RE:Aristonikos 14

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Sohn d. pergamen. Königs Eumenes_II.
Band II,1 (1895) S. 962964
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14) Unehelicher Sohn des pergamenischen Königs Eumenes II. Nach Iustin. XXXVI 4, 6 stammte er ex paelice Ephesia citharistae cuiusdam filia. Ähnlich Plut. Flamin. 21: Ἀ. ὁ τοῦ κιθαρῳδοῦ; vgl. Eutrop. IV 20, 1. Die Abstammung von Eumenes bezeugen, ohne Hinweis auf uneheliche Geburt, Sallust. ep. ad Mithr. 8. Liv. per. LIX. Flor. II 20. Oros. V 10,1. Einen Zweifel an der königlichen Abkunft deutet Strabon XIV 646 an: Ἀ. δοκῶν τοῦ γένους εἶναι τοῦ τῶν βασιλέων, und vielleicht Diod. XXXIV 2, 26. Der einzige, der sie direct leugnet, ist Vellei. Paterc. II 4, 1: mentitus regiae stirpis originem. Über seine Jugend ist nichts bekannt. Er trat erst hervor, als sein Bruder Attalos III. gestorben war (Frühling 133 v. Chr.) und sein Reich den Römern testamentarisch vermacht hatte. Gegen diese Verfügung trat A. auf und beanspruchte das ‚väterliche‘ Reich für sich. Die Zeit seines Auftretens bestimmt sich durch App. Mithr. 62, wonach bis zu seiner Gefangennahme (Ende 130) vier Jahre vergangen waren. Danach ist er schon im Frühling 133 hervorgetreten, d. h. unmittelbar nach dem Tode des Attalos, was auch an sich das wahrscheinlichste ist (Meier Pergam. Reich 416 berechnet die vier Jahre fälschlich auf 132–129). Anfangs trat A. nur an der Küste auf. Das feste Leukai, zwischen Phokaia und Smyrna, scheint sein Hauptstützpunkt gewesen zu sein (Strab. a. O.). Auch manche anderen kleinasiatischen Städte schlossen sich dem Sprössling des alten Königshauses an (vgl. App. a. O.), so namentlich Phokaia (Iustin. XXXIII 1, 1). Dass Pergamon zu ihm gehalten habe (wie Bücher 109, 1 annimmt), ist nirgends überliefert (richtig Ihne R. G. V 74, 1), und wird jetzt durch die pergamenische Inschrift nr. 249 (ed. Fränkel) ausgeschlossen. Denn dieser Volksbeschluss ist nach meiner Auffassung zur Zeit des Aufstandes des A. gefasst worden und richtet seine Spitze gerade gegen diese Bewegung (dem Herausgeber ist der Zusammenhang mit diesen Ereignissen entgangen). Daher darf man auch nicht mehr annehmen, dass A. mit den attalischen Schätzen seine Truppen geworben habe (Bücher a. O.). Er wird zunächst nur durch seinen königlichen Namen in den Küstenstädten gewirkt und dann mit den Hülfsmitteln dieser operiert haben. Durch eine Niederlage, die ihm die Ephesier bei Kyme zur See beibrachten (nach App. a. O. möchte man meinen, sie seien später zu ihm übergetreten), wurde er gezwungen, die Küste, im besonderen Leukai, aufzugeben und sich in das Binnenland zurückzuziehen (Strab. a. O.). Hier gährte es damals unter den Proletariern und Sclaven, die ganz wie in Sicilien das unerträgliche Joch abschütteln wollten. Es war ein genialer Gedanke des A., sich diese Bewegung zu nutze zu machen und die Kräfte, die für diese sich regten, für seine Zwecke zu verwerten. Er bot sich den Unzufriedenen als Führer an, versprach ihnen zum Lohn die Freiheit (oder waren sie schon vorher zur Freiheit aufgerufen? vgl. Strab. a. Ο. δούλων ἐπ’ ἐλευθερίᾳ κατακεκλημένων) und nannte sie als Mitglieder des künftigen socialistischen Staates ‚Heliopoliten‘ (Strab. Diod. a. O.). Durch diese fanatischen Scharen verstärkt, begann er nun die widerstrebenden Städte zu erobern, so Thyateira, [963] dann Apollonis (beide in Lydien) und andere feste Plätze (Strab. a. O.). Die Eroberung von Myndos, Samos, Kolophon (Flor. a. O.) mag auch in diese Zeit gehören. So gewann A. einen grossen Teil des väterlichen Reiches wieder und schien schon wie ein König dazustehen (Iustin. XXXVI 4, 7: iustusque iam rex videretur). Ganz Asien war mit Aufruhr und Krieg erfüllt (Plut. Flamin. 