188) L. Cornelius Lentulus war der zweite Sohn des L. Lentulus Caudinus Nr. 211 (L. f. L. n. Fasti Cap.). Er diente unter P. Scipio in Spanien und führte nach dessen Abberufung Ende 548 = 206 dort als Privatmann mit proconsularischem Imperium den Oberbefehl (Liv. XXVIII 38, 1). Für das folgende J. 549 = 205 wurde er zwar zusammen mit seinem älteren Bruder Cn. Lentulus Nr. 176 zur curulischen Aedilität befördert, blieb aber auf seinem Posten in der Provinz (Liv. XXIX 11, 12). Er besiegte gemeinsam mit L. Manlius Acidinus in einer grossen Feldschlacht die aufrührerischen Stämme der Ilergeten und Ausetaner unter Indibilis und zwang sie zur Anerkennung der römischen Herrschaft (ebd. 2, 1–3, 5). Das Imperium wurde ihm daher in den nächsten Jahren regelmässig prolongiert (ebd. 13, 7. XXX 2, 7. 41, 4f.). Erst 554 = 200 kehrte er nach Rom zurück und forderte auf Grund seiner Erfolge den Triumph. Man erkannte seine Verdienste an, aber verweigerte ihm die Ehre, weil es gegen das Herkommen verstiess, sie einem Promagistrat mit ausserordentlichem Commando zu bewilligen; indessen setzte er es schliesslich durch, dass er im kleinen Triumphe (ovans) einziehen durfte, ganz so wie einige Jahre später unter denselben Verhältnissen Cn. Cornelius Blasio Nr. 74 (Liv. XXXI 20, 1–7; vgl. über diese spanischen Statthalter Mommsen St.-R. I 131. II 652). Darauf erhielt Lentulus das Consulat für 555 = 199 (Fasti Cap. Chronogr. Idat. Chron. Pasch. Liv. XXXI 49, 12) und leitete die Geschäfte in Rom. Auf die Nachricht von der Niederlage des Praetors Cn. Baebius Tamphilus eilte er auf den oberitalienischen Kriegsschauplatz und blieb hier bis ins nächste Jahr hinein, ohne viel auszurichten (Liv. XXXII 1, 2f. 2, 7. 7, 1. 7f. 8, 3. 9, 5.
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26, 2). Nach Beendigung des makedonischen Krieges ging er 558 = 196 in wichtiger diplomatischer Mission nach dem Osten; die Berichte nennen ihn hier nur L. Cornelius, weil sie aus griechischer Quelle stammen, doch ist jedenfalls nur an L. Lentulus zu denken und nicht an einen andern Mann, etwa wie L. Scipio, der spätere Asiagenus, war, den weder sein Geist noch sein damaliger Rang dazu befähigten. Der römische Gesandte reiste von Selymbria nach Lysimacheia zur Conferenz mit König Antiochos über die ägyptische Frage. Rom trat als Beschützer der Ptolemaier und der kleinasiatischen Griechen sehr entschieden auf, ebenso wahrte der König seine Rechte mit aller Schärfe, und beide Parteien konnten nicht verkennen, dass der Conflict unvermeidlich würde; auf die falsche Meldung vom Tode des ägyptischen Königs wurden die Verhandlungen eilig abgebrochen (Polyb. XVIII 49, 2–52, 5; daraus Liv. XXXIII 39, 1ff. 41, 1ff.). Wenn Appian. Syr. 3 von τῶν πρέσβεων Γναῖος ἡγούμενος spricht, so hat er wahrscheinlich nur die gleichzeitige Sendung des Cn. Lentulus an die mit Antiochos verbündeten Aitoler mit der seines Bruders L. Lentulus an den König selbst zusammengeworfen. Ob dieser Decemvir sacrorum war, ist nicht zu ermitteln (vgl. Nr. 187).