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RE:Datis 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Pers. Feldherr
Band IV,2 (1901) S. 22272229
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Datis (altpersisch Dāt, gekürzt aus Dātwēh, F. Justi Iranisches Namenbuch 81). 1) Persischer Feldherr. Er war Meder (Herod. VI 94), sein Vorleben ist unbekannt; er wurde mit Artaphrenes, dem Neffen des Dareios, von letzterem an die Spitze des Heeres und der Flotte gestellt, welche 490 ausgesandt wurde, um Griechenland zu unterjochen (Herod. a. a. O. Corn. Nep. Milt. 4, 1). Bei Herod. VI 119. VII 8. 10. 74 werden beide gemeinsam als Oberbefehlshaber genannt, doch scheint D., dem gegenüber Artaphrenes in der Erzählung des Kriegs ganz zurücktritt, die eigentliche Leitung des Feldzugs gehabt zu haben (Duncker Gesch. des Altertums⁵ VII 115. A. Buchholz Quaestiones de Persarum satrapis 29, bei Diod. XI 2. 2 ist er allein als Befehlshaber genannt;. Im Frühjahr 490 sammelte sich das Heer, dessen Stärke unbekannt ist (Vermutungen darüber bei Duncker a. a. O. VII 114. Busolt Griech. Gesch.² II 575. Delbrück Perserkriege und Burgunderkriege 161: Gesch. der Kriegskunst I 411 in Kilikien und schiffte sich dort ein; von da fuhr die Flotte (600 Schiffe) nach Ionien und dann quer durch das aegaeische Meer, dessen Inseln den Herolden des Dareios [2228] vorher die Zeichen der Unterwerfung geleistet hatten (Herod. VI 49). Zuerst gingen sie auf Naxos los, welches 499 von den Persern vergeblich angegriffen worden war (Herod. V 28ff.); die Einwohner flüchteten, die Stadt wurde verbrannt (Herod. VI 95. 96. Plut. de Herod. malign. 36). Dann hielt die Flotte bei Delos, wo D. im Auftrag des Königs die Einwohner schonte und Apollon ein grossartiges Rauchopfer darbrachte (Herod. VI 97); die von v. Schoeffer (De Deli insulae rebus 23ff.) gegen diese Thatsache erhobenen Bedenken — er sieht darin eine Erdichtung von Seiten der Delier — sind schwerlich begründet, da die Verehrung des Apollon durch Dareios bekannt ist (Bull. hell. XIII 529ff.) und es sich seitdem durch ein urkundliches Zeugnis herausgestellt hat, dass D. den delischen Göttern ein Weihgeschenk darbrachte (in einer unedierten delischen Rechnungsurkunde nach der Mitteilung Bull. hell. XIII 539; der Name des D. in dem Inventar des J. 279 II 95. 96, Bull. hell. XIV 410 ist allerdings später übergeschrieben, vgl. Bull. hell. XV 113). Dann nahm D. von den Inseln Truppen und Geiseln auf und richtete die Fahrt gegen Euboia (Herod. VI 99ff.). Karystos, das früher verschmäht hatte zu huldigen, wurde zur Übergabe gezwungen; der Hauptangriff richtete sich gegen Eretria, das nach einer Berennung von sieben Tagen durch Verrat fiel und verbrannt ward (s. die Schriftstellerzeugnisse bei Busolt a. a. O. II² 578, 3). Dann wandte sich D. gegen Athen; die Nachricht Diodors (X 27) von einer von ihm an die Athener gerichteten Aufforderung, sich zu unterwerfen, die er aus der Vorgeschichte der Meder begründete, ist wohl ephoreisches Machwerk (Bauer Jahrb. f. Philol. Suppl. X 340). Das persische Heer, in dessen Hauptquartier sich der vertriebene Tyrann Hippias befand, landete auf dessen Rat in der Ebene von Marathon (Herod. VI 102). Über D.s Befehlgebung in der Schlacht von Marathon werden wir aus der ältesten Überlieferung (Herod. VI 111ff.) nicht unterrichtet; Ephoros, dessen Bericht bei Corn. Nep. Milt. 5 vorliegt (vgl. Wiener Stud. VI 9ff.), lässt D. die Offensive ergreifen, eine Ansicht, die von neueren Gelehrten wieder aufgenommen wurde (Delbrück Perserkriege 52ff. 68ff.; Gesch. der Kriegskunst I 48ff.). Ktesias Angabe (Pers. 18), D. sei bei Marathon gefallen und die Auslieferung seines Leichnams den Persern verweigert worden, hat nur den Zweck, seine Geschichte um einen sensationellen Zug zu bereichern. Den Persern gelang es, die Einschiffung ihres geschlagenen Heeres zu bewerkstelligen, ohne mehr als sieben Fahrzeuge bei dem sich an dem Strande entspinnenden Kampfe zu verlieren; D. richtete die Fahrt der Flotte um das Vorgebirge Sunion herum gegen den Phaleronhafen (Herod. VI 114ff.), gewiss nicht in der Absicht eines Angriffs, wozu die Kräfte des geschlagenen und moralisch deprimierten Heeres nicht ausgereicht hätten, sondern als Demonstration (Wiener Stud. VI 22. Delbrück Perserkriege 57ff.). Inzwischen waren auch die Athener in die Stadt zurückgekehrt. D. fuhr darauf direct auf demselben Wege, auf welchem er gekommen war, nach Asien zurück (Herod. VI 118ff.|; es wird nur sein Aufenthalt in Mykonos und Delos erwähnt, der ebenfalls mit der Verehrung [2229] des Apollon zusammenhing (dazu Paus. X 28, 6. Suid. s. Δᾶτις 2). Die Voraussetzung von welcher Ephoros Erzählung (frg. 107 und Corn. Nep. Milt. 7, 3) ausgeht, dass D., während Miltiades Paros belagerte, mit seiner Flotte noch bei Mykonos weilte, ist mit Herodot unvereinbar (Hauvette a. a. O. 273. Busolt a. a. O. II² 599). Immerhin hatte der Feldzug den Erfolg, dass die Kykladen den Persern unterworfen waren; die gefangen genommenen Einwohner von Eretria wurden nach Susa gebracht und von Dareios im kissischen Lande angesiedelt (Herod. VI 119).

Wir erfahren nichts davon, dass die Niederlage von schlimmen Folgen für D. gewesen wäre; wir wissen nichts von seinem weiteren Schicksale. Seine beiden Söhne Harmamithres und Tithaios treten im Xerxeszuge als Reiterbefehlshaber auf (Herod. VII 88). Auf dem die Marathonschlacht darstellenden Gemälde der Poikile waren auch D. und Artaphrenes dargestellt (Plin. n. h. XXXV 57, dazu Robert Die Marathonschlacht in der Poikile, 18. Hallisches Winckelmannsprogramm 1895, 27).

Litteratur: Busolt Griech. Gesch.² II 575f. Duncker Gesch. d. Altert.⁵ VII 108f.; Abhandlungen aus der griech. Gesch. 21ff. Holm Gesch. Griechenlands II 18f. Grote Hist. of Greece² IV 256f. Curtius Griech. Gesch. II³ 11ff. Beloch Griech. Gesch. I 355ff. Delbrück Die Perserkriege und die Burgunderkriege 52f.;: Gesch. der Kriegskunst I 41ff. Hauvette Hérodote historien des guerres Médiques (Paris 1894) 143f. 236f. F. Justi Gesch. des alten Persiens 101. Spiegel Erân. Altertumskunde II 370ff. Nöldeke Aufsätze zur persischen Geschichte 40ff. Macan Herodotus the fourth, fifth and sixth books (London 1895) II 149ff. Maspero Hist. ancienne des peuples de l’Orient classique III 707ff.