21). Erschreckt rüsteten die Städte, die zu Rom hielten; auch die Könige von Bithynien und Kappadokien schickten den Städten Hülfstruppen, ohne jedoch, wie es scheint, dem Fortschreiten der Bewegung Einhalt zu thun. Die pergamenische Inschrift nr. 249 lehrt, in welcher Weise Pergamon (und ähnlich vielleicht andere Städte) der Bewegung von vornherein die Spitze abzubrechen suchten: Die bisher im Paroekenstande Befindlichen (namentlich die Soldaten) wurden zu Bürgern (πολῖται), die niederen Schichten aber, besonders die königlichen und städtischen Sclaven, wurden zu Paroeken erhoben. Zugleich wurden diejenigen, die seit dem Tode des Königs Stadt oder Land von Pergamon verlassen hatten oder noch verlassen sollten, als ἄτιμοι erklärt und ihr Vermögen eingezogen. Durch diese Bestimmungen sollte offenbar der Zulauf zum A. verhindert werden (anders Fraenkel a. O.). Die Römer, die damals mit Tib. Gracchus beschäftigt waren, hatten den A. zwei Jahre lang ruhig gewähren lassen (133–132). Im J. 132 hatten sie eine Gesandtschaft von fünf Männern nach Pergamon geschickt, wohl nur zur Information. Scipio Nasica, der sich unter ihnen befand, starb in Pergamon, das ja den Römern offen stand (s. o. Näheres Bücher 109, 1). Nachdem die Gefahr ausserordentlich gewachsen war, entschlossen sich die Römer endlich im J. 131, den Consul P. Licinius Crassus Mucianus mit einem wohlgerüsteten Heere nach Asien zu schicken (Strab. Oros. a. O.). Diesem schlossen sich starke Contingente von Nikomedes von Bithynien, Mithridates V. von Pontos, Ariarathes von Kappadokien und[WS 1] Pylaimenes von Paphlagonien an (Iustin. XXXVII 1, 2; vgl. XXXVIII 5, 3. Eutrop. Oros. a. O.). Andererseits hatte A. inzwischen nach Plünderung so vieler Städte die Mittel gefunden, auch thrakische Söldner anzuwerben (Valer. Max. III 2, 12). Auch der Anhang der griechischen Städte mag sich gemehrt haben. Der Philosoph Blossius, der nach dem Tode seines Lieblings Tib. Gracchus Italien verlassen hatte, begab sich zum A., in dem er gleichfalls einen Vertreter der Bedrängten sah (Plut. Tib. Gracch. 20). Von der Kriegsführung des Crassus ist wenig bekannt. Iustin. XXXVI 4, 7 wirft ihm vor, mehr auf die Bergung der attalischen Beute als auf den Krieg bedacht gewesen zu sein. Die Festung Leukai wurde von ihm belagert (Gell. I 13, 11). Erst als Crassus nach Beendigung seines Amtsjahres als Proconsul abziehen wollte, also im J. 130, kam es bei Leukai zur Entscheidungsschlacht, in der A. einen grossen Sieg erfocht. Crassus floh nach verlorener Schlacht mit dem Rest seines Heeres nordwärts (offenbar wollte er nach dem römisch gesinnten Pergamon, bezw. Elaia), wurde aber zwischen Elaia und Myrina (so wird auch Val. Max. III 2, 12 statt Zmyrna zu schreiben sein, vgl. Kempf z. d. St.) von den Thrakern des A. eingeholt und niedergemacht [964] (Val. Max. a. O. Front. Strat. IV 4, 16. Oros. a. O., entstellt bei Flor. a. O.; bei Strabon, Livius, Eutropius wird ungenau gesagt, er sei in der Schlacht selbst gefallen). Das Haupt des Crassus wurde dem A. überbracht, seine Leiche in Smyrna (oder wohl besser Myrina?) begraben (Eutrop. a. O.). Auch Ariarathes von Kappadokien ist in diesen Kämpfen gefallen. Noch in demselben J. 130 erlitt A. von dem Nachfolger des Crassus, M. Perpenna, der das Commando in Asien erhalten hatte, eine vollständige Niederlage. A. floh nach Stratonikeia in Karien und wurde hier, wohl gegen Ende 130, durch Hunger zur Übergabe gezwungen (Liv. Flor. Eutrop. a. O.). Perpenna schickte ihn mitsamt den attalischen Schätzen nach Rom und starb darauf in Pergamon (Strab.; vgl. Iustin. a. O.). Blossius nahm sich das Leben, als er A.s Versuch gescheitert sah (Plut. Tib. Gracch. 20). Der Nachfolger des Perpenna, M’. Aquilius, warf dann den Aufstand völlig nieder (Flor.). A. ist in Rom, wohl noch im J. 129, auf Befehl des Senates im Gefängnis erdrosselt worden. Vom Triumph war Abstand genommen, weil der Sieger Perpenna gestorben war (Eutrop.). Nach Velleius a. O. hätte ihn M’. Aquilius im Triumph aufgeführt (vgl. Sallust. ep. ad Mithr. 8). Dann könnte A. erst 128 getötet worden sein. Vgl. M. H. E. Meier bei Ersch und Gruber, Pergam. Reich 416ff. K. W. Nitzsch Die Gracchen 334ff. Mommsen R. G. II 53ff. 77. Ihne R. G. V 71ff. Vor allem: Karl Bücher Die Aufstände d. unfreien Arbeiter 143–129 v. Chr. 100ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnd