RE:Ariphrades

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Bruder d. Kitharavirtuosen Arignotos
Band II,1 (1895) S. 845 (IA)
Bildergalerie im Original
Register II,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|II,1|845||Ariphrades|[[REAutor]]|RE:Ariphrades}}        

Ariphrades, Sohn des Automenes (Ar. Vesp. 1275) und Bruder des Kitharavirtuosen Arignotos (s. d.), von Aristophanes wiederholt als cunnilingus gegeisselt (Equit. 1280 = Pac. 893 = Vesp. 1280 mit Schol.) und als Kinaede in Weibergesellschaft vorgeführt (Eccles. 129 mit Schol.). Im Scholion zu dieser Stelle wird er als κιθαρῳδός bezeichnet; man hat das wohl gefolgert aus Aristoph. Equit. 1287 καὶ Πολυμνήστεια ποιῶν καὶ ξυνὼν Οἰωνίχῳ schwerlich mit Recht; in der Vorlage der Stelle, einem Verse des Kratinos, heisst es: καὶ Πολυμνήστει’ ἀείδει μουσικήν τε μανθάνει: daraus macht Aristophanes parodisierend καὶ Πολυμνήστεια ποιῶν: er treibt Dinge, von denen in den erotischen Liedern des Polymnest (s. d. und Alkman o. Bd. I S. 1569) die Rede ist. Anders freilich Bergk De reliqu. com. Att. 231; seine Ansicht beruht aber schliesslich auf willkürlicher Deutung der dunkeln Hesychglosse Οἰωνίχου μουσεῖον (verstümmelt bei Kock CAF III 402, 25; die Phrase wird ironisch gemeint sein und auf das κασωρεῖον gehen, in dem nach Aristophanes auch A. seine Künste trieb; die rätselhaften letzten Zeichen sind wohl Abkürzungen = τὸ στ[εγύλλιον] u. s. w. ?). Ein ähnliches Bild, wie die Komiker, scheint Aischines der Sokratiker von dem Manne entworfen zu haben, s. Athen. V 220B (= frg. p. 12 Herm.). So gilt A. noch bei den nachchristlichen Sophisten als Typus eines weibischen Lüstlings, s. Lucian Pseudolog. 3. Halbertsma Prosopogr. Aristoph. 68f. (unerheblich).