ,chaldaeischen See‘ bezeichnet; auch hebt er ausdrücklich hervor, dass die angegebene Entfernung zwischen A. und Susa von der Fahrt zu Schiff (navigatione), also nicht von der Luftlinie, zu verstehen sei; endlich spricht die aus A. wiederhergestellte Form Ἀγίνη, zunächst wenigstens, nicht für Nearchos. So wird man nur an Onesikritos denken können, der hier wohl direct benutzt worden ist, im Gegensatz zu Plinius n. h. VI 96ff., wo eine Übersicht seines Fahrtberichts nach dem Werke des Königs Iuba über Arabien (frg. 39 Müll.) gegeben ist. Der erste, der die Stelle des Plinius mit den entsprechenden Angaben des Nearchos bei Strabon und Arrianos in Verbindung gebracht hat, ist d’Anville, indem er den lacus Chaldaicus der den Tigris aufnehmenden Lagune (λίμνην τὴν ὑποδεχομένην τὸν Τίγριν Strab. XV 729) des Nearchos gleichsetzte (Mém. de l’Acad. des Inscr. et Belles-Lettr. XXX 1764, 180ff.; l’Euphrate et le Tigre 137), aber ohne daraus den so nahe liegenden Schluss auf die Identität von A. und Aginis zu ziehen. Jenes identificiert er wegen des angeblichen Gleichklangs mit dem modernen Ḥaffâr, dem arabischen Namen des Canals, der Šaṭṭ al-Ἁrab (Tigris) und Kârun (Pasitigris) verbindet, und nach dem zur Zeit Thévenots (17. Jhdt.) auch zwei zu beiden Seiten seines westlichen Endes liegende Schlösser benannt waren (Kout-Haffar, c’est-à-dire château de Haffar, De Thévenot Suite du Voyage de Levant 1674, 306). In jene Gegend verlegt d’Anville A. in die unmittelbare Nähe des Šaṭṭ al-Ἁrab, auf den er irrtümlicher Weise den Namen [2812] Pasitigris (s. d.) überträgt. Der lacus Chaldaicus soll dann zwischen dem Ḥaffâr und dem Meere gelegen haben, also da, wo jetzt die Insel Ἁbbâdân liegt. Vincent, der (The Voyage of Nearchus, Ausg. v. 1797, 408) mit Recht die Gleichheit von A. und Ḥaffâr bezweifelt, bestreitet aber (430. 435) in weniger glücklicher Weise auch die Identität des lacus Chaldaicus mit der λίμνη (s. auch u. Chaldaicus lacus). Auf die örtliche Identität von A. und Aginis haben zuerst Mannert (Geogr. d. Griech. u. Röm. V 2, 353) und Schmieder (zu Arrians Ind. 42, 4) hingewiesen, und ihnen sind Ritter (Erdk. v. As. X 29), Forbiger (Handb. d. alt. Geogr. II 586) und C. Müller (Geogr. gr. min. I 368) gefolgt. Doch muss hervorgehoben werden, dass die von Schmieder (a. a. O.) geäusserte und von Vincent (The Voyage of Nearchus translated 66), C. Müller (a. a. O. 367f.), Mc Crindle (The Commerce and Navigation of the Erythraean Sea 161f.) und Tomaschek (a. a. O. 81f.) gebilligte Ansicht, wonach Nearchos mit der Flotte gar nicht nach Aginis gekommen sei, sondern den Ort nur bei Gelegenheit der Fahrt von der Mündung des Euphrat nach der des Pasitigris (jetzt Kârun) erwähnt habe, an der Stelle des Plinius jedenfalls keine Stütze findet, selbst wenn dies, was sehr zweifelhaft, die allein mögliche Auffassung der betreffenden Stellen bei Strabon und Arrianos wäre. Das unweit der Tigrismündung gelegene Aginis-A. konnte sehr wohl, in Ermangelung einer anderen Localität, als Ausgangspunkt der Fahrt auf dem Pasitigris gelten und als solcher bezeichnet werden, da, worauf schon unter Aginis (oben S. 813) aufmerksam gemacht worden ist, die Mündungen des Tigris und Pasitigris in unmittelbarer Nähe von einander gelegen haben müssen, so etwa wie jetzt Šaṭṭ al-Ἁrab und Kârun bei Muḥammärä (ca. 5½ km. = 30 Stadien), weshalb auch nach Erwähnung der Tigrismündung, ohne Angabe einer Zwischendistanz, sofort auf den Pasitigris übergegangen wird. Die aus A. wiederhergestellte Form Ἀγίνη erleichtert die Heranziehung einiger anderer Ortsnamen, über deren Zusammenhang mit Aginis oder mit A. das unter Ampe, Ange Nr. 2 (s. auch unten u. Auge) und Alexandreia Nr. 13 Gesagte zu vergleichen ist. Die bei Plinius erhaltene Nachricht über A. hat ein besonderes Interesse noch dadurch, dass in ihr die Lagune, an der der Ort lag, mit dem besonderen Namen ,der chaldaeische See (lacus Chaldaicus)‘ bezeichnet wird. In den Inschriften der assyrischen Könige heisst sie gewöhnlich (nâru) Marratu (s. u. Aginis), aber Salmanassar II. (860–825) giebt ihr in seinen Stierinschriften (s. Amiaud et Scheil Les inscriptions de Salmanassar II 8. 46) daneben auch den Namen ,das Meer von Chaldaea‘ (tam-di ša [mâtu] Kal-di ša [nâru] mar-ra-tu i-qa-bu-ši-ni ,das Meer von Chaldaea, das man Marrat nennt‘). Die hiermit übereinstimmende Benennung bei Plinius beruht also wahrscheinlich nicht auf einem blossen Zufall (s. u. Chaldaicus lacus). Über die Lage von A. s. u. Aginis